Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
gegenüber ein paar Worte heraus. »Seid mir ebenfalls willkommen, Freunde von Sayd! Mein Haus ist bescheiden, doch ich versichere euch, dass ihr eine friedliche Nacht haben werdet.«
»Eine Nacht, in der wir aufpassen müssen, dass uns niemand den Hals durchschneidet«, zischte Jared mir durch die Zähne zu.
»Als ob das schon jemals einer bei dir versucht hätte«, gab ich im Flüsterton zurück. Glücklicherweise war Tariq dermaßen mit Sayd beschäftigt, dass er es nicht mitbekam.
»Einmal ist immer das erste Mal.«
Ich schüttelte den Kopf. Niemand, der bei Trost war, würde versuchen, uns zu überfallen.
11
D er Hafen von Al-Jaza’ir wirkte imposant im violetten Morgendunst. Man konnte nicht von einem Wald aus Mastbäumen sprechen, doch die Anzahl der vor Anker liegenden Schiffe war durchaus beeindruckend.
Einige von ihnen, bauchige Koggen aus dem Norden, schaukelten träge vor sich hin, während die schlanken arabischen Schiffe – welche die Leute aus dem Abendland gemeinhin Dhau nannten und die eher den Schiffen meiner Heimat ähnelten, wenngleich kein Drachenkopf sie schmückte und das Segel schräg angebracht war – abenteuerlustig auf und ab wippten.
»Das da ist eine Al Boom«, erklärte Sayd, während er auf eines der Schiffe deutete. »Und das da hinten nennt man eine Khalissa und die kleinen Schiffe dort heißen Shui.«
»Was meinst du, mit welcher werden wir segeln?«
»Wir werden sehen. Den Namen Jasmina trägt wohl nur ein Schiff hier. Hoffe ich zumindest.«
Erneut wunderte ich mich darüber, dass Tariq uns nicht mehr Informationen gegeben hatte. Hatte unser Gastgeber Gründe dafür? Jedenfalls war Jareds Befürchtung, uns könnten die Kehlen durchgeschnitten werden, unbegründet gewesen. Nicht dass ich besonders gut geschlafen hätte bei Jareds Schnarchen, doch ich fühlte mich erfrischt. Die Aussicht, wieder ein Schiff zu besteigen, erfüllte mich mit großer Vorfreude, und so war ich als Erste auf den Beinen gewesen, sobald die Rufe der Muezzins die morgendliche Stille zerrissen.
»Hoffentlich ist es keine von den kleinen Nussschalen«, meldete sich Jared zu Wort. »Ich erinnere mich mit Schrecken an die Fahrt über den Nil.«
»Keine Sorge, ich werde dir diesmal das Haar aus dem Gesicht halten«, spottete Gabriel.
»Ich hätte mich nicht übergeben, wenn dieser dumme Bootsführer seinen Kahn beherrscht hätte!«
»Oder wenn du an den Horizont geblickt hättest«, schlug ich schmunzelnd vor. »Beim nächsten Mal solltest du meine Ratschläge befolgen!«
Jareds Erwiderung ignorierend hielt ich Ausschau nach dem Schiff, das uns über das Mittelmeer nach Al-Mariyya bringen würde. Der Name der Stadt war vielversprechend, bedeutete er doch Spiegel des Meeres und klang verheißungsvoll nach rauer Luft, Salz, Algen und Fisch. Fast bedauerte ich, dass die Namen in meiner alten Heimat im Norden nicht ähnlich fantasievoll waren.
Wir passierten etliche Schiffe, von denen aber keines den Namen Jasmina trug.
»Du solltest deinen Magen gut zusammenschnüren«, rief Sayd schließlich aus und deutete auf eines der Schiffe. »Das da hinten ist die Jasmina.«
Obwohl es sich um eine große Al Boom handelte, wirkte das Schiff weniger seetüchtig als erwartet.
Jared wich das Blut aus dem Gesicht. »Das ist nicht dein Ernst? Dein Freund will uns wohl umbringen, wie?«
Sayd winkte ab. »Wasser tötet uns nicht so leicht. Wenn Haie darin sind, vielleicht, aber im Mittelmeer soll es keine geben. Außerdem können wir doch alle schwimmen.«
»Und warum schwimmen wir dann nicht gleich rüber nach Al-Mariyya?«
»Weil Schiffe wesentlich schneller sind!« Sayd schritt voran und beendete die Diskussion damit.
Als wir näher an sie herantraten, wurde die Jasmina nicht schöner. Eher wurden ihre Mängel noch offensichtlicher. Lädierte Stellen waren mangelhaft geflickt worden, die Befestigungder Segel ließ ebenfalls zu wünschen übrig. Einige von den Seilen, die hier noch verwendet wurden, hätte mein Vater längst ausgetauscht.
Auch ohne ein Seemann zu sein, schien Jared zu wissen, dass dies nicht der Zustand war, in dem sie sein sollte. Das Grauen auf seinem Gesicht vergrößerte sich mit jedem Schritt.
»Freya, steh uns bei«, entschlüpfte es mir, als ich die Außenwand des Schiffes betrachtete. Nein, so ein nachlässig gewartetes Schiff hatte ich noch nie gesehen. »Kann ich etwas für Euch tun?«, fragte eine brummige Stimme vom Deck herunter. Sie gehörte einem Mann in dunklen Gewändern,
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