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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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machte, wenn man verliebt war. Und dass man mit allen Kräften versuchte, sich von dem unseligen Feuer in seinem Herzen zu befreien – auch wenn das vollkommen unmöglich war.
    »Du solltest ihn trotzdem fragen. Es wird ihn bestimmt freuen, dir etwas beibringen zu können, dann muss er sich nicht mit mir abplagen.«
    »Meinst du?« Giselles Augen wurden groß. Kaum zu glauben, dass sie vor einigen Wochen noch der Meinung gewesen war, das Verhältnis zu einem Mann sei eine Sünde. Jetzt brannte in ihr der Wunsch, ständig bei Jared zu sein – auch wenn sie es nicht offen zugeben würde. »Ich hatte eigentlich das Gefühl, dass er dich mag.«
    »Er war mein Lehrmeister. Und wir sind Freunde. Mehr nicht. Ich glaube wirklich, dass er dich mittlerweile mehr mag als mich.«
    Giselle schlug die Augen nieder und presste ein kurzes »Oh« hervor, als würden meine Worte sie überraschen.
    »Wenn du möchtest, frage ich ihn.«
    »Nein, lass nur, ich … ich werde ihn selbst fragen, wenn es sich ergibt.«
    Ich nickte und wandte mich wieder meinem Bündel zu.
    »Laurina?« Giselle rupfte ein paar gelbe Grashalme ab, betrachtete sie und blies sie dann von der Handfläche.
    »Ja?«
    »Ich habe eine Frage an dich.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. Was konnte sie mich fragen wollen? Ob Jared noch frei war? Oder wann sie ihn am besten allein antreffen konnte? So erwartungsvoll, wie sie mich ansah, konnte sich ihre Frage wohl um nichts anderes drehen. »Nun sag schon, was möchtest du wissen«, ermunterte ich sie.
    »Wie ist es, mit drei Männern durch die Welt zu ziehen?«
    Überrascht schnappte ich nach Luft. Jetzt wäre es mir doch lieber gewesen, wenn sie mich nach Jared gefragt hätte. So beschämt, wie sie tat, vermutete sie hinter unserer Gemeinschaft sicher etwas Unanständiges.
    »Gabriel hat mich gerettet, nachdem ich Schiffbruch erlitten hatte«, erklärte ich. »Die anderen beiden sind seine Freunde. Sie haben mich aufgenommen, nachdem ich meine Familie auf dem Schiff verloren hatte.«
    Diese recht einfache Zusammenfassung der damaligen Ereignisse schien sie mir abzunehmen.
    »Du und Gabriel, ihr …« Sie stockte und lief dunkelrot an. Offenbar hatte sie unsere Berührungen und heimlichen Küsse bemerkt.
    »Wir sind ein Paar, das ist richtig.«
    »Seid ihr verheiratet?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, aber das müssen wir auch nicht sein. Jeder von uns will seinen eigenen Glauben behalten und außerdem … gibt es andere, stärkere Bande, die uns zusammenhalten.«
    Giselle sog die Worte begierig auf. Ich ermahnte mich selbst zur Vorsicht, denn ich wusste, wenn sie ihrer Schwester davon berichtete und diese die Worte wiederum an ihreGroßmutter weitergab, konnte unser Bleiben an diesem Ort gefährdet sein. Ich war fest davon überzeugt, dass wir hier nur geduldet waren, weil Jeanne d’Azième, Rolands Mutter, es so wollte.
    »Welche Bande sind das?«
    »Liebe, Vertrauen, Loyalität«, antwortete ich und setzte im Stillen Unsterblichkeit hinzu.
    »Das verbindet auch Ehepartner«, entgegnete Giselle ein wenig ungläubig. »Wie …«
    Plötzlich ertönte ein Schrei. Beinahe gleichzeitig fuhren Giselle und ich auf. »Das war eine Kinderstimme«, wisperte meine Freundin erschrocken und blickte sich ratlos nach allen Seiten um.
    »Sie kam aus der Richtung!« Ich deutete gen Westen, wo ich das schwache Echo des Schreis immer noch vernehmen konnte.
    »Da hinten ist ein Abhang!«, rief Giselle entsetzt, dann rannte sie los.
    Ich folgte ihr über Steine und trockene Grasbüschel, bis wir schließlich die Felskante erreichten. Ein kleines Mädchen stand weinend davor. Giselle eilte sogleich zu ihr und zerrte sie von dem Abgrund weg.
    »Was ist passiert?«, fragte sie, die Kleine im Arm wiegend.
    »Mein Bruder!«, schluchzte sie. »Er ist abgestürzt.«
    Ich trat näher an die Kante heran. Aus der Schlucht, die verhältnismäßig tief war, tödlich für jeden, der hinunterstürzte, wehte mir eine frische Brise entgegen. Ich fürchtete schon, dass der Bruder des Mädchens auf dem Grund der Schlucht zerschellt war, doch dann entdeckte ich ihn auf einem schmalen Felsvorsprung.
    »Was ist, siehst du ihn?«, fragte Giselle hinter mir.
    »Ja, allerdings liegt er sehr ungünstig.«
    »Wir sollten die Männer holen«, schlug sie vor, doch ichwusste: Wenn der Junge wieder zu sich kam, würde die kleinste Bewegung ausreichen, um ihn endgültig in die Tiefe stürzen zu lassen.
    Das kleine Mädchen an Giselles Hand weinte jetzt noch lauter.

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