Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
rieb sich das Stroh von den Armen. Dann lief er zu ihrer Unterkunft zurück. Dass es der Beobachter auf das Gold abgesehen hatte, bezweifelte er. Nur gut, dass Laurina nicht hier ist , dachte er, während der Hafen vor ihm auftauchte und er schließlich an der Fassade ihrer Unterkunft hinaufkletterte.
10
N ach einer weiteren Woche ohne irgendwelche Zwischenfälle erreichten wir in den späten Nachmittagsstunden die Hafenstadt Al-Jaza’ir. Sie erinnerte mich ein wenig an Kairo, mit der Fülle an grünen Pflanzen, die sie umgab. Jedoch war sie kleiner und wirkte ein wenig ärmlicher. Viele Gebäude bestanden aus Holz und Lehm, auch die Moschee war nicht so prachtvoll wie die in der Stadt am Nildelta. Dennoch tat es mir gut, wieder einen größeren Ort zu betreten, einen Ort, in dem man unsichtbar werden konnte.
Als wir das Tor durchquerten, hoben gerade die Muezzins mit ihrem Gesang an, der die Gläubigen zum Gebet rief. Augenblicklich wurde es voll auf den Straßen, sodass wir kaum noch durchkommen konnten. Überall wurden Geschäfte und Haustüren verschlossen.
»Vielleicht solltest du auch mal wieder beten gehen«, sagte Jared scherzhaft zu Sayd. »Allah wird dich schon vermissen.«
Unser Anführer lächelte hintergründig. »Keine schlechte Idee, Jared. Ich glaube, wir sollten alle der Moschee einen Besuch abstatten.«
»Alle?«, fragte ich verwundert, denn von Jared wusste ich, dass Nichtmuslime wie Gabriel, Jared und ich nicht zum Gebet zugelassen waren.
»Ja, alle«, beharrte Sayd. »Ich bin sicher, dort treffen wir den Mann, der uns übers Meer bringen wird.«
»Und was wird Allah dazu sagen, wenn Ungläubige seine Gebete hören?«
»Vielleicht findet ihr ja Gefallen an der Lehre Mohammeds und wollt zum Islam übertreten«, entgegnete Sayd scherzhaft. »Außerdem will ich euch nicht draußen anbinden wie drei Esel!«
Damit trieb er sein Pferd an und reihte sich in den Strom der Gläubigen ein.
Ich sah zu Gabriel, der lächelnd mit den Schultern zuckte. »Deine Götter werden es wohl verkraften, wenn du die Lehre eines anderen hörst, oder?«
»Natürlich. Freya ist nicht eifersüchtig, solange man ihr mit ganzer Seele folgt.«
»Achte aber darauf, dich nicht danebenzubenehmen«, mahnte Jared, dessen Gott Anubis ebenfalls kein Problem damit zu haben schien, dass er ein fremdes Gotteshaus aufsuchte, scherzhaft von der anderen Seite.
»Wann hätte ich mich je danebenbenommen, wenn es um etwas Wichtiges ging?«, entgegnete ich bissig. »Achte du nur darauf, dass du dir nicht Anubis’ Zorn zuziehst.«
Jared lachte, strich über das Ankh, das an seinem Hals hing, und ritt hinter Sayd her.
Vor der Moschee drängten sich zahlreiche Männer. Viele von ihnen unterhielten sich lebhaft, während einige bereits zu einer Art Waschbecken gingen und ihre Schuhe auszogen. Auch wir schlüpften aus unseren Stiefeln. Dass der Kopf bedeckt sein durfte, war zu meinem Vorteil. Auch wenn mein Haar nur schulterlang war, erregte die helle Farbe doch überall Aufsehen.
Während wir hinter den anderen Gläubigen ein wenig zurückblieben, hielt Sayd Ausschau nach seinem Bekannten.
»Siehst du ihn schon?«, fragte ich, doch Sayd schüttelte den Kopf.
»Nein, aber das muss nichts heißen. Er kann immer noch auftauchen.«
»Und wenn nicht?«, fragte Gabriel.
»Dann werden wir uns selbst um ein Schiff kümmern müssen. Doch mit Tariq wird es wesentlich einfacher.«
»Woher kennst du ihn eigentlich?«, wollte Jared wissen.
»Vor zehn Jahren war ich mit Malik und Ashar in Al-Jaza’ir, um mit den Berbern zu verhandeln. Ihr wisst schon, wegen der Unterstützung gegen die Kreuzfahrer.«
Wir nickten einhellig.
»Der Zufall hat mich zu dem Mann geführt. Wollen wir hoffen, dass er noch am Leben ist.«
Weitere Gläubige strömten in die Moschee und nahmen ihre Plätze auf den Gebetsteppichen ein. Wie ein Meer an Farben wogte die Menschenmenge um den Platz, hinter den der Imam treten würde, um das Gebet abzuhalten.
Sayds Miene spannte sich immer mehr an. Auch ich zweifelte mittlerweile, dass sich der, den er suchte, blicken ließ. Doch dann trat plötzlich ein Lächeln auf seine Lippen.
»Da ist er!«
Sayd deutete mit dem Kopf auf einen Mann in einem grün-roten Gewand. Auf dem Kopf trug er ein schlichtes weißes Tuch, das nicht zum Turban gebunden, sondern einfach um seinen Hals geschlungen war.
»Wartet hier, ich gehe zu ihm und versuche mit ihm zu sprechen. Im nächsten Augenblick drängte er sich auch schon durch
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