Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
seinem eigenen Schatz hinzufügen wollte?
Offenbar nicht.
»Tragt Sorge, Gottes Auftrag zu erfüllen. Tut Ihr dies zu seiner Zufriedenheit, sollt Ihr reich belohnt werden.«
Bonifatius sank auf die Knie. »Ich danke Euch!«
Vincenzo wich vom Fenster des päpstlichen Schlafgemachs zurück. Was er da hörte, konnte er kaum glauben. Der Papst sollte gegen die Katharer in Südfrankreich vorgehen! In Südfrankreich hatte Sayd auch die Menschen vermutet, die er in seiner Vision gesehen hatte. Handelte es sich um ein und dieselben?
Vincenzo ließ sich fallen und landete sicher auf dem Burghof. Es würde nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Rauchgestalten den Papst wieder verließen, dann wäre er hier sicherer. Er hatte genug gehört und war froh, dass er seinem ersten Impuls nicht gefolgt war.
Anstatt zu fliehen, hatte er beschlossen, alles zu tun, um seine Kameraden zu befreien. Natürlich war ihm klar gewesen, dass es schwer sein würde, diese Rauchgeister zubezwingen. Nachdem er eine Weile gegrübelt hatte, wie jene Monstren sie hatten finden können, war ihm eingefallen, dass sie sich von gewöhnlichen Menschen besonders darin unterschieden, dass sie keinerlei Körpergeruch hatten. Kurzerhand hatte er von einem Karren, der die Kleider von Pesttoten transportierte, einige Stücke genommen und sich, seinen Ekel unterdrückend, darin eingehüllt.
Offenbar ging sein Plan auf, denn die Gestalten, die von einem rothaarigen Krieger angeführt wurden, hatten ihn nicht bemerkt. So hatte er miterleben müssen, wie der Anführer der Rauchgestalten, jener rothaarige Mann, dem sie bei Gabriels Haus begegnet waren, David mit dem Leben des Kindes erpresst hatte. In dem Augenblick war ihm klar gewesen, dass Malkuth die Hände im Spiel haben musste.
Natürlich hatte David ihm erzählt, was er wusste, doch das würde ihn nicht zu Laurina führen. Und den Heiligen Gral würde der Emir durch sie nicht finden.
Dann allerdings hatte er mitbekommen, dass der Rothaarige samt ein paar Rauchgestalten zur Burg des Papstes gezogen war. Und nun hatte er erfahren, dass Malkuth wusste, wo Laurina und Sayd zu finden waren. Montaillou hämmerte es in seinem Kopf, während er zu dem Pesthaus zurückeilte. Warum wusste dieser rothaarige Bastard mehr als selbst Sayd? Oder hatte Sayd diese Bedrohung vorausgesehen, als sein Gott ihm die Vision schickte? Hatte er mittlerweile auch herausgefunden, wo die Menschen, die sich Katharer nannten, lebten?
Bevor er die Stadt verließ, wollte er noch einmal nachsehen, ob es möglich war, seine Freunde doch zu befreien. Unbemerkt von den Wachposten verließ er die Burg und rannte zurück zu dem Stadtpalast, in dem seine Freunde festsaßen. Doch schon beim Näherkommen spürte er die Präsenz der Rauchdämonen. Allein würde er gegen sienichts ausrichten können. Ratlos stand er neben dem benachbarten Haus und befragte sein Innerstes. Was ist richtig? Soll ich fortgehen oder nicht? Dann war es ihm plötzlich, als würde ein Lichtstrahl in seinen Geist fallen. Sayd mag weit entfernt sein, doch vielleicht gibt es eine Möglichkeit, schneller nach Montaillou zu kommen.
Als er kehrtmachte, sah er die dunklen Rauchschwaden durch die Gasse schweben. Sie kamen zurück. Rasch wirbelte er herum und verschwand hinter dem Gebäude.
26
N ach dem Fest, das die Christen Weihnachten nannten und das uns einen Korb mit Kuchen und Pasteten einbrachte, wurde das Wetter glücklicherweise etwas milder, ein Umstand, den ich nutzte, um die Gegend zu erkunden. Die Landschaft war recht karg, aus dem Boden ragten beinahe mehr Steine als Pflanzen. Die Zweige des vertrockneten Lavendels verströmten einen würzigen Duft und an den Orangenbäumchen baumelten halb verschrumpelte Früchte.
Mein Lieblingsort wurde ein bislang noch kahler Olivenhain in der Nähe der Stadt, von dem aus ich einen guten Blick auf das Gebirge und Ax hatte. Hierher zog ich mich auch heute zurück, um meine Notizen zu machen. Das Frauengewand, das ich trug, behinderte mich wie immer beim Laufen, doch ich verzichtete darauf, es hochzuraffen. Auf Wunsch von Sayd und um die Leute nicht misstrauisch zu machen, trug ich ein einfaches Leinenkleid, das ich auf dem Marktplatz erstanden hatte, und unterschied mich damit kaum noch von den anderen Mädchen hier. Überraschenderweise gab es recht viele hellhaarige Frauen, sodass ich mir immerhin um mein Haar keine Sorgen zu machen brauchte.
Auf einem großen, blanken Stein, den ich zu meiner Sitzgelegenheit
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