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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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sie in ihrer Unwissenheit nicht doch Allah preisen.«
    »Dann wollt Ihr sie also zum rechten Glauben bekehren.«
    »So ist es.«
    Al-Harun schien diese Antwort sehr zu gefallen, denn er sagte: »Dann bitte ich Euch, mir auf Eurem Rückweg zu berichten, was Ihr vorgefunden habt – und ob Eure Bemühungen von Erfolg gekrönt waren.«
    »Es wird mir eine Ehre sein, Euch einen umfassenden Bericht zu liefern, und ich danke Euch bereits jetzt dafür, dass Ihr mir Gehör schenken wollt.«
    Die beiden Männer neigten voreinander den Kopf, dann tranken sie in stillem Einvernehmen ihren Tee.
    Nach einigen harmlosen Wortwechseln, die sich um die Reise und die Zustände im Heiligen Land drehten, richtete Al-Harun seine Aufmerksamkeit wieder auf mich.
    »Würde es der Sejida gefallen, mich auf einen Spaziergang durch die Gärten zu begleiten? Die ganze Pracht entfaltet sich zwar erst im Morgengrauen, doch im Schein des Mondes und der Feuer kann es dort auch sehr reizvoll sein.«
    Dass ich mich zu Gabriel umsah, legte er wohl als Scham einer ehrbaren Frau aus, denn er setzte gleich hinzu: »Diese Einladung gilt auch für Euch, geehrte Herren, ich wollte der Sejida keineswegs zu nahe treten.«
    Mir schien allerdings, als hätte er genau das vorgehabt. Zu meiner Erleichterung stimmten meine Begleiter zu, und wenig später befanden wir uns auf dem Weg zu den Palastgärten, zu denen der Gelehrte als Vertrauter des Emirs Zugang hatte.
    »Glücklicherweise brauchen wir jetzt nicht mehr darauf zu achten, ob die Damen des Harems unterwegs sind. Sie zu sehen, ist gewöhnlichen Männern untersagt.«
    Der Garten, in den er uns führte, war vorwiegend mit Rosen und Orangenbäumchen bepflanzt. Ein Springbrunnen plätscherte munter und in einem schnurgeraden Wasserkanal spiegelte sich der abnehmende Vollmond.
    Zunächst hielt mich die Erfahrung auf dem Schiff davon ab, näher an das Wasser heranzugehen. Doch dann wollte ich wissen, ob Sayds Vermutung, nur das Meer würde unsere wahre Gestalt zeigen, stimmte.
    Vorsichtig trat ich an das Wasser heran und bemerkte nicht, dass die anderen sich entfernten.
    Zunächst sah ich nur meine Silhouette, das Haar bedeckt von dem Schleier. Dann, als hätten sich die dunklen Tiefen an meinen Anblick gewöhnen müssen, tauchte mein Gesicht auf der beinahe glatten Oberfläche auf.
    Es war das Gesicht, das ich aus meinem Badezuber kannte. Offenbar galt der Fluch unseres wahren Anblicks wirklich nur für natürliches Wasser, nicht aber für solches, das künstlich angestaut worden war. Erleichtert trat ich zurück und vernahm hinter mir ein leises Knirschen.
    »Ich muss schon sagen, Ihr seid eine ungewöhnliche Frau«, sagte Al-Harun, indem er näher trat. »Ihr tragt einen arabischen Namen und lasst euch Sejida nennen, doch ihr seht mir nicht wie eine Araberin aus.«
    »Das ist der Fluch meines weißen Haars und der weißen Haut«, antwortete ich und war froh darüber, dass ich in den vergangenen Jahren genug Geschichten gehört hatte, um nun eine davon anzuwenden. »Glaubt nicht, dass meine Eltern das nicht mit Verwunderung betrachtet hätten. Mein Vater, der Seijd Machmut glaubte gar, dass meine Mutter ihm untreu geworden sei. Doch als er herausfand, dass diesnicht sein konnte, hielt er mein Aussehen für eine Laune Allahs.«
    Diese Antwort schien genau das zu sein, was er erwartet hatte: ein Märchen von einer märchenhaften Gestalt.
    »Ich bin froh, dass Euer Vater nichts anderes in Euch sah. Hierzulande würde man gleich nach jemandem rufen, der Geister austreibt.«
    »Seht Ihr das genauso?«, fragte ich, während ich meinen Schleier ein wenig sinken ließ. Ich kannte den Ausdruck in seinen Augen. Warum ihn nicht ausnutzen.
    »Ich glaube, dass jeder Frau ein Geist innewohnt. Manch einer will gezähmt werden, ein anderer wiederum nicht. Ihr scheint einen Geist in Euch zu tragen, der es übel nehmen würde, wollte man ihn zähmen. Wie sonst kämt Ihr dazu, mit drei Männern zu reisen, ohne einen männlichen Verwandten an Eurer Seite?«
    Aha, daher wehte der Wind! Wenn wir wieder in unserem Quartier waren, würde ich Jared darauf aufmerksam machen, dass es doch besser gewesen wäre, mich als Jungen auszugeben.
    »Diese Männer sind gute Freunde meines Vaters. Und da ich Verwandte in Malaga habe, boten sie sich an, mich zu begleiten, insbesondere da Jared Euch gern sehen wollte.«
    Nur gut, dass der Gelehrte meinen Schweißausbruch nicht riechen konnte.
    »Ah, hier seid Ihr ja!« Gabriels Stimme erlöste mich.

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