Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
sich vor den dunklen körperlosen Wächtern. Am liebsten würde er dann zu ihr gehen, sie in den Arm nehmen und ihr ein altes Lied vorsingen, das auch schon seine eigenen Töchter beruhigt hatte. Doch die Ketten hielten ihn fest und die vergiftete Messerspitze ließ nicht lange auf sich warten.
Als sich die Tür öffnete und die Dschinn hereinrauschten, fürchtete er, dass es wieder so weit war. Doch wenig später stand der Rothaarige vor ihm und lächelte ihn boshaft an. »Wie es aussieht, kommt der Anführer der Christen jetzt doch aus seinem Versteck gekrochen.«
David fiel es schwer, seine Enttäuschung zu verbergen. Er hatte gehofft, dass sich der Papst auch weiterhin von Rom fernhalten würde. Warum kehrte er jetzt zurück? War die Pest besiegt? Oder zwangen ihn seine Geschäfte dazu?
»Es ist also an der Zeit, dass ich mein Versprechen wahr mache und ihm die Gegenstände bringe«, fuhr Malkuths zweites Ich fort. »Wer weiß, vielleicht halte ich ja schon bald den Heiligen Gral in meinen Händen.«
»Tu, was du willst«, murmelte David wie betrunken. »Ich sage dir noch einmal, unter den Gefäßen ist nichts Wundertätiges. Sonst wären die Templer längst unsterblich.«
»Wir werden sehen. Und außerdem, wer weiß, was wir unter den Schätzen des Papstes noch finden werden. Soll ich ihm von dir etwas ausrichten?«
Der Rothaarige ergriff Davids Haarschopf und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen.
»Fahr zur Hölle«, knurrte David und verfluchte innerlich seine Schwäche. Was nützte ihm Ashalas Gabe, wenn er nicht die Kraft hatte, sich gegen ein Gift zur Wehr zu setzen, das von Derwischen erschaffen worden war.
Der Rothaarige lachte spöttisch auf. »Ich glaube kaum,dass der Papst das gern hören will, aber wenn du möchtest ... Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ein Jude das gesagt hat, dann könnte er eine erneute Verfolgung deiner Glaubensbrüder in Erwägung ziehen.«
»Du mieser …« Weiter kam David nicht, denn im nächsten Augenblick bohrte sich die vergiftete Klinge wieder in seinen Arm und sein Blick wurde trüb.
Es war eine der wenigen Nächte, in denen Papst Bonifatius VIII. ruhig schlafen konnte. Seit seinem Amtsantritt am 24. Dezember hatte er sich gefühlt, als läge ein scharfes Messer zwischen seinen Schultern. Nicht nur Gesuche aus sämtlichen christlichen Ländern machten ihm zu schaffen, auch der neue König von Frankreich bereitete ihm zunehmend Unbehagen. Offenbar bildete Philipp, der sich den Beinamen der Schöne gegeben hatte, sich ein, über dem von Gott eingesetzten Oberhaupt der Kirche zu stehen.
So hatte er sich das Amt, das er von Coelestin V. übernommen hatte, nicht vorgestellt. Als er begann, seinem früheren Herrn durch ein Loch in der Schlafzimmerwand einzuflüstern, das Amt laste zu schwer auf ihm, hatte er noch geglaubt, es besser schultern zu können als der alte Eremit Pietro. Doch jetzt erfuhr er das Gegenteil.
Er wurde den asketischen Schatten seines abgedankten Vorgängers nicht los. Zwar hatte jener freiwillig auf das Papstamt verzichtet und lebte als Eremit in seiner Einsiedelei auf dem Berg Murrone, doch er wurde zunehmend als Heiliger verehrt. Seine Vertrauten lagen Bonifatius, der eigentlich Benedetto Caetani hieß, in den Ohren, das Problem endlich aus der Welt zu schaffen, doch er konnte sich nicht dazu durchringen, den Mann umbringen zu lassen.Eine Haft wäre möglich, doch im Moment gab es Wichtigeres. Nicht einmal die Pest, die unterhalb des Petrusberges in den Straßen Roms wieder aufgeflammt war, beunruhigte ihn jetzt. Die Reise von Neapel hatte an seinen Kräften gezehrt und seine Knochen derart durcheinandergerüttelt, dass er nur gehofft hatte, bald wieder in seinen Gemächern zu sein und sein weiches Bett genießen zu können.
Gott ist mit mir , hatte er gedacht, als er endlich in die Kissen sank, und nun schien ihn der Traum, der ihn umfangen hielt wie die Arme einer Geliebten, darin zu bestätigen. Er wandelte durch einen Garten Eden. Überall erklangen Harfen, und engelsgleiche Gestalten reichten ihm Wein, Früchte und Honig.
Doch plötzlich schien etwas die Ruhe zu stören. Ein Geräusch, das nicht in seinen Traum passte, brachte ihn dazu, sich umzuwenden. Als er den schwarzen Nebel sah, der sich ihm rasch näherte, wurde er wach.
Allerdings zeigte sich nun, dass sein gesamtes Gemach mit diesem seltsamen schwarzen Nebel erfüllt war, der durch die Ritzen des Fensters drang, seltsame Gestalten formte und dann das Fenster
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