Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Geistern gekämpft habt! Vielleicht wollt ihr uns dem Teufel zuführen!«
Irrte ich mich oder wurde es allmählich gefährlich? Es hatte sich nicht vermeiden lassen, dass die Leute in Montaillou den Kampf mitbekamen. Alarmiert schielte ich zu Sayd. Wie würde er darauf reagieren?
»Es gibt keine Geister, guter Mann!«, entgegnete er ungerührt. Seine Hand lag ruhig auf dem Dolch an seinem Gürtel. »Wer euch das erzählt hat, muss eine reiche Fantasie haben.« Ich bemerkte, dass er zu dem jungen Autier blickte, der rasch wieder den Mund schloss. Mittlerweile war ich sicher, dass dies der Sohn des Parfait war.
»Alles, was wir wollen, ist eurem Volk helfen«, setzte Sayd durch das Murmeln hinzu. »Wir verrichten Gottes Werk, nicht das des Teufels.«
»Aber wäre Flucht nicht feige?«, fragte ein anderer, der anscheinend diesem Vorschlag nicht abgeneigt war.
»Feigheit kann man Kriegern anlasten«, gab Sayd zurück. »Für Menschen wie euch, die das Kämpfen ablehnen, ist Flucht die einzige Möglichkeit, dem Tod zu entgehen. Ihr mögt vielleicht den Aufstieg eurer Seelen zu Gott ersehnen, doch sind wirklich alle bereit dafür? Sind eure Seelen dermaßen gereinigt, dass euer Aufstieg gesichert ist?«
Für einen Moment wurde es still in der Halle. Dann brandeten die Stimmen wieder auf.
Sayds Körper spannte sich ungeduldig. »Beratet euch, und alle, die mit uns ziehen wollen, sollen sich bei Tagesanbruch vor dem Gut einfinden.«
Als er sich umwandte und die Versammlung verließ, schloss ich mich ihm an.
»Sayd, warte!«
Als er seinen Schritt verlangsamte, trat ich neben ihn. »Warum schon morgen?«
»Weil es der richtige Zeitpunkt ist.«
»Hattest du wieder eine Vision?«
»Nein.« Sayd schnaufte ärgerlich, dann blieb er stehen und sah mich an. »Ich weiß auch nicht warum, aber Allah hat mich offenbar seit der Vision in Granada verlassen. Keine Bilder. Nichts. Ich komme mir vor wie blind. Mein Herz sagt mir, dass diese Menschen geschützt werden müssen, aber dem großen Weltgefüge scheint das egal zu sein. Und wie du gesehen hast, ist es auch ihnen selbst egal.«
»Und wenn diese Vision wirklich nur … Giselle gegolten hat?«
»Dann haben wir versagt, denn sie ist tot.« Ein Ausdruck des Bedauerns flammte in seinen Augen auf, dann setzte er seinen Weg fort. Ich blieb auf dem Hof stehen und fragte mich, ob Sayds inneres Auge wirklich erblinden konnte.
Ein Geräusch hinter mir riss mich aus meinen Gedanken. Zum Glück stand ich so hinter dem Brunnen, dass man mich vom Haus aus nicht sehen konnte, ich würde also mit niemandem sprechen müssen, wenn ich nur hier stehen blieb. Zwei Männer waren nach draußen getreten. Obwohl sie ein Stück entfernt waren, hörte ich ihre Worte laut und deutlich: »Wir sollten diese verdammten Spitzel töten, und zwar so bald wie möglich.«
»Aber das dürfen wir nicht!«, wandte der andere entsetzt ein. »Wir haben geschworen ...«
»Seis drum. Ihr wisst, dass man ein Consolamentum mehrfach ablegen kann, wenn man mittendrin gesündigt hat. Ich sage Euch, Gott heißt gut, was wir planen. Ohnehinsind all unsere Taten auf Erden sündig, macht es dann einen Unterschied, wenn wir unsere Feinde töten? Wir sind keine Christen, die sich an die Zehn Gebote halten müssen.«
Der andere Mann atmete schwer, als hätte sein Gegenüber ihn am Schlafittchen gepackt. »Nun gut – tun wir es! Aber Ihr werdet verstehen, dass wir dafür Verbündete brauchen.«
»Dann findet welche«, sagte der erste Mann. »Und wenn Ihr sie habt, werden wir zuschlagen.«
Als er sich aus dem Schatten löste, erhaschte ich kurz einen Blick auf sein Gesicht, doch es war niemand, den ich kannte.
»Diese Narren«, brummte Sayd, als ich ihm von meiner Beobachtung berichtete. »Damit machen sie alles noch schlimmer.«
»Sollen wir sie aufhalten?«, fragte Gabriel, doch unser Anführer verneinte.
»Das würde unser Vorhaben erheblich verzögern, zumal wir nur eingreifen können, wenn sie die Tat auch wirklich begehen. Bis dahin sind längst die Dschinn hier und veranstalten ein Massaker in der Stadt. Wir sollten sehen, dass wir so schnell wie möglich von hier wegkommen.«
»Falls denn jemand mit uns kommen will«, warf David ein, der die kleine Maria auf dem Schoß hatte. Das Mädchen hatte sich so an ihn gewöhnt, dass es nicht mehr anders einschlafen wollte, als mit einem Daumen im Mund an seiner Schulter. »Was du berichtet hast, klingt nicht danach, als wollten besonders viele Menschen
Weitere Kostenlose Bücher