Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
müsste mit großer Diskretion geschehen.«
Sayd schnaubte entrüstet. »Willst du mich beleidigen?« Wenn einer seine Opfer diskret tötete, dann er. »Wann soll es stattfinden?«
»So schnell wie möglich. Am besten gleich morgen.«
Sayd nickte. »Gut, dann sollten wir uns vorbereiten.«
18
A m nächsten Abend schlichen wir in die Alhambra – über die Mauer, versteht sich. Ich dankte Freya dafür, wieder Männerkleider tragen und mein Haar unter einem Tuch verstecken zu können.
Wenn es in der Alhambra irgendwelche Anzeichen für einen geplanten Anschlag auf den Emir gab, so wussten die Wächter nichts davon. Ihre Gespräche drehten sich um Frauen, Pferde und Krieg, den einige regelrecht herbeisehnten, um der Langeweile in der Burg zu entkommen.
Nur zu gern hätte ich einen Blick in die Räumlichkeiten des Emirs geworfen, doch dazu hatten wir keine Zeit. Zu Schatten geworden huschten wir in den Garten. Jared hatte den Tag bei Al-Harun verbracht und wollte uns kurz vor Mitternacht im Garten treffen. Zu sehen war er bisher nicht.
»Hoffentlich hat ihn Al-Harun nicht in den Kerker stecken lassen, weil er ihm so sehr auf den Geist gegangen ist«, witzelte Gabriel. Sayd, der konzentriert in die Dunkelheit starrte, sagte nichts darauf, aber ich unterdrückte ein Kichern.
»Da kommt er.« Sayds Stimme war ein kaum wahrnehmbares Flüstern, dann erzeugte er durch seine gefalteten Hände ein Geräusch, das dem Zirpen einer Grille ähnelte.
»Ich glaube nicht, dass eine Grille eine gute Wahl ist in dieser Jahreszeit«, monierte Jared, als er schließlich vor uns stand.
Sayd legte ihm die Hand auf den Arm. »Hast du etwas herausgefunden?«
Jared nickte. »Laut den Listen des Haushofmeisters sind vorgestern zwei junge Männer hier eingetroffen, angeblich Boten des Emirs von Fez. Sie haben dem Emir seine besten Grüße übermittelt und einen Gesandten in Aussicht gestellt.Da sie auf die Ankunft des Gesandten warten sollen, hat ihnen der Emir Räume in der Alhambra zur Verfügung gestellt. Al-Harun hat bei diesen Männern kein gutes Gefühl, doch bislang konnte er noch nicht zum Emir vordringen. Der hat Probleme mit seinem Sohn, der darauf drängt, in kastilisches Gebiet einzufallen.«
»Der Sohn würde seinen Vater natürlich beerben, wenn dieser bei einem so riskanten Unternehmen fiele«, sagte Gabriel.
»Das schon, doch ich glaube nicht, dass er etwas mit der Verschwörung zu tun hat. Diese Männer könnten Spione der Banu Ashkikula sein. Ihr solltet sie euch ansehen und sie wenn nötig ausschalten.«
Sayd schnalzte mit der Zunge. »Es ist schon lange her, dass wir Assassinendienste geleistet haben.« Ein grimmiger Unterton lag in seiner Stimme.
»Du wirst doch nicht eingerostet sein, oder?«
»Nein, aber es ist schon ein wenig merkwürdig, wieder für einen Herrn zu morden.«
»Al-Harun verlangt nicht, dass du sie umbringen sollst. Es reicht, wenn du sie den Wachen übergibst.«
Um Sayds Gedanken zu erraten, musste man kein Hellseher sein. Wenn es sich bei den beiden Burschen um Auftragsmörder handelte, würden sie sich gewiss nicht den Wachen übergeben lassen.
»Sollte sich unser Verdacht erhärten, werden wir tun, was zu tun ist.«
Jared nickte wissend. »Anschließend solltet ihr euch so schnell wie möglich aus der Burg entfernen, denn es wird gewiss Alarm geschlagen werden, wenn man sie findet.«
»Und falls sie keine Verschwörer sind?« Die Aussicht, Unschuldige zu töten, erregte heftigen Widerwillen in mir.
»Dann lassen wir sie in Ruhe und sehen uns die anderenBewohner der Burg an. Wir haben eine ganze Nacht Zeit, das dürfte reichen, um die meisten zu überprüfen.«
»Wenn ihr Schuldige finden solltet, verfahrt ihr auf die gleiche Weise. Übrigens hat mein Freund ein paar sehr interessante Informationen über die Leute gefunden, die wir suchen. Es handelt sich um Mitglieder einer christlichen Strömung, die Katharer genannt wird.«
»Ich dachte, dein Freund müsse sein Wissen erst vervollkommnen«, spottete ich.
»Er hat in der Bibliothek nachgesehen. Ein Gelehrter war inkognito im Norden und hat ihre Riten beschrieben. Das Consolamentum, von dem du gesprochen hast, ist so etwas wie ein Aufnahmeritual.«
»Was hat der Gelehrte noch herausgefunden?«, fragte Sayd weiter.
»Nicht viel, denn er ist bald danach wieder abgereist. Doch mittlerweile sind Gerüchte, dass der Frankenkönig eine ihrer Burgen überfallen und eingenommen hat, selbst bis hierhergedrungen. Beweise für ihre
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