Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
zurück. »Du kannst die Männer nehmen, die mich begleiten. Unter ihnen sind stattliche Krieger, und viele von ihnen haben einen Teil Lamienblut in ihren Adern.«
Aishas Augen hellten sich ein wenig auf. »Und dein Herr ist damit einverstanden?«
»Er hat mich befugt, dir jeden möglichen Preis anzubieten. Wenn du diese Männer haben willst, sollst du sie haben, ich finde meinen Weg auch allein zurück.«
»Das musst du gar nicht«, entgegnete Aisha lächelnd. »Um den Krieger deines Herrn zu heilen und ihm Kontrolle über den zweiten Teil seiner Gabe zu geben, muss ich ihn sehen. Ich werde dich also mit meinen Leuten begleiten. Und mit jenen, die du mir zur Verfügung stellst.«
Azhar lächelte nun ebenfalls. »Dann soll es so sein.«
Aisha nickte. »Gut, ich werde mich der Seelen deiner Krieger noch in dieser Nacht bemächtigen. Morgen brechen wir in aller Frühe auf.«
Damit verließ sie den Raum.
Azhar atmete tief ein und aus. Erleichtert fühlte er sich nicht. Auch wenn sein Herr mit seiner Entscheidung zufrieden sein würde, überkam ihn auf einmal das schlechte Gewissen. Seine Begleiter ahnten nichts von ihrem Schicksal. Gewiss wollten einige nicht zu Wesen werden, die halb Rauch und halb Körper waren. Aber er spürte, dass Aisha sich sonst nicht auf den Handel eingelassen hätte.
Seufzend ließ er sich auf seiner Bettstatt nieder. Jetzt, wo seine Seele wieder frei war, fühlte er sich erschöpft. Doch trotz der großen Müdigkeit, die seine Glieder bleischwer werden ließ, war an Schlaf nicht zu denken.
Wer weiß, ob sie von meiner Unterkunft fernbleibt , dachte er bang und legte sein Krummschwert neben sich zurecht. Ihm war nicht entgangen, dass sie von einem Geheimnis ihrer Sterblichkeit gesprochen hatte. Es gab also eine Möglichkeit, sie zu töten, und Azhar schwor sich, das zumindest zu versuchen, sollte sie erneut einen Fuß über die Schwelle dieses Raumes setzen.
13
W enn wir schon auf einem nicht seetüchtigen Schiff reisen mussten, so schien Thor wenigstens ein Einsehen mit uns zu haben, indem er jegliches Toben unterließ. Die See blieb ruhig und der Himmel war nur selten bewölkt. Trotz guten Windes segelte die Jasmina langsam und behäbig, was, wenn man Sayd Glauben schenkte, bei diesem Schiffstyp eigentlich ganz anders sein sollte. Wahrscheinlich war die mangelhaft geflickte Außenhaut daran schuld. Obwohl ich durchaus wusste, wie wir leichter vorankämen, war ich nicht darauf erpicht, dem Schiffsführer einen Rat zu erteilen, denn wo immer ich ihm auch begegnete, starrte er mich seltsam an.
Während Gabriel seine Seetüchtigkeit schon bei der Überfahrt mit dem Kreuzfahrerschiff bewiesen hatte und für mich das Meer lange Zeit die einzige Heimat gewesen war, handelte es sich für Jared und Sayd um die erste größere Fahrt auf See. Unserem Anführer bekam die Reise gut, manchmal setzte er sich vorn an den Bugspriet und blickte auf das Meer hinaus, als könnte er in der Ferne bereits sehen, was uns erwartete.
Auch ich war recht gern an Deck, besonders in Begleitung von Gabriel. Für Jared hingegen war die offene See die reinste Hölle. Der ehemalige Schreiber, der am liebsten in alten Gräbern, Ruinen und in der Wüste nach Artefakten und alten Schriftrollen suchte, hielt sich wenn möglich unter Deck auf und kam nur heraus, wenn ihm so übel war, dass er sich übergeben musste. Sobald es ihm dann wieder besser ging, schimpfte er in der Sprache seiner alten Götter darüber, dass ihm die Gabe der Unsterblichkeit nicht diese zutiefst menschliche Schwäche hatte nehmen können.
»Noch nie ist jemand an Seekrankheit gestorben«, sagteGabriel daraufhin. »Deshalb kann dir Ashalas Elixier auch nicht helfen.«
»Vielleicht solltest du wirklich mit nach oben kommen und den Horizont betrachten«, riet ich ihm wie schon beim letzten Mal. »Du wirst sehen, das macht es besser. Hier unten zu sitzen und nicht zu wissen, was um dich herum vorgeht, verwirrt deinen Verstand und deine Eingeweide.«
»Seit wann bist du Ärztin?«, gab er gereizt zurück.
»Ich bin die Tochter eines Seemanns. Auch ohne Arzt waren die Männer meines Vaters und ich selbst nur selten krank. Weil wir der Seeluft erlaubt haben, in unseren Körper zu strömen.«
»Ich erlaube der Seeluft höchstens, mich rasch ans Festland zu bringen. So lange werde ich hier ausharren.«
Ja, würgend und spuckend und grün im Gesicht. Aber das sagte ich nicht laut, denn ich hatte keine Lust, mich weiter mit einem sturköpfigen
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