Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
die Reihen der Gläubigen.
Ich wusste, dass niemand an einem Betenden vorbeigehen durfte, um ihn nicht zu stören. Doch noch hatten nicht alle Gläubige ihre Plätze eingenommen. Auch der Imam war noch nicht da.
Ich beobachtete, wie Tariq verwundert zusammenzuckte, als Sayd ihn ansprach, dann aber seinen Freund erkannte und ihn umarmte.
Wie viel von seinem Anliegen er vorbringen konnte, wusste ich nicht, denn nur wenige Augenblicke später erschien der Imam.
Die Gläubigen sanken auf die Knie und wir taten wir es ihnen gleich.Nach dem Gebet strömten die Gläubigen aus der Moschee wie das Wasser durch ein geöffnetes Wehr in die See. Ein paar Männer unterhielten sich am Rande miteinander, doch die meisten kehrten unverzüglich zu ihrem Tagwerk oder nach Hause zurück.
Sayd und Tariq verschwanden in einer Nische im Vorraum der Moschee. Gabriel, Jared und ich zogen es vor, jetzt doch draußen zu warten wie drei Esel, die dort angebunden waren.
Nach einer Weile kamen Sayd und sein Freund nach draußen. Ich wusste nicht, was Sayd ihm erzählt hatte, aber in den Zügen Tariqs lag ein leichter Schrecken. So als hätte er bemerkt, was sein Begleiter wirklich war.
»Mein Freund hat sich bereit erklärt, uns ein Schiff zu besorgen, das uns nach Al-Mariyya bringt. Außerdem hat er uns angeboten, so lange in seinem Haus zu übernachten.«
Tariq sah uns nacheinander ins Gesicht, dann nickte er unsicher. Hatte Sayd ihn etwa bedroht, um sich seine Dienste zu sichern? Nein, in den Augen des Mannes fand ich keine Furcht. Er fühlte sich in Sayds Gegenwart einfach nicht wohl.
Umso verwunderlicher war es da, dass es uns Quartier in seinem Haus anbot. Sayd klopfte Tariq freundschaftlich auf die Schulter, dann verabschiedete sich der Mann, der nicht ein einziges Wort zu uns gesprochen hatte, und eilte davon.
»Warum war er eigentlich so blass?«, fragte ich, als wir unsere Pferde wieder ableinten. »Ging es ihm nicht gut? Er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen.«
»Vielleicht hat er das.« Sayd lächelte hintergründig. »Nur weiß er nicht, wie er es benennen soll.«
»Was soll denn das wieder bedeuten?«, fragte Jared.
»Ist euch, wenn ihr mit Menschen zusammen seid, noch nie aufgefallen, dass sie uns seltsam finden?«
Ich überlegte, aber in letzter Zeit hatte ich nie lange genug mit Menschen zu tun gehabt, um etwas Derartiges bemerken zu können.
»Sie können uns nicht riechen«, präsentierte Jared sogleich die Antwort. »Und damit auch nicht einschätzen, was wir sind.«
Natürlich! »Ich hätte es wissen müssen!«
»Gewiss glaubt der arme Tariq jetzt, dass wir Ifrit sind. Wiedergänger.« Sayd wirkte, als amüsierte er sich köstlich über einen geheimen Scherz.
»Damit liegt er nicht einmal falsch«, bemerkte Gabriel und zog die Augenbrauen hoch.
»Nur dass es für niemanden, der einmal in sein Grab gelegt wurde, eine Rückkehr gibt«, hielt Sayd dagegen. »Du vergisst, dass wir nie gestorben sind. Aber jetzt lasst uns ein wenig durch die Stadt reiten und Tariq die Möglichkeit geben, sein Heim für unseren Besuch herzurichten.«
Halb interessiert, halb verächtlich blickte Malkuth auf den Mann herab, der sich vor ihm auf den Boden warf. Er gehörte zu den Halbsterblichen, die er ausgewählt hatte, um Spuren von Sayd und seinen Freunden zu finden. Seit Wochen waren diese Spione in allen größeren Städten unterwegs, in denen er die Sephira, wie sie sich nannten, vermutete. Bisher hatte noch keiner brauchbare Informationen geliefert. In den Nachrichten, die die Brieftauben überbrachten, standen meist Vermutungen, diesen oder jenen der ehemaligen Assassinen gesehen zu haben. Doch nie war bei ihnen eine Frau, schon gar nicht eine mit hellem Haar.
Doch der Mann, den Azhar ihm angekündigt hatte, behauptete, eine brauchbare Spur gefunden zu haben.
»Nun, welche Nachrichten bringst du mir?«, fragte Malkuth, während er seine Augenklappe zurechtrückte, die er seit Kurzem über dem roten Auge trug.
Die Verbindung zu Hassans Auge bestand nach wie vor, und noch immer war es ihm nicht gelungen, Kontrolle über den dahinvegetierenden Körper zu erlangen. Hassan verfiel nicht, obwohl er weder Wasser noch Nahrung zu sich nahm. Die Derwische verwandten mittlerweile ihre gesamte Zeit darauf, herauszufinden, ob seine Seele wirklich abgestorben war – und wie man die Teilung der Gabe rückgängig machen konnte. Bisher waren die Dschinn der einzige Vorschlag geblieben.
»Ich habe sie gesehen, Gebieter,
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