Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
heulte Jared auf. Er tat mir so leid und ich fragte mich, ob es nicht doch einen anderen Weg gab. »Und wenn ich eine Halbmenschliche aus ihr machen würde?«, fragte ich durch Jareds Klagen.
Dieser Vorschlag brachte Sayd noch mehr auf. »Es gibt keine halb unsterblichen Frauen! Dein Elixier würde Giselles Körper unweigerlich dazu bringen, dieselbe Quelle auszubilden, die du in deiner Brust trägst. Sie würde eine Lamie werden wie du selbst. Und damit eine Zielscheibe für Malkuth.«
»Dann werde ich ihr eben etwas von meinem Elixier geben!«, knurrte Jared zornig. Im nächsten Augenblick sah ich ihn an die Wand unserer Behausung gedrückt, im Griff von Sayd.
»Komm endlich wieder zur Vernunft, Jared!«, fuhr unser Anführer ihn an. »Ich habe vor ein paar Tagen gesehen, was passiert, wenn einer von uns sein Elixier teilt! Ashala hatnicht umsonst davor gewarnt. Willst du denn ihre Seele abtöten? Genau das war mit diesem Rothaarigen passiert!«
»Du weißt nicht, wie es ist, zu lieben!«, heulte Jared verzweifelt auf. Tränen rannen über seine glühenden Wangen.
»O doch, das weiß ich«, antwortete Sayd äußerlich ruhig, doch seine Augen leuchteten wie Gold, das von der Sonne beschienen wird. »Und ich weiß auch, wie schwer es ist, die Frau, die man liebt, zum Tod zu verdammen. Indem ich Ashalas Bitte erfüllte und ihr Elixier nahm, habe ich genau das getan.«
Jared schwieg. Ich sah, wie er mit Worten kämpfte, die ihre Freundschaft zerstören würden, wenn er sie ausspräche. Doch letztlich entschied er sich zu schweigen. Gebeugt schlich er in die Ecke gegenüber dem Bett und ließ sich dort auf eine Kiste fallen.
Sayd blickte zu mir her. Seine Augen leuchteten noch immer. »Bist du sicher, dass sie sterben wird?«
Ich zögerte. Mein Herz wollte glauben, dass es nur eine Krise war. Doch mein Verstand sagte mir, dass dies die letzten Stunden von Giselle d’Azième waren.
»Du fragst wegen ihres Ritus.«
Sayd nickte.
»Ich glaube, das sollten wir ihren Vater entscheiden lassen. Oder besser noch die Großmutter.«
»Dann solltest du sie holen.«
Ich blickte zu Jared, der zusammengekrümmt in seiner Ecke saß. Obwohl ich wusste, dass Sayd recht hatte, weil wir Malkuth nicht die Gelegenheit geben durften, eine Lamie in die Hände zu bekommen, wünschte ich mir, Giselle und auch Jared helfen zu können.
Nachdem ich Madame d’Azième gebeten hatte, zu ihrer Enkeltochter zu gehen, verließ ich das Haus. Einmal weilich Jareds Schmerz nicht ertrug. Außerdem war ich selbst so müde, als sei ich eine Sterbliche. Es war nicht so, dass mein Elixier mich im Stich ließ, sondern es tat mir immer wieder weh, wenn ein unschuldiger Mensch sterben musste. Mit hängenden Armen schlenderte ich über den Hof und ließ mich schließlich neben unserer Unterkunft auf einen Stein sinken.
»Wie geht es ihr?«, fragte Gabriel, der plötzlich neben mir auftauchte.
»Sie wird sterben«, antwortete ich tonlos.
Gabriel setzte sich neben mich und nahm meine Hand. Schweigend saßen wir eine Weile nebeneinander.
»Warst du je dabei, wenn Ashala das Elixier abgenommen wurde?«, fragte ich schließlich, während ich auf den Brunnen in der Hofmitte starrte. Eine Magd unterhielt sich dort mit einem der Knechte. So rot, wie ihre Wangen dabei glühten, schien sie ihn sehr zu mögen.
»Nein, das Abnehmen des Elixiers war immer Sache von Sayd. Sie ließ nur ihn an sich heran. Warum fragst du?«
»Giselle … Ich frage mich …« Sein Blick ließ den Vorschlag in meiner Kehle ersterben. »Auch du hältst es nicht für eine gute Idee, sie zu wandeln.«
»Nein. Sayd würde es nicht erlauben. Nicht einmal dann, wenn er auf einen Krieger treffen würde, den er geeignet für unseren Bund hielte. Dass wir geworden sind, was wir sind, war nicht unsere Entscheidung und kann nicht rückgängig gemacht werden. Dass du wurdest, was du bist, war notwendig, denn in deinem Körper ist das Elixier sicherer aufgehoben, als es in einem Kristallgefäß sein könnte. Doch dabei sollte es bleiben.«
»Würdest du das genauso sehen, wenn ich ein Mensch wäre und im Sterben läge?
Gabriel presste die Lippen zusammen. Natürlich würdeer genauso leiden wie Jared. Hundert Jahre mochten vergangen sein, doch ich erinnerte mich noch immer an seinen Schmerz an dem Abend vor der Prüfung der sieben Wunden.
»Ich bin zum Glück nicht in der Not, das mit ansehen zu müssen, und dafür danke ich Gott.« Er führte meine Hand an seine Lippen und küsste
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