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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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wahrscheinlich nur zu einem verpflichtet gefühlt«, sagte Saul. »Und zwar so schnell wie möglich von hier wegzukommen.«
    Plötzlich vernahmen sie ein Geräusch.
    »Bist du dir sicher, was die Geister angeht?«, fragte Belemoth, während er sich umsah.
    Es klang zunächst wie das Raunen des Windes, doch dann wurde David klar, was sie da hörten. »Das ist ein Kind! Ein weinendes Kind.«
    Sogleich machten sie sich auf die Suche. Sie schauten in die verbliebenen Räume, dann erklommen sie die Treppe. Hier oben war das Weinen deutlicher. Sie folgten den Lauten bis in eine Kammer, in der zahlreiche Truhen standen.
    Doch obwohl das Weinen hier am lautesten war, konnten sie das Kind zunächst nicht entdecken.
    »Kehrt das Unterste zuoberst, irgendwo hier muss es sein«, sagte Vincenzo, während er seinen Leuchter auf dem Tisch abstellte.
    »Warum ist das Kind noch hier? Die Männer, die die Leichen abgeholt haben, hätten es mitnehmen können.«
    »Wahrscheinlich hatten die Eltern das Kleine versteckt, in der Hoffnung, dass es die Krankheit nicht bekommen würde«, sagte David und öffnete eine Truhe, nur um festzustellen, dass sich darin Laken befanden, von denen ein leichter Zederngeruch ausging. »Und dann sind sie gestorben, bevor sie es aus dem Versteck holen konnten.«
    »Hier!«, platzte es aus Vincenzo heraus. Er hatte ein lockeres Brett an der Wand gelöst. Jetzt klang das Weinen hell und klar.
    »Wir brauchen mehr Licht«, rief David, weniger weil seine Augen in der Dunkelheit nicht zurechtkamen, sondern weil er dem Kind die Angst nehmen wollte.
    In einer weiteren Truhe fand Belemoth Bienenwachskerzen, die er an den Flammen des Leuchters entzündete.
    »He, Kleines!«, rief Vincenzo in seiner Muttersprache. »Komm doch heraus, wir sind Freunde.«
    Das Weinen ging weiter.
    »Entweder bist du nicht sehr überzeugend oder das arme Ding kann noch nicht laufen.«
    »Das sehen wir gleich. Belemoth, würdest du bitte ...«
    Der Nubier packte das Brett neben der Öffnung und riss es von der Wand. Nun zeigte sich, dass der Hohlraum größer war als gedacht.
    Vincenzo nahm sich eine Kerze und kletterte dann in den kleinen Raum.
    »Offenbar handelt es sich hier um einen Geheimgang«, tönte es nach einer Weile aus der Dunkelheit.
    »Wohin führt er?«, fragte David, während er mit einer weiteren Kerze in den Raum spähte.
    »Ich nehme an, aus der Stadt.«
    »Wer versteckt denn ein Kind in einem Geheimgang?«, wunderte sich Saul.
    »Vielleicht ist es ein kleiner Streuner, der sich verirrt hat«, entgegnete Belemoth. »Sicher gibt es etliche Kinder, die ihre Eltern verloren haben und nicht wissen, wohin sie sollen. Ein Haus wie dieses bietet sich an.«
    »Aber wie ist es dann in den Geheimgang gekommen?«
    »Du vergisst, dass jeder Geheimgang eine Pforte hat, aus der man wieder hinauskommt.«
    »Ich hab sie!«, rief Vincenzo plötzlich. Das Weinen verstummte.
    Wenig später erschien Vincenzo mit einem Mädchen auf dem Arm, das er an David weiterreichte.
    Die Kleine war vielleicht drei oder vier Jahre alt. Ihr schmaler Körper erzitterte unter heftigen Schluchzern.
    »Schsch«, machte David zu ihr. »Sei still, kleines Mädchen, jetzt geschieht dir nichts mehr.«
    Obwohl die Kleine seine Worte nicht verstanden hatte, sah sie ihn mit großen Augen an. Ihr Blick bohrte sich tief in sein Herz. So hatte seine kleine Esther ihn auch angesehen, wenn er sie trösten wollte. Eine unerwartet heftige Welle des Schmerzes ließ Tränen in seine Augen schießen. »Sie ist ja halb verhungert«, sagte er näselnd, während er ihr die schwarzen Locken aus dem Gesicht strich.
    Saul und Belemoth sahen einander betreten an. Sie wussten um das Schicksal von Davids Familie, und so wunderte es sie nicht, dass ihr Kamerad mit den Tränen kämpfte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Vincenzo, als er den Kopf aus dem Zugang steckte.
    »Ja, sie braucht nur ein wenig Essen und Schlaf«, antwortete David.
    »Soll ich dir die Kleine abnehmen?«, fragte Belemoth, doch der Schmied schüttelte den Kopf. »Nein, ich halte sie. Sie wiegt kaum mehr als eine Feder. Lasst uns einen Platz suchen, an dem sie schlafen kann.«
    »Ich werde mal nachsehen, wo der Geheimgang endet«, sagte Vincenzo und gab David dann noch ein paar italienische Worte mit, um das Kind zu beruhigen und zum Essen zu überreden.
    »David wird das schon hinbekommen«, sagte Saul zuversichtlich. »Immerhin ist er der Vater in unserer Mitte.«
    Während Vincenzo wieder in dem Loch

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