Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Unmengen an Mehl und Hirse gab es auch eingedickte Milch, Oliven, getrocknete Früchte und einen Schinken, von dem aber weder David noch Saul noch Belemoth etwas essen wollten, weil zweifelhaft war, von welchem Tier es stammte. Während den Muslimen nur Schweinefleisch verboten war, hatten die beiden Juden sogar darauf zu achten, dass das Fleisch koscher war. Da ihnen das niemand bezeugen konnte, verzichteten sie lieber.
»Ich bin auch dafür, dass wir dem Papst nur die Stücke geben, die als eindeutige Beweismittel gelten könnten«, meldete sich Vincenzo wieder zu Wort. »Wahrscheinlich verschwindet das Gold anschließend ohnehin in seiner Schatzkammer.«
»Ihr habt recht«, gab David nachdenklich zu und griff dann nach dem Pokal, den er bereits Laurina gezeigt hatte. Die Dämonenfratzen grinsten ihn spöttisch an. »Wir werden ihm nur die schlimmsten Stücke übergeben. Den Rest verteilen wir, wenn wir fertig sind.«
»Und etwas davon sollten wir auch wieder mitnehmen«, warf Belemoth ein und blickte dann vielsagend zu David. »Für die Familie, die unsere Kleine aufnehmen wird.«
»Sie heißt übrigens Maria«, warf Vincenzo beiläufig ein. »Das hat sie mir zugeflüstert, als ich sie auf die Arme hob. Die Kleine saß in einer Nische und ist von der Magd wohl mit Essen versorgt worden.«
»Bis die Magd nicht mehr kam ...«, raunte David finster.
»Diese Fratzen erinnern mich an verstümmelte Ziegen. Wer weiß, wo die Templer das aufgelesen haben.«
»Sicher aus einem Haus, dessen Bewohner sie alle umgebracht haben«, gab David zurück. »Vielleicht hatten jene es sogar verdient, wenn man sich die Stücke ansieht. Ich habe dergleichen noch nie in einem anständigen Haus gesehen.«
»Auf jeden Fall ist das keine Arbeit, die sie im Frankenreich herstellen würden. Es ist die Arbeit arabischer Handwerker.« David setzte ein grimmiges Lächeln auf. »Ich würde nur zu gern das Gesicht des Großmeisters sehen, wenn man ihm diesen Kelch unter die Nase hält.«
»Selbst wenn er darin keinen Dämon erkennt, wird der Papst sehen, wie reich die Templer sind«, setzte Saul hinzu. »Wie du weißt, verdirbt Geld auch die frömmsten Menschen.«
21
A ls wir das Dorf hinter uns ließen, verwandelte sich die rote Morgensonne in einen gleißend goldenen Ball. Wir ritten an Felsen, Wäldern und Feldern vorbei. Nachdem wir ein Gebirge hinter uns gelassen hatten, tauchte vor uns ein neues auf. Schnee zierte seine Gipfel und dunkle Wolken lagen darüber wie schmutzige Betttücher. An seinem Fuße lag ein kleines Dorf, dessen Häuser sich an die Felsen schmiegten wie eine Katze an das Bein ihres Herrn. Während Gabriel sein Pferd zügelte, legte sich ein seltsamer Ausdruck auf sein Gesicht.
»Ich hätte geglaubt, dass es nicht mehr da ist.«
»Meinst du das Dorf?«
Gabriel nickte, dann wandte er sich an Sayd. »Gestattest du mir, dorthin zu reiten? Es wird nicht lange dauern.«
Sayd nickte ihm zu, dann saßen er und Jared ab.
»Begleitest du mich?«, fragte Gabriel, während ich noch immer rätselte, was er in diesem kläglichen Ort wollte. Proviant und Wasser hatten wir noch genug.
»Natürlich!«, entgegnete ich, denn meine Neugier war geweckt. Dann folgte ich Gabriel, der ein Stück weit über die Wiese preschte, bis wir einen schmalen Weg erreichten. Wind und Regen hatten ihn so weit ausgewaschen, dass kleine und große Steine dicht gedrängt aus dem Boden ragten. Die unterschiedlich großen Felsen, die den Weg in unregelmäßigen Abständen säumten, erinnerten mich an die Runensteine meiner Heimat, auch wenn auf diesen hier keine Inschriften zu erkennen waren. Sayd und Jared waren längst schon außer Sichtweite.
»Was suchst du hier?«, fragte ich verwundert, während ich neben ihm her ritt.
»Das wirst du gleich sehen.«
Beim Näherkommen wurde der Anblick des Dorfes noch elender. Die Menschen hier schienen in ziemlicher Armut zu leben. Einige der Felder ringsherum wirkten verwildert und lange nicht mehr bestellt.
Gabriel sah bekümmert aus. »Vor vielen Jahren war das ein gesunder Ort«, erklärte er. »Die Häuser waren neu, die Felder gut bestellt und die Ställe voll.«
Jetzt dämmerte mir, was der Grund unseres Aufenthaltes hier war. »Ist dies das Dorf, in dem du geboren wurdest?«
Gabriel nickte mit einem traurigen Lächeln. »Ja, das ist es. Nur hatte ich es anders in Erinnerung.«
Das glaubte ich ihm gern. In diesem Augenblick wirkte der Ort verlassen und tot auf mich.
Während wir auf die
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