Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
Vom Netzwerk:
sie.
     
    Als ich nach einer Weile wieder in Giselles Kammer zurückkehrte, war die Zeremonie des Consolamentum in vollem Gange. Zu meiner Überraschung wurde sie von Madame d’Azième vorgenommen. Ihr Sohn stand daneben und rang um Fassung.
    »Benötigen sie dafür nicht den Parfait?«, flüsterte ich Sayd zu, als ich mich neben ihn stellte.
    »In diesem Fall wird es reichen«, sagte Sayd beklommen.
    War das der Ritus, den er in seiner Vision gesehen hatte? Giselles Gesicht war mit einem weißen Tuch bedeckt, das sich auf Höhe ihres Mundes schwach bewegte. Der blutige Schweiß hatte an der Stirn und den Wangenbögen seine Spuren hinterlassen. Madame d’Azième sprach ein Gebet, das ich auch schon bei David gehört hatte und das er Vaterunser nannte. Unterschieden sich die Christen wirklich so sehr von den Katharern?
    Als Madame d’Azième geendet hatte, beugte sie sich über ihre Enkelin, hob das Tuch an und gab ihr einen Kuss. Dann erhob sie sich steif. Tränen liefen über ihre kreidebleichen Wangen, als sie zu Jared blickte. Dieser stand etwas abseits neben dem Bett. Seine Wut war einer tiefen Trauer gewichen, die ihn starr wie eine Statue wirken ließ. Dass seine Augen silbern leuchteten, schien niemanden zu stören.
    Auf einmal zuckte Giselle zusammen. Ihr Körper bäumte sich auf, dann rang sie mit weit geöffneten Augen um Luft.Jared hob hilflos die Hände, doch bevor er Giselles Namen rufen konnte, fiel der Körper in sich zusammen und das Licht hinter ihren Augen verschwand.
    Als Jared begriff, dass sie tot war, rannte er aus dem Raum. Monsieur d’Azième starrte ihm verwundert hinterher. Sayd blickte mit unergründlicher Miene zu Madame d’Azième. Ich folgte Jared wenig später, denn ich spürte, dass er besser nicht allein bleiben sollte.
    Ich holte Jared ein, als er gerade aus der Haustür stürmte. Ein paar Knechte sprangen ihm aus dem Weg. Einer von ihnen bekreuzigte sich.
    »Jared!«
    Mein Ruf schien ihn nur noch mehr anzutreiben.
    Ich spannte meine Muskeln an und holte ihn ein, bevor er das Quartier erreichte. »Jared, warte!«
    »Warum sollte ich!«, fauchte er auf Arabisch.
    »Es tut mir leid.«
    »Leid?« Er wirbelte herum. So zornig hatte ich ihn selten gesehen und noch nie mir gegenüber. »Du hättest sie retten können! Du hättest dich nur über das hinwegsetzen müssen, was Sayd gesagt hat.«
    »Du weißt genau, dass ich das nicht tun konnte!«
    »Du bist die Hüterin! Was ist schon Sayds Wort gegen deines!«
    »Er ist unser Anführer, falls du das vergessen hast.«
    »Das habe ich nicht vergessen. Aber haben wir uns nicht vorgenommen, unschuldiges Leben zu retten? Giselle war ein unschuldiger Mensch! Wärst du nicht hier gewesen, hätte Malkuth sie gar nicht erst angegriffen!«
    Seine Worte trafen mich wie eine Ohrfeige. Tränen schossen mir in die Augen. »Wenn es nach mir ginge, hätte er mich an ihrer Stelle angreifen können«, presste ich hervor. »Niemand kommt gegen das Schicksal an.«
    Jared sah mich nur hasserfüllt an, dann wandte er sich um.
    Angelockt von unserem Streit kamen Gabriel und die anderen nach draußen.
    »Was ist passiert?«, erkundigte sich David.
    »Giselle d’Azième ist gestorben«, antwortete ich, während ich Jared nachsah und mir fahrig über die Wangen wischte. Von seiner Bitte wollte ich ihnen nicht erzählen, das würde er zweifellos selbst tun.
    »Und warum soll das deine Schuld sein?«, wunderte sich Saul.
    »Das musst du Jared fragen.« Damit wandte ich mich ebenfalls um, kehrte aber nicht ins Haus zurück, sondern verließ das Gut und ging zu dem Olivenhain in der Hoffnung, dass der Morgenwind meinen Kummer lindern und meine Tränen trocknen würde.

34
    M it Giselles Beerdigung schien das Leben auf dem Gut zum Stillstand zu kommen. Madame d’Azième zog sich mit Yvette in ihre Gemächer zurück. Monsieur d’Azième verschwand wieder in seinen Räumlichkeiten. Die Bediensteten verrichteten ihre Arbeiten ohne das übliche Geschwätz und Gelächter.
    Jared zog sich die meiste Zeit zurück und redete mit keinem von uns. Sayd brütete finster vor sich hin. Ich wusste, dass mir die anderen keinen Vorwurf machten und es richtig fanden, dass ich Sayds Entscheidung akzeptiert hatte. Doch wenn ich zum Olivenhain hinaufging und mir klar wurde, dass Giselle nicht hinter mir auftauchen würde, fragte ich mich, ob ich mich nicht hätte darüber hinwegsetzen sollen. Was hätte es schon ausgemacht, zwei Lamien zu haben? Giselle hätte lernen können, eine

Weitere Kostenlose Bücher