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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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verluden, erhaschte ich einen Blick durch das Fenster von Jeannes Gemächern. Ich sah Jared vor ihr stehen, von Trauer gebeugt, und ich bemerkte auch, wie die alte Frau die Hand hob und mit einer zärtlichen Geste seine Wange streichelte.
     
    In der Zwischenzeit fanden sich weitere Menschen ein. Viele Familien schickten nur ihre Frauen und Töchter mit uns, während die Söhne und Männer zurückblieben. Welchen Nutzen das haben sollte, wo sie doch kein Schwert anfassen wollten, war mir ein Rätsel.
    Als ich zu meinem Pferd ging, standen dort David und Gabriel.
    Ich packte die Gelegenheit beim Schopfe: »Madamed’Azième hat den Wunsch geäußert, sich um Maria zu kümmern. Sie will sie aufziehen.«
    Davids Miene versteinerte. »Ich werde mit ihr reden«, sagte er schließlich. »Immerhin muss ich mich doch vergewissern, was für eine Frau sie ist.«
    »Dann willst du ihr Maria also überlassen?«
    »Als hätte ich ein Recht, sie zu behalten …« David war nicht besonders gut darin, anderen etwas vorzuspielen.
    »Es wird das Beste für sie sein«, sagte ich und strich ihm behutsam über den Arm. »Bei Madame d’Azième wird sie zu einer schönen Frau heranwachsen, die von den Burschen umschwärmt wird und verschont bleibt von den Gefahren, denen wir ausgesetzt sind.«
    David nickte. »Wenn ihr das Schicksal von Giselle erspart bleibt, soll es mir recht sein.«
    Auf dem Weg zum Quartier, wo ich noch meine Tasche mit dem Pergament stehen hatte, bemerkte ich, dass Sayd am Tor stand und angestrengt die Straße hinaufblickte. Wen suchte er? Oder witterte er Gefahr?
    Als ich bei ihm war und sah, wie jämmerlich er dreinschaute, kam mir ein Verdacht. Zu Beginn der gestrigen Versammlung war sein Blick unruhig umhergeschweift, doch gefunden hatte er offenbar nicht, was er suchte. »Du wartest auf Beatrice de Planisolles, nicht wahr?«
    Sayd zuckte ertappt zusammen. »Sie wird nicht kommen. Sie war ja bereits gestern nicht da. Wahrscheinlich ist ihr Gemahl zurückgekehrt.«
    Etwas verheimlichte er, das spürte ich. »Und der will sie nicht in Sicherheit wissen?«
    Sayd seufzte, dann schüttelte er den Kopf, als wollte er ein lästiges Insekt vertreiben. »Er weiß ja nicht einmal, dass sie dem Katharertum anhängt. Außerdem wäre es töricht, zu denken, dass sie von hier weggeht. Sie hat ihren Gattenund sie hat ihren Glauben. Von beiden wird sie sich nicht freiwillig trennen.«
    »Und was ist mit Autier?« Ich bezweifelte, dass er auf ihn wartete, aber ich spürte, dass es ihm unangenehm war, über Beatrice zu sprechen. »Sein Sohn hat ihm doch sicher erzählt, was auf der Versammlung los war.«
    »Gewiss. Doch Autier möchte seit Langem, dass seine Söhne zur Ausbildung auf Reisen gehen. In die Lombardei, wo sich andere Glaubensgenossen niedergelassen haben. Er selbst wird nicht sonderlich erpicht sein mitzukommen, nachdem er in Montaillou die Dschinn gesehen hat. Es ist ein Wunder, dass uns die Leute nicht aus der Stadt getrieben haben, denn wegen uns ist das Übel ja erst über sie gekommen.«
    Noch einmal spähte er die Straße hinauf, doch weitere Katharer ließen sich nicht blicken.
    »Wir sollten unser restliches Gepäck holen«, Sayd lächelte mich aufmunternd an. »Wenn es sich noch mehr Leute überlegen, werden sie uns unterwegs finden.«
     
    Bevor die Sonne über die Hausdächer von Ax stieg, verließ unser Zug, der aus ungefähr fünfzig Menschen unterschiedlichen Alters bestand, das Anwesen der Azièmes. Roland d’Azième, der sich entschlossen hatte, hierzubleiben und auf das Gut achtzugeben, stand am Tor und sah uns nach. Hoffte er auf eine baldige Rückkehr seiner Mutter und seiner Tochter? Oder blickte er uns nur deshalb so lange nach, weil er wusste, dass er sie wahrscheinlich nicht wiedersehen würde?
    Die Stadt jedenfalls bemerkte nichts von dem Auszug der Katharer. Ihr Fehlen würde erst auffallen, wenn Leute nicht mehr auftauchten. Wenn es heißen würde, die Betreffenden hätten sich auf eine Reise oder Wallfahrt begeben. Dochkein Schreiber würde den Exodus für die Nachwelt festhalten, was gut war, denn so würde das Oberhaupt der Christen diese Menschen niemals finden.
    Als die Mittagsstunde hereinbrach und die Hitze für die Reisenden unerträglich wurde, legten wir in einem schattigen Waldstück eine kurze Rast ein. Uns machte die Wärme nicht viel aus, denn sie entsprach in etwa dem Frühling in der Wüste. Doch die Frauen banden sich keuchend die Tücher von ihren roten Köpfen und tauchten

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