Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft.«
Aisha wandte den Kopf zur Seite, dann trat sie näher. Diesmal so, wie es eine Menschenfrau getan hätte, nur wesentlich graziöser. Ihre Hufe klapperten leicht über den Steinboden.
Azhar fragte sich, ob das hier nicht ein Traum war.
»Du bist ein sehr hübscher Bursche«, sagte da die Frau, während sie mit ihren eisigen Fingern über seine Wange strich. Etwas schien sich plötzlich wie ein Seil um seine Seele zu ziehen und sie abzuschnüren. »Wie viel weißt du über mich und meinesgleichen?«
Azhar zögerte. Die Alten sprachen in ihren Geschichten davon, dass Dschinn sehr schnell in Wut geraten konnten, wenn man ihnen unliebsame Dinge sagte. Wollte er den Auftrag seines Herrn zu einem erfolgreichen Ende bringen, musste er diplomatisch vorgehen. »Ich weiß, dass die Dschinn Besessene sind«, begann er vorsichtig. »Besessene eines Geistes.«
»Meines Geistes!«, verbesserte Aisha ihn. »Ich nehme ihnen einen Teil ihrer Seele und ersetze ihn durch einen Teil von mir. Als Göttin habe ich eine unendlich große Seele, musst du wissen, die ich mit vielen Männern teilen kann.«
Angesichts des lüsternen Funkelns in ihren Augen musste Azhar sich sehr zusammenreißen, um keine Angst zu zeigen.
»Als Dank dafür, dass sie mir diesen Seelenteil gegebenhaben, schenke ich ihnen die Unsterblichkeit – und Fähigkeiten, die jene normaler Sterblicher bei Weitem übersteigen.« Aisha sah ihn prüfend an. »Wie ich sehe, strebst auch du nach Unsterblichkeit. Sag, warum hat dein Herr noch nicht dafür gesorgt, dass du die Gabe erhältst?«
»Ihm fehlt es an einer Hüterin«, antwortete er. »An einer Lamie.«
Aisha zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Das ist in der Tat seltsam. Es gibt eigentlich keine Lamie ohne männliche Gefolgsleute. Und keine männlichen Lamien ohne eine Hüterin.«
»Mein Herr meint, Hüterinnen seien sehr selten geworden. Wenn er eine gehabt hätte, wäre nicht die Notwendigkeit entstanden, seine Gabe zu teilen.«
»Ist das so? Erst vor Kurzem ist einem Trupp meiner Männer eine Lamie über den Weg gelaufen, als sie die Opfergaben eines Dorfes einsammeln wollten. Ihre Begleiter waren stark und die Lamie selbst eine sehr gute Kämpferin. Einer ihrer Männer wusste sogar um das Geheimnis unserer Sterblichkeit.« Als hätte sie bereits zu viel gesagt, verstummte die Dschinnkönigin und trat einen Schritt zurück.
Das Seil um Azhars Seele löste sich ein wenig.
»Ich glaube, ich habe eine Lösung für das Problem deines Herrn«, verkündete Aisha dann. »Vor sehr vielen Jahren hat es schon einmal männliche Lamien gegeben, die versucht haben ihre Gabe zu teilen. Mit fatalen Folgen. Der Gebende wurde meist wahnsinnig, weil er die Verbindung zu dem Nehmenden nicht ertragen konnte. Der Nehmende hingegen war nicht mehr als eine leblose Hülle, an die die Gabe vollkommen verschwendet war. So ähnlich dürfte es auch bei deinem Herrn aussehen, nicht wahr?«
Azhar nickte.
»Aufgrund dieser Folgen halten weibliche Lamien ihremännlichen Kinder stets dazu an, ihre Gabe nicht zu teilen. Offenbar hat dein Herr diesen Rat nicht erhalten.« Geschmeidig wie eine Katze strich Aisha um ihn herum und beobachtete belustigt, wie er gegen seine Furcht ankämpfte.
»Es gibt ein simples Heilmittel«, sagte sie dann und blieb vor ihm stehen, damit er ihr in die Augen sehen musste. Augenblicklich wurde der Druck auf seine Seele stärker. »Dein Herr scheint es zu ahnen, sonst hätte er dich nicht geschickt. Allerdings bin ich nicht bereit, es einfach so herzugeben. Ich verlange eine Gegenleistung.«
»Und was habt Ihr im Sinn?«
»Ich bin ständig bestrebt, mein Heer zu vergrößern. Einen Krieger wie dich könnte ich gut gebrauchen.«
»Das geht nicht«, platzte Azhar heraus. »Ich kann den Eid, den ich meinem Herrn geleistet habe, nicht brechen.«
Aisha verzog ärgerlich das Gesicht. »Auch dann nicht, wenn ich dich zu meinem neuen Hammu Qiyu mache?«
»Ich denke, er ...«
»Auch er ist nur eine meiner Kreaturen! Es hat über die Jahre immer wieder einen neuen Hammu Qiyu gegeben, jeweils der größte und beste Krieger, den ich finden konnte. Du übertrumpfst meinen jetzigen Gemahl um einiges.«
»Dennoch kann ich mich dir nicht anschließen. Ich werde meinem Herrn auch weiterhin dienen.«
Aishas Augen wurden schwarz vor Zorn. »Dann weiß ich nicht, wie ich dir helfen soll. Du hast nichts, was du mir anbieten könntest!«
»Vielleicht doch«, gab Azhar
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