Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
kein Mensch dem anderen die Freiheit nehmen sollte, hatten die Männer die Frauen wie Vieh behandelt. David und Sayd war es sehr schwergefallen, mich davon abzuhalten, diese Männer zu töten.
»Das kommt ganz darauf an, wie viel Freude du mir bereitest«, sagte der Kapitän und kam nun auf mich zu. Ich wich zurück, wohl wissend, dass ich mich einer Ecke näherte. Mein Schauspiel eines verängstigen Mädchens schien ihn zu überzeugen. Von der plötzlichen Macht, die er über mich zu haben glaubte, beflügelt, streckte er seine schmutzigen Pranken nach mir aus. Diesmal ließ ich aber nicht zu, dass er mich berührte. Blitzschnell packte ich ihn bei seiner Kehle, drückte ihn gegen die Wand und hob ihn, soweit es mir aufgrund meiner Größe möglich war, in die Luft.
Zappelnd schrie der Kapitän auf. Vergeblich versuchte er sich aus meinem Griff zu befreien. »Was beim Schaitan bist du?«
»Ganz sicher keine Sklavin!«, entgegnete ich. »Und auch nichts, was du anrühren oder gar verschachern dürftest.«
»Du bist Schaitan, der Teufel!«, heulte er auf.
»Auch da liegst du falsch. Und es wäre wirklich besser für dich, wenn du keine weiteren Vermutungen anstellen und den Mund halten würdest.«
Der Kapitän verstummte augenblicklich.
»Hör mir gut zu, du wirst dich nicht mehr in meine Nähe wagen, hast du verstanden? Du wirst nicht mehr hinter mir auftauchen, mir anzügliche Blicke zuwerfen und vor allem wirst du niemandem von dieser kleinen Unterredung erzählen.«
Ich spürte, wie der Kehlkopf des Kapitäns in meiner Handfläche auf und ab zuckte. »Hast du verstanden?«, hakte ich nach.
Der Mann nickte und angesichts des Schreckens in seinen Augen war ich sicher, dass er es auch so meinte. Ich stellte ihn auf die Füße und zog mich zurück. Doch im nächsten Augenblick bewahrheitete sich wieder, dass man manchen Gegnern nicht den Rücken zukehren sollte.
Als ich ihn heranstürmen hörte, ließ ich meine Unterarmklinge hervorschnellen und hielt sie unter seine Kehle. »Du scheinst vergesslich zu sein«, stellte ich ruhig fest. »Vergisst du dich noch einmal, wird diese Klinge dafür sorgen, dass du nicht mehr durch deine Nase atmen musst.«
Schweißtropfen rannen über die Stirn des Kapitäns, als er sich zurückzog. Obwohl sich seine Lippen bewegten, brachte er keinen Ton hervor. Zu seinem Glück! Ich warf ihm einen finsteren Blick zu, dann verließ ich die Kajüte.
Auf dem Weg nach oben vernahm ich leise Schritte. Hatte jemand an der Tür gelauscht? Nein, in der Dunkelheit tauchte plötzlich Gabriel auf.
»Wo hast du gesteckt?«, fragte er verwundert. Ich blickte mich nach der Kajütentür um.
»Der Kapitän hatte mich enttarnt«, wisperte ich in der Frankensprache. »Ich war gezwungen, ihm eine kleine Lektion zu erteilen.«
Gabriel zog die Augenbrauen hoch. »Du hast ihn …«
»Nein, er lebt noch. Aber ich glaube kaum, dass er noch einmal Lust bekommen wird, mich in seine Kajüte einzuladen.«
»Er hat was?«
Gabriels Augen leuchteten türkisfarben auf, wie immer, wenn ihn etwas zornig machte.
»Er hielt mich für Sayds Sklavin und bot mir an, michfreizukaufen, wenn ich ihm Vergnügen bereite. Letztlich wollte er mich nur auf dem nächstbesten Sklavenmarkt verschachern.«
»Ich werde ihn …«
Bevor er etwas Unüberlegtes tun konnte, trat ich ihm in den Weg und schlang meine Arme um ihn.
»Bleib ruhig, Gabriel, es ist nichts geschehen. Ich habe ihm deutlich gemacht, dass es besser ist, sich von mir fernzuhalten. Und ich habe ihm Konsequenzen angedroht für den Fall, dass er es noch einmal versucht.«
Das Leuchten in seinen Augen wurde schwächer. Dafür trat Sorge in seinen Blick.
Ich wusste warum.
»Wenn wir es Sayd nicht sagen würden …«
»Er muss es erfahren«, sagte Gabriel ruhig und nahm meine Hände in seine. »Die Mannschaft könnte versuchen uns zu töten, nachdem er sie aufgewiegelt hat.«
»Aber …«
»Du hast ihn verängstigt, ja. Aber bedenke, er ist ein Schmuggler, der schon vieles im Leben gesehen und erfahren hat. Solche Männer werden von Angst zwar eingeschüchtert, aber nur für einen Moment. Dann kehren sie zu dem zurück, wobei sie sich sicher fühlen: Mord und Gewalt.«
Auf einmal kam ich mir wieder vor wie das junge Mädchen, das Gabriel auf die Prüfung der sieben Wunden vorbereitet hatte. Aber er hatte Recht, Sayd, unser Anführer, der somit die Verantwortung für uns alle trug, musste erfahren, was geschehen war.
Als wir Sayd von den
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