Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
endgültige Vernichtung gibt es aber nicht, was mich hoffen lässt, dass wir noch zur rechten Zeit kommen.«
Sayds Augen leuchteten golden auf. Er musste zornig sein oder aufgeregt. »Dann lasst uns keine Zeit verlieren und nach den Männern suchen!«
»Ihre Unterkünfte sind im westlichen Teil.« Jared griff in sein Gewand und zog eine winzig kleine Schrifttolle hervor. »Das hier ist ein Grundriss des Palastes. Er ist nicht besonders detailliert, denn ich war in Eile, doch ich glaube, dass ihr sie trotz allem finden werdet.«
»Wir sind deine kleinen Zettel ja gewöhnt«, warf ich ein, während ich an Sayds Schulter vorbei die Zeichnung betrachtete. Sie war nicht im Entferntesten so schlecht, wie Jared vorgab.
»Weiß dein Freund, dass wir die Verräter töten werden, sollten wir Beweise für unseren Verdacht finden?«, fragte Sayd, nachdem er den Grundriss gründlich studiert und verinnerlicht hatte.
Jared senkte den Kopf. »Nein, er glaubt, dass ihr lediglich Beweise für die Schuld dieser Männer beschaffen werdet.«
Sayd atmete tief durch. »Dann wird wohl nichts daraus, dass wir uns erneut treffen und ich ihm von unseren Erlebnissen berichte. Geh jetzt am besten wieder zurück, bevor die Wachen glauben, du würdest im Garten Selbstgespräche führen.«
»Ich wünsche euch viel Erfolg. Anubis wird über euch wachen.«
Während er sich umwandte, fiel mir ein, dass es keinen passenderen Patron für unsere Mission gab als den Totengott, den Jared anbetete.
Lautlos wie Schatten schlichen wir zum Palast des Emirs. Dank unserer Fähigkeiten konnten wir uns erlauben, dicht an den Wachen vorbeizugehen, um nicht unnötig Zeit zu verlieren.
Auf dem Palasthof waren wir jedoch gezwungen kurz innezuhalten. Während der Wachablösung waren einfach zu viele Soldaten unterwegs, sodass wir uns in ein Gebüsch zurückzogen und dort reglos ausharrten. Als rings um den Löwenbrunnen wieder alles ruhig geworden war, eilten wir, eine Wolke vor dem Mond ausnutzend, die alles in Dunkelheit hüllte, um den Palast herum. Wir kletterten an der Fassade hinauf, bis wir schließlich auf dem Dach waren – wie Katzen, die es schätzten, ihre Umgebung so weit wie möglich einsehen zu können.
Von hier aus konnten wir ein paar Gebäude überblicken; von den Attentätern allerdings keine Spur. »Glaubst du wirklich,dass sie sich irgendeine Blöße geben werden?«, flüsterte Gabriel durch das dunkle Tuch vor seinem Gesicht.
»Wahrscheinlich nicht. Wir werden sie dazu bringen.«
»Und wie?«, fragte ich.
»Wenn sie etwas gegen den Emir unternehmen wollen, warten sie vielleicht auf eine Nachricht oder ein Zeichen. Wenn es wirklich Berber sind, werden sie vielleicht Vertrauen fassen zu einem Mann, der ihre Sprache spricht.«
Jetzt ärgerte mich ein wenig, dass Jared mir wegen seiner läppischen Angst vor dem Meer die Sprache nicht hatte beibringen können.
»Du willst doch nicht zu ihnen hinein?«
Trotz des Tuchs vor seinem Gesicht sah ich, dass er lächelte.
»Ich bin sicher, dass sie mich nicht töten werden.« Mit raschen Handbewegungen wickelte er sich das Tuch vom Kopf. »Seht zu, dass mir die Wachen nicht in die Quere kommen.«
»Du willst sie allein erledigen?«, fragte Gabriel.
Sayd blickte einen Moment lang in die Dunkelheit, dann sagte er: »Erinnerst du dich noch, als ich dir deinen letzten Auftrag für Malkuth gab? Den Kaufmann in Alexandria?«
»Ja, an den erinnere ich mich noch gut«, antwortete Gabriel. »Doch was hat das hiermit zu tun?«
»Bevor Laurina kam, warst du immer so etwas wie unser Gewissen, Gabriel. Du hast keinen Auftrag verweigert, du hast jeden getötet, den du töten solltest, aber man hat gemerkt, dass du es keineswegs gern getan hast. Immer hast du die Aufträge hinterfragt, immer hattest du danach ein schlechtes Gewissen. Hätte ich Malkuth je davon berichtet, hätte er dich hinrichten lassen.«
Gabriel starrte ihn erschrocken an. »Aber ...«
»Du warst sicher für jeden von uns der Grund, über unser Tun nachzudenken.«
»Ich verstehe nicht ...«
Ich legte Gabriel beruhigend die Hand auf den Arm, denn ich verstand.
»Es fällt dir nicht schwer, jemanden im Gefecht zu töten«, sagte Sayd milde, »jemanden, mit dem du dich messen musst. Es ist aber etwas anderes, jemanden zu töten, dessen Schuld nicht ganz erwiesen ist. Also werde ich es tun.«
Gabriel schwieg verstimmt. Doch er wusste, dass Sayd recht hatte. Ich war dankbar für Sayds Entscheidung, erinnerte ich mich doch nur zu
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