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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Kranken zu streiten.
    Da er sich durch seine Seekrankheit außerstande sah, mir die Berbersprache beizubringen, nutzte ich die Zeit, um an meinen Chroniken zu arbeiten. Wenn mir davon der Kopf schwirrte und auch Gabriel nicht mehr bereit war, meine Erinnerungen aufzufrischen, ging ich wieder an Deck. So auch heute. Während ich mich fragte, wie lange die Fahrt noch dauern würde, trat ich an die brüchige Reling und beugte mich in der Hoffnung, ein paar Fischschwärme unter uns zu sehen, ein wenig vor. Da nur wenig Gischt am Bug vorbeiglitt, sah ich mein eigenes Spiegelbild.
    Was bei allen Göttern war das?
    Erschrocken wich ich zurück. Hatte ich richtig gesehen oder täuschte mich mein Blick? Langsam näherte ich mich wieder der Reling. Ich sah die Kapuze über meinem Haarschopf im Wasser auftauchen – und dann mein Gesicht. Nur dass es nicht mein Gesicht war.
    Die Frau, die mich ansah, schien mehr als hundert Jahre alt zu sein. Ihr Gesicht war voller Runzeln, der Mund eingefallen, die Haare nur noch struppige Fusseln. Sie erinnerte mich an die alte Zauberin, von meinem Volk Leserin des Todes genannt, weil sie aus Runensteinen das Schicksal eines Menschen oder sogar eines ganzen Stammes herauslesen konnte.
    Erschüttert taumelte ich zurück, ohne zu bemerken, dass der Kapitän hinter mir aufgetaucht war. »Na, Bürschchen, verträgst du den Seegang nicht?«
    Als ich herumwirbelte, lag ein lüsternes Funkeln in seinem Blick.
    »Doch, natürlich«, antwortete ich rasch. Als ich zurückwich, schossen die Hände des Mannes blitzschnell vor. »Vielleicht solltest du in meine Kajüte kommen. Dort ist es wesentlich angenehmer.«
    Wütend funkelte ich den Kapitän an. Niemand hatte das Recht, mich am Arm zu packen!
    »Was für seltsame Augen du doch hast!«, murmelte der Kapitän, der so dicht vor mir stand, dass ich seinen fauligen Atem riechen konnte. »Noch nie habe ich eine Farbe wie diese gesehen. Es gäbe gewiss einige Männer, die für solch einen Sklaven gut bezahlen würden. Oder sollte ich besser Sklavin sagen?«
    Ich hatte also recht gehabt!
    »Ja, ich weiß es!«, zischte er triumphierend. »Ich habe dich beobachtet. Wie du läufst und dich verhältst, kannst du kein Junge sein.«
    Es wäre mit nicht schwergefallen, ihm auf der Stelle den Hals umzudrehen. Doch ich beherrschte mich, denn ich spürte die Blicke einiger Seeleute zwischen meinen Schulterblättern.
    »Vielleicht sollten wir wirklich in Eure Kajüte gehen«, sagte ich, während ich mich selbst zur Ruhe ermahnte. Nochwusste ich nicht genau, wie ich ihm seine Flausen austreiben sollte, aber erst einmal galt es, lästige Zuschauer loszuwerden.
    Ich zog mein Tuch ein wenig nach hinten, sodass er meinen Haaransatz sehen konnte. Daraufhin leuchteten seine Augen gierig auf.
    »Ein Gelbhaar«, murmelte er. Hinter seiner Stirn schien er aufzurechnen, wie viele Goldstücke ich ihm wohl einbringen würde.
    »Lass uns gehen.« Ich blickte mich zu den Seeleuten um, die rasch den Kopf senkten und sich wieder ihrer Arbeit widmeten. Ein wenig hoffte ich, dass wir einem meiner Leute begegnen würden, doch auf dem Weg nach unten trafen wir nur auf den Schiffsjungen, der flink wie eine Katze davonhuschte, weil er die Peitsche des Kapitäns fürchtete.
    Der Weg zur Unterkunft des Kapitäns war nicht sehr lang. Das Schnaufen des Mannes hinter mir machte mich böse. Er mochte mich vielleicht für ein junges Mädchen halten, doch ich war mehr als alt genug, um zu verstehen, worum es ihm ging.
    »Welchem von ihnen gehörst du?«, fragte er heiser, als er die Tür hinter sich zudrückte. »Dem Ältesten?«
    Ich nickte beiläufig und registrierte, wie übel selbst die Unterkunft des Kapitäns war. Aber sie passte zu dem Mann, der sich mir jetzt näherte. »Vielleicht sollte ich dich freikaufen und für mich selbst behalten.«
    Ich sah ihn zweifelnd an. »Was willst du mit einer wie mir?«
    Der Kapitän grinste schmierig. »Ein wenig Vergnügen haben. Genau so, wie es dein Herr sicher mit dir hat.«
    »Du willst mich also nicht verkaufen wie ein halbes Rindvieh?«
    Genau diese Absicht lag in seinen Augen. Am liebsten hätte ich sie ihm jetzt rausgerissen. In Damaskus hatte ich dem Verkauf von Sklaven beigewohnt, die von den Sklavenhändlernaus allen Himmelsrichtungen zusammengestohlen worden waren. Einige Frauen waren so blass gewesen wie ich selbst, einige rothaarig wie Keltenfrauen und auch einige Einheimische und Nubierinnen waren darunter gewesen. Abgesehen davon, dass

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