Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Gefallen tun.«
Auf einmal hatte ich wieder das Gefühl, neben dem düsteren, schwer durchschaubaren Sayd zu gehen. Jenem Sayd, den ich während meiner Adeptenzeit nie hatte einschätzen können.
»Und was wird dann mit dem Schiff?«, fragte Jared gequält.
Sayd blickte zu mir, doch er lächelte nicht. »Laurina kennt sich mit der Seefahrt aus. Mit ihrer Hilfe werden wir die Jasmina schon segeln können.«
Pünktlich vor Sonnenuntergang fanden wir uns am Hafen ein. Die Pferde hatten wir in der Obhut des Taubenhüters gelassen, den ich an diesem Tag zum ersten Mal sah. Es war ein sehniger, braun gebrannter Berber, der uns ohne Schrecken entgegentrat und vor Sayd den Kopf neigte. Als wir uns von ihm verabschiedeten, hielt er eine kleine Ansprache, die ich nicht verstand.
»Das war ein Segen seines Volkes«, erklärte mir Jared hinterher. »Auf dem Schiff werde ich dir ihre Sprache beibringen, und wohin es uns auch immer verschlägt, dort werde ich dich ihre Schrift lehren.«
Ich nickte ihm zu. »Ich danke Euch dafür, muhallim .«
Dass ich ihn Lehrer genannt hatte, brachte Jared zum Lachen.
Der Hafen war um diese Zeit nicht mehr besonders belebt. Einzelne Fischer flickten an ihren Netzen und machten ihre Boote bereit für den nächsten Morgen. Ein paarSeeleute lungerten herum in der Hoffnung, im letzten Moment noch auf einem der auslaufenden Schiffe angeheuert zu werden.
Für die Jasmina, die in Kürze auslaufen würde, interessierten sie sich allerdings nicht. Seltsamerweise herrschte auf dem Schiff kaum Betriebsamkeit. Ein paar Schiffsjungen rieben nachlässig die Planken des Decks mit Sand ab, während ältere Seeleute an den Seiten zusammensaßen und uns neugierige Blicke zuwarfen, als wir an Bord kamen.
Jared sah auf einmal aus, als hätte er einen ganzen Haufen Zitronen verspeisen müssen. Dabei schaukelte das Schiff nur sacht und ächzte uns ein leises Willkommen zu.
Es dauerte eine Weile, bis der Kapitän sich blicken ließ. Obwohl sein Körper nicht ungelenk war, schleppte er sich träge aus seinem Quartier. War er betrunken?
Wenn ja, schien alle Trunkenheit von ihm zu weichen, als er mich sah. Er murmelte etwas, das ich nicht verstand, und ich fragte mich, ob vielleicht das Tuch auf meinem Kopf schlecht saß. Unsicher blickte ich zu Gabriel, doch er sah geradeaus auf den Mann, der uns willkommen hieß und dann seinen Leuten den Befehl gab, abzulegen.
12
N ach einer Woche zügigem Ritt erreichten Azhar und seine Begleiter das Land der Berber, in dem auch die Heimat der Dschinn vermutet wurde. Auf dem Weg hierher hatten sie hin und wieder in kleinen Dörfern Rast gemacht, doch auf ihre Fragen nach den Dschinn hatten sich die Leute verschlossen und waren augenscheinlich froh gewesen, wenn sie weiterzogen.
Das gab Azhar die Gewissheit, dass sie auf dem richtigen Weg waren.
Im letzten Dorf waren sie auf eine Alte gestoßen, die ihnen immerhin erzählen wollte, wie man sich die Dschinn vom Leib halten könne.
»Du musst die beiden Schutzsuren sprechen, dann verschwinden sie. Vor der Macht Allahs haben sie Angst.«
Das war für Azhar allerdings ein Problem. Während des Ritts war ihm bewusst geworden, dass er sich, wenn es nach seinem Herrn ging, nicht vor den Dschinn schützen sollte! Doch die Schutzsuren wollten ihm einfach nicht aus dem Kopf. Immer wieder meinte er die Worte aus den Hufschlägen seiner Pferde herauszuhören. Er hoffte nur, dass sie ihm nicht herausrutschten, wenn es ernst wurde, und ermahnte seine Gefolgsleute, von denen zwei Drittel dem wahren Glauben anhingen, die Nennung dieser Worte zu unterlassen, sollten sie auf die Dschinn stoßen.
Dem letzten Dorf schloss sich eine kahle, mit Steinen übersäte Ebene an, hinter der ein Gebirgszug aufragte. Azhar war sich sicher, dass hier die Dschinn hausen mussten – wenn die alten Überlieferungen stimmen. Nur wie konnte man sie dazu bringen, sich zu zeigen? Im Geist durchforstete er die alten Erzählungen, doch nirgends gab es einen Hinweisdarauf, wie man Dschinn anzog. Sie erschienen einfach, raubten Seelen und brachten Krankheit und Verderben über einen Landstrich, wenn sie nicht ein Opfer erhielten.
Ein Opfer! Das war es! Vielleicht sollten sie den Dschinn eines bringen.
Azhar erinnerte sich, dass die Dschinn alles liebten, was rot und schwarz war. Doch das Dorf, das vielleicht Hühner oder Ziegen in diesen Farben hatte, lag bereits weit hinter ihnen. Ärgerlich darüber, dass ihm dieser Gedanke nicht schon früher
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