Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
d’Azième recht.
»Dieser verdammte Malkuth!«, schimpfte David, als er davon erfuhr. »Warum habe ich mich nur von ihm erpressen lassen!«
Ich deutete auf Maria, die in einer Ecke unserer Unterkunft spielte. Sie war ein sehr angenehmes, ruhiges Kind, das trotz des dunklen Schattens, der auf ihrer Seele lag, die meiste Zeit über fröhlich war und sich inzwischen auch ein wenig mit Azièmes zweiter Tochter Yvette angefreundet hatte.
»Aus diesem Grund. Weil du ein unschuldiges Menschenleben retten wolltest. Und jetzt fang nicht schon wieder an, dich zu geißeln. Du kannst nichts dafür, Malkuth hätte dank seiner neuen Freunde ohnehin eher früher als später herausgefunden, wo wir sind.«
»Aber dann wäre das Mädchen nicht verletzt worden. Und auch die Katharer …« Plötzlich stockte David.
»Was ist?«, fragte ich.
»Ich frage mich, woher er weiß, dass es die Katharer waren. Ich habe ihm nur das gesagt, was ich wusste, und ich wusste ebenso wenig wie ihr, um welches Volk genau es sich handelte.«
»Er hat den Papst gefragt«, wandte Gabriel ein, doch Vincenzo schüttelte den Kopf. »Nein, beim Papst wusste er bereits, dass sie so genannt werden.«
»Consolamentum«, murmelte ich, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Das hattest du ihm doch auch gesagt, nicht wahr?«
David blickte beschämt auf seine Stiefelspitzen. »Ja, habe ich.«
»Dann liegt es auf der Hand! Erinnert ihr euch noch, wie Giselle an unserem ersten Tag hier von den Missionaren gesprochen hat?«
In den Gesichtern von Gabriel und Sayd leuchtete Erkenntnis auf.
»Du meinst, sie haben welche von denen gefangen genommen?«, fragte Gabriel.
»Es war schon immer Malkuths Zeitvertreib, Menschen verschiedener Herkunft einzukerkern«, sagte Sayd finster. »Wenn er wirklich Katharer in die Finger bekommen hat, wird er vielleicht noch mehr über diese Menschen wissen. Und dass wir uns bei ihnen aufhalten, zeigt ihm nur, dass sie für uns von Wert sind. Ihr kennt Malkuth.«
»Und was sollen wir tun?«, fragten Belemoth und Saul wie aus einem Munde.
»Wir müssen sie dazu bringen, zu den Waffen zu greifen. Nur wenn es ihnen gelingt, ihre Feinde zu vertreiben, werden sie Frieden haben. Und wenn sie das nicht wollen, müssen sie eben von hier fort.«
Damit erhob sich Sayd und verließ dann das Quartier.
Dazu, die Verteidigung der Katharer zu planen, kamen wir allerdings nicht. Schon in dieser Nacht verschlechterte sich Giselles Zustand dramatisch. Ihr Körper schien sich geradezu in Schweiß auflösen zu wollen, und als ich ihn von ihrem Gesicht tupfte, sah ich rote Schlieren auf dem Tuch. Sie schwitzte Blut! Das schlechteste aller Zeichen.
Ich zwang mich zur Ruhe, dann rüttelte ich Jared an der Schulter. »Jared. Wach auf!«
Sogleich schoss mein Freund in die Höhe. »Was gibt es? Ist sie wach?«
Bekümmert schüttelte ich den Kopf und zeigte ihm das Tuch. Die Blutspuren färbten sich mittlerweile braun. Eine Verwünschung ausstoßend beugte sich Jared über die Kranke. »Giselle, mein Liebes, hörst du mich?« Als er ihr zärtlich über die blutverschmierte Stirn strich, öffnete sie ein wenig die Augen, doch sie starrte an ihm vorbei.
»Was meinst du, wie lange hat sie noch?«, fragte er mich leise, während er mit den Tränen kämpfte.
»Ich bin kein Arzt«, antwortete ich. »Aber Blut schwitzen ist nie gut. Es liegt in den Händen der Götter.«
Jared sank schluchzend in sich zusammen. Vorsichtig strich ich ihm über den Arm. »Sie atmet ja noch. Vielleicht schafft sie es, die Krankheit zu besiegen.«
Jared sah verzweifelt zu mir auf, doch dann hellte sein Gesicht sich plötzlich auf wie im Wahn. Erschrocken wichich zurück. Was auch immer er vorhatte, es würde nicht gut sein.
Beinahe feierlich erhob Jared sich, wandte sich mir zu und legte seine Hände auf meine Schultern. »Würdest du ihr dein Elixier geben?«
Diese Frage überrumpelte mich derart, dass ich nichts entgegnen konnte.
»Und damit eine zweite Lamie schaffen?«, sagte dafür Sayd, der plötzlich hinter uns in den Raum getreten war. »Bist du noch bei Verstand, Jared?«
»Und ob ich das bin!«, fuhr Jared auf. »Laurinas Elixier könnte Giselle retten!«
»Und Malkuth könnte sich ihrer bemächtigen!«, hielt Sayd dagegen. »Du weißt genauso gut wie ich, dass er in der Nähe ist. Wenn er von einer zweiten Lamie erfährt, wird er versuchen, sie uns abzunehmen. Und dieses Mädchen hat noch nie in seinem Leben gekämpft.«
In furchtbarer Verzweiflung
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