Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Häuser zu ritten, bemerkte ich, dass bei einigen die Fensterläden zugenagelt worden waren. Manche von den Hütten waren ziemlich windschief und wirkten, als müssten sie im nächsten Sturm unweigerlich zusammenbrechen. Dennoch schien es in der Dorfmitte Leben zu geben. Ein paar magere Ziegen meckerten in einem windschiefen Verschlag. Hinter den Wänden einer Scheune, dessen Tür in der kühlen Brise klapperte, scharrten Pferde mit ihren Hufen.
Ich zog meine Kapuze tiefer ins Gesicht. Reisende waren in dieser Gegend sicher selten und eine Frau mit weißblonden Haaren würde auffallen wie Schnee in der Wüste.
Hier und da rumorte es in den Häusern, aber von den Bewohnern war nichts zu sehen.
»Hattest du nicht gesagt, dass du nie mehr hierher zurückkehren wolltest?«, fragte ich, während ich mich wachsam umsah. Dschinns wie im Maghreb brauchten wir in diesem Dorf wohl nicht zu fürchten. Hier war es eher die trübselige Stimmung, die mich bedrückte.
»Eigentlich nicht«, antwortete Gabriel, der etwas Bestimmteszu suchen schien. »Doch wo es nun einmal am Weg liegt …«
»Du suchst sie, nicht wahr?« In der Nacht, als ich mich entschieden hatte, Ashalas Nachfolgerin zu werden, hatte er mir von der Braut erzählt, die er zurückgelassen hatte. Danach war nie mehr die Rede auf sie gekommen, aber offenbar hatte er sie nicht vergessen.
»Sie wird nicht mehr am Leben sein«, antwortete Gabriel nachdenklich. »Aber vielleicht ist ihre Familie noch hier.«
»Willst du dich wirklich damit quälen, die Kinder des Mannes anzusehen, der sie geheiratet hat?«, fragte ich, doch da ritt Gabriel schon weiter.
Vor einem Hof, der zu denen gehörte, die noch am besten aussahen, machten wir halt. Die schlechte Witterung hatte das Stroh auf dem Dach verfaulen lassen, dennoch wirkte der Hof sauber und ordentlich. Ein paar Hühner stoben zur Seite, als Gabriel vom Pferd stieg und dann durch das offen stehende Tor stapfte.
»Verzeiht, mein Herr, sucht Ihr etwas Bestimmtes?«, tönte wenig später eine Frauenstimme über den Hof.
Obwohl die Frau noch recht jung war, hingen ihr bereits zwei Kinder am Rockzipfel. Ein drittes ruhte unter ihrem Herzen.
Der Anblick stimmte mich nachdenklich. Wäre ich auch Mutter geworden, wenn ich nicht an Gabriel und die Sephira geraten wäre? Ich konnte es mir kaum vorstellen, doch da ich eine Frau war, versetzte mir die Tatsache, dass ich nie Kinder haben würde, einen kleinen Stich.
»Ich suche die Bergerons, die früher einmal hier gewohnt haben sollen«, antwortete Gabriel mit einem einnehmenden Lächeln.
Die Frau zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Woher wisst Ihr, dass die Bergerons hier gewohnt haben?«
»Ein Bekannter hat es mir erzählt. Ich …« Gabriel stockte kurz und überlegte. »Nein, besser gesagt, mein Vater war mit ihnen bekannt.«
»Dann muss Euer Vater ein gesegnetes Alter erreicht haben«, entgegnete die Hausherrin, während sie den Kopf schräg legte und ihn abwartend musterte. »Die Bergerons leben schon seit gut siebzig Jahren nicht mehr hier. Ich selbst weiß von ihnen nur durch meine Großmutter.«
Als Gabriel sich nach mir umblickte, sah ich Enttäuschung in seinen Augen. »Wisst Ihr denn noch etwas über diese Familie? Haben die Töchter vielleicht geheiratet und sind im Ort geblieben?«
Eines der Kinder begann zu quengeln und zerrte der Mutter am Rock. Ungehalten versetzte sie ihm daraufhin einen Klaps. »Soweit ich weiß, ist keine der Töchter übrig geblieben, sonst hätten sie diesen Hof sicher weitergeführt. Vielleicht solltet Ihr auf dem Friedhof hinter dem Dorf nach ihnen suchen. Im Dorf kursiert die Geschichte, dass die Älteste ihr Leben lang auf die Rückkehr ihres Bräutigams gehofft und deshalb nicht geheiratet hat.«
Diese Worte trafen Gabriel wie eine Ohrfeige. Ich erinnerte mich noch gut, dass er gemutmaßt hatte, sie hätte eine Familie und Kinder.
»Habt Dank für Eure Auskunft«, sagte Gabriel und zog ein Goldstück aus der Tasche. Die Frau betrachtete ihn misstrauisch, als er es ihr reichte, doch dann nahm sie es an und ließ es in ihrem Rockbund verschwinden.
»Sagt, was hat diesen Ort dermaßen ins Elend gebracht?«, fragte ich, bevor sie wieder hinter der Haustür verschwinden konnte.
Die Augen der Frau weiteten sich und eine Zornesfalte kerbte ihre Stirn. »Die Kreuzzüge«, antwortete sie dann. »Jedenfalls behaupten das unsere Alten. Die Priester, die insHeilige Land zogen, haben dem Dorf die Männer genommen. Nur wenige sind
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