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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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halten.
    Während er das Gefühl hatte, dass ihm die waberndenSchatten folgten, rannte er durch die nächtliche Stadt, in deren Straßen noch immer die Feuer loderten. Er begegnete zwei Männern, die sich in einer der Schenken betrunken hatten, und trat im Lauf versehentlich einen Hund, der jaulend das Weite suchte.
    Ich war einst ein Dieb in dieser Stadt , sagte er sich. Wer kennt ihre Schlupflöcher besser als ich?
    Er hastete durch kleine Gassen, in denen er aufpassen musste, nicht über Kisten oder Misthaufen zu stolpern, und wählte schließlich den Weg über die Dächer.

22
    D ie Stadt, die wir am späten Nachmittag des nächsten Tages erreichten, wirkte ärmlich. Die Äcker ringsum waren verwaist, das Laub neben den kahlen Bäumen verfault. Nur die Tannen standen wie grün gekleidete Wächter vor den Felsen. Die aus grobem Gestein errichteten Häuser wirkten wie die schartigen Zähne eines Ungeheuers.
    »Das ist also der Ort, den du gesucht hast?«, fragte Jared missmutig, während er zähneklappernd den Mantel enger um seine Schultern zog. Müdigkeit und Kälte hatten uns alle ein wenig demoralisiert, doch die Aussicht, vielleicht am Ziel zu sein, ließ uns wieder aufleben.
    »Ein rot-gelbes Banner«, entgegnete Sayd, der die Kälte wesentlich besser zu verkraften schien als der Ägypter, und deutete auf die Fahne, die klamm neben dem Tor herabhing.
    Er legte den Kopf schräg und blickte prüfend hinauf zu der Burg, an dem die Fahne flatterte. »Warst du jemals hier, Gabriel?«
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Ich bin zum ersten Mal aus meinem Dorf rausgekommen, als ich mich dem Kreuzzug anschloss. Und da ging es nach Süden.«
    »Wie willst du diese Giselle erkennen?«, ereiferte sich Jared. »Sie trug in deiner Vision ein Tuch über dem Kopf!«
    »Ich habe doch einen Mund, um zu fragen, hast du das vergessen, Jared?«, entgegnete Sayd spöttisch. »So häufig wird dieser Name wohl nicht sein, oder?«
    Gabriel zog eine skeptische Miene, doch er widersprach Sayd nicht.
    »Wir sollten uns eine Bleibe suchen«, sagte unser Anführer, woraufhin wir die Pferde über die Brücke zum Stadttorlenkten und dann vorbei an den Wachen, die uns neugierig musterten.
    Die Straßen waren um diese Zeit wie leer gefegt. Neben den Häusern suchten Katzen und Hunde nach Fressbarem, Ratten tummelten sich in den Ecken und hin und wieder quiekte ein Schwein. Aus der Ferne ertönten das Muhen von Kühen und das Schnauben von Pferden. Dazwischen vernahm ich undeutlich Stimmen.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass die Städte der Franken so dreckig sind«, murmelte Sayd beinahe belustigt. »Gabriel, davon hast du nie etwas gesagt.«
    »Erzählst du deinen Freunden gleich von all deinen Fehlern?«, fragte Gabriel zurück, nicht im Geringsten beleidigt über diese Behauptung. Sayd hatte recht, keine arabische Stadt dieser Größe war so unsauber wie diese. Und das, obwohl hier mehr Regen fiel, der den Schmutz von den Straßen waschen konnte.
    »Ich überlasse es meinen Freunden, meine Fehler zu entdecken.« Sayd lächelte mir zu, dann saßen wir ab und bogen in eine enge Gasse ein.
    Dank des Umhangs und der Tücher, die wir um unsere Körper und Gesichter geschlungen hatten, erkannte man uns nicht als Reisende aus dem Morgenland. Nur das laute Zähneklappern Jareds war ein Hinweis darauf, dass durch die Gassen Menschen gingen, die dieses Klima nicht gewohnt waren.
    »Wie können die Menschen hier nur bei solch einem Wetter existieren!«
    »In meiner Heimat war es noch viel kälter«, entgegnete ich. Ich konnte nicht behaupten, dass ich nicht fror, aber dennoch war das Wetter hier nicht mit dem zu vergleichen, was ich aus meiner Kinderzeit in Erinnerung hatte.
    Auf den grauen Mauern, die aus grob behauenen Steinenerrichtet worden waren, glitzerte Eis und der Wind trieb Schneeflocken durch die Luft. Wie hatte ich das Gefühl der kalten Kristalle auf meiner Haut vermisst!
    In meiner Heimat hatte es mehr Schnee- als Sonnentage gegeben. Wir Kinder hatten uns des Öfteren Schneeballschlachten geliefert. Die Feuer in der großen Halle meines Vaters brannten zu der Zeit Tag und Nacht, und die Geschichtenerzähler wussten von Gespenstern, Göttern und tapferen Kriegern zu berichten. Gebannt hatten wir den großen Sagen gelauscht und uns vor rachelustigen Ahnengeistern gegruselt.
    »Laurina.« Sayd berührte meinen Arm. Die Bilder meiner Kindheit verblassten auf der Stelle, als ich ihm ins Gesicht blickte. »Sieh mal dort«, sagte er und deutete

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