Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
er den Arm betrachtete. »Die Gifte der Derwische sind eigentlich dazu gedacht, Menschen zu töten.«
»Es sei denn, er hat es verdünnt«, sagte ich. Mir wollte noch immer nicht in den Kopf, dass Malkuth mich nicht erkannt haben sollte. Eine ungute Ahnung überkam mich. Was, wenn der Überfall auf Giselle kein Zufall war? Mich überlief ein eisiger Schauder »Vielleicht hat er ihr etwas von seinem Elixier gegeben. In der Hoffnung, dass aus ihr eine neue Lamie wird.«
Sayd blickte mich an. »Wie sollte er das gemacht haben?«
»Wie damals bei dem Rothaarigen. Vielleicht hat er sogar sein zweites Ich dazu gebracht, dessen eigene Quelle anzuzapfen.«
»Aber bei jedem Mal teilt sich die Gabe.«
»Richtig! Doch was macht es dem zweiten Ich aus, wenndessen Gabe geteilt wird?« Sorgenvoll blickte ich auf die Wunde. »Gabriel hat mir erzählt, dass auch meine Wunden eine Weile offen blieben.«
»Aber über deinen Wunden lag das Elixier. Diese Wunde ist leer.«
Sayd drehte behutsam den Arm und betrachtete das wellenförmige Muster. »Offenbar versucht sich ihr Körper zu wehren.«
»Das spricht genauso für das Elixier wie für Gift!«, brummte Jared.
»Und wenn er sie nun mit seinem Blut …« Das grauenvolle Bild unserer verendenden Pferde stand mir wieder vor Augen.
»Unser Blut schadet einem Menschen nicht«, sagte Sayd, als er den Arm wieder auf die Decke bettete. »Im Gegenteil, es heilt sie. Malkuth ist nichts anderes als wir.«
»Mein Blut war wirkungslos gegen die Wunde«, brummte Jared.
»Und deshalb denke ich auch, dass es Gift ist. Ein sehr starkes Gift, das Giselle aus irgendeinem Grund nicht getötet hat.«
Falls das stimmte, hatten wir den wohl ungewöhnlichsten Sterblichen vor uns, den die Welt je gesehen hatte. Und wenn Sayd nun aus diesem Grund jene Vision gehabt hatte?
Nachdem er in die Unterkunft zurückgekehrt war, wechselte Sayd hastig seine Kleidung. Während des Ritts nach Rom hatte er keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, aber der Angriff der Dschinn hatte ihm klargemacht, dass er Beatrice de Planisolles und auch Monsieur Autier eine Antwort schuldig war. Ob sie ihm diese glaubten, war die zweite Frage, aber sicher suchte der Parfait nach einer Erklärung für die Geschehnisse in Montaillou.
»Wo willst du hin?«, fragte Vincenzo, der es sich bereits in einer Ecke der Unterkunft bequem gemacht hatte.
»Ich muss etwas in Ordnung bringen.«
»Und was?«
»Wir hatten Zeugen während unseres Kampfes. Innerhalb weniger Tage werden sich die Gerüchte wie ein Lauffeuer verbreiten. Es ist ein Wunder, dass Azième euch noch nicht des Hofes verwiesen hat, so gut, wie er mit dem Parfait befreundet ist.«
Gabriel presste die Lippen zusammen. »Wahrscheinlich hat gerade die Attacke der Dschinn ihn davon abgehalten.«
Sayd zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Was?«
»Vor dem Angriff haben Azième und Jared sich gestritten. Ich habe nicht alles mitbekommen, wohl aber, dass er von Gerüchten gesprochen hat und von Dämonen.«
»Dann ist es noch schlimmer, als ich dachte.« Damit stürmte er zur Tür.
»Sollen wir dich nicht besser begleiten?«, fragte Gabriel. »Immerhin könnten da draußen noch mehr Dschinn sein.«
Sayd winkte ab. »Ich glaube nicht, dass die Dschinn so schnell zurück sind. Ich muss den Menschen Erklärungen geben, die unser Bleiben in dieser Gegend sichern.«
Damit fiel die Tür ins Schloss und Sayd eilte mit langen Schritten zum Pferdestall. Die Blicke des Stallknechts ignorierend sattelte er seinen Rappen und führte ihn hinaus. Bevor er vom Hof ritt, blickte er noch einmal zu den Fenstern von Giselles Gemächern.
Armes Ding, dachte er wütend. Sie hätte nicht verletzt werden sollen. Alles ist anders gekommen, als ich es mir vorgestellt habe. Und das nur, weil ich Malkuth die Gelegenheit gegeben habe, sich neue Verbündete zu suchen. Ich hätte ihn aufspüren und töten sollen.
Als Laurinas Umriss im Fenster auftauchte, drängte erseine Gedanken beiseite, dann wandte er sich um und trieb sein Pferd durch das Tor.
Im Haus des Parfait brannte kein einziges Licht mehr. Nur der Mond schien auf die oberen Fensterläden. Nachdem Sayd sein Pferd in einer verschatteten Seitengasse angebunden hatte, erklomm er die Fassade des Hauses. Dass er nicht um Einlass durch die Tür bat, hatte seine Gründe. Nicht der Parfait sollte die Erklärungen erhalten, sondern Beatrice. Beatrice, die als Gattin des Kastellans Einfluss auf die Menschen in Montaillou hatte und sie
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