Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
jedenfalls den, den sie David nennen.«
»Bist du dir sicher?«, fragte Malkuth, denn natürlich erinnerte er sich an den jüdischen Schmied.
»Ja, ich habe ihn wiedererkannt. Er war es, kein Zweifel!« Der Bote blickte krampfhaft auf den Boden, aus Angst, dass sein Herr die Augenklappe lupfen könnte.
Das Gerücht, dass Malkuth mit seinem verfluchten Auge Menschen zu Stein erstarren lassen könnte, hielt sich hartnäckig in den Reihen seiner Untergebenen. Da seine Soldaten ein wenig Unterhaltung brauchten und diese Geschichten obendrein die Ehrfurcht vor ihm erhöhten, unternahm er nichts dagegen.
»Wer war bei ihm?«
»Noch drei andere Männer.«
»Keine Frau?«
Der Soldat schüttelte den Kopf. »Nein, Gebieter, eine Frau war nicht dabei.«
»Hast du erkannt, wer die anderen drei waren?«
»Einen von ihnen. Den Christen.«
»Welchen?«
»Den jungen, blonden Burschen.«
Vincenzo. Was hatten er und David in Alexandria zu suchen?
»Hast du etwas über ihre Absichten herausbekommen?«
»Sie trugen recht viel Gepäck bei sich und haben sich bei den Schiffen umgesehen. Ich bin sicher, dass sie eine Reise planen.«
Malkuth überlegte. Wohin könnte solch eine Reise gehen? Er hatte bereits mitbekommen, dass sich seine ehemaligen Diener in die Geschicke der Menschen kräftig einmischten. Man munkelte sogar, dass sie daran beteiligt gewesen waren, die Kreuzritter aus dem Land zu vertreiben.
Nicht dass Malkuth den Christen nachtrauerte, doch in seinen Kerkern und seinem Heer fehlten seitdem wertvolle Kämpfer.
»Und eine Ahnung, wohin sie reisen, hast du nicht?«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, sie waren sehr verschwiegen. Auch unter ihrem Fenster konnte ich nichts hören. Dann hat David mich entdeckt und ist mir gefolgt …«
Mit dem Bewusstsein, zu viel gesagt zu haben, verstummte der Spitzel.
»Er hat dich bemerkt?«, fuhr Malkuth auf.
»Er saß am Fenster, und ich wollte mich nicht entfernen, bevor …«
Malkuths wütendes Schnaufen brachte ihn erneut zum Schweigen.
»Geh mir aus den Augen!«, fuhr der Emir den Soldaten an. »Und scher dich gefälligst zurück nach Alexandria! Ich will wissen, welches Schiff sie genommen haben!«
Der Soldat nickte hastig, dann verließ er rückwärts den Raum. Malkuth eilte mit langen Schritten zur Tür, an den Wächtern vorbei und durch den Gang. Wieso hier keine Spur mehr von dem Spitzel war, wusste der Emir nicht, aberder Kerl tat gut daran, ihm nicht noch einmal unter die Augen zu kommen.
Während seine Schritte laut von den Wänden widerhallten, kam ihm plötzlich eine Idee.
Hatten Dschinn nicht die Fähigkeit, rasend schnell zu reisen, weil sie sich wie Rauch vom Wind treiben ließen? Der Idee, sie um Hilfe zu bitten, hatte er zunächst skeptisch gegenübergestanden und sich nicht dazu durchringen können, dem Vorschlag seiner Giftmischer stattzugeben. Doch jetzt erschien ihm diese Idee gar nicht mehr so abwegig. Wenn es stimmte, was von den Dschinn berichtet wurde, konnte er Hassan vielleicht übers Meer senden – auf die Suche nach den Assassinen.
Er fand Azhar umringt von seinen Soldaten in einem der Turmräume, die ihm als Waffenarsenal dienten. Die Unterhaltung brach abrupt ab, als die Männer ihren Gebieter bemerkten.
»Azhar, ich muss mit dir reden«, Malkuth bedeutete den anderen Soldaten, sich zu entfernen. Der Krieger verneigte sich tief.
»Was wünscht Ihr, Gebieter?«
Malkuth vergewisserte sich, dass wirklich niemand in der Nähe war, dann beugte er sich näher an Azhar heran. »Du hast sicher schon von dem Schicksal deines Ausbilders gehört.«
»Es kursieren Gerüchte unter den Soldaten.«
Malkuth lächelte zufrieden. Offenbar war noch nicht allzu viel über Hassan aus dessen Kammer gedrungen. Einer der Schlüssel dazu hing um seinen Hals, den anderen trugen die Zwillinge bei sich.
»Nun, ich benötige deine Dienste, Azhar. In einer Mission, die vielleicht nicht ganz ungefährlich ist.«
»Ich diene Euch mit allem, was ich habe, Gebieter.«
»Dann sollst du auch erfahren, was mit Hassan wirklich geschehen ist. Allerdings musst du mir versprechen, niemandem ohne meine Erlaubnis davon zu erzählen.«
»Meine Lippen sollen versiegelt sein, Gebieter.«
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Emirs. »Hassan ist in diesen Zustand geraten, weil er mich bedrängt hatte, ihm die Unsterblichkeit zu verleihen. Ich habe die Beherrschung verloren, und obwohl ich wusste, dass ich es nicht tun sollte, habe ich ihm etwas von meinem
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