Septemberblut
Christina«, sagte er dann nüchtern. »Geh nicht alleine raus, es ist gefährlich.«
»Am helllichten Tag?«
»Es gibt weit Schlimmeres da draußen als Vampire.« Robert verließ die Küche, und die Dienerin Janette folgte ihm wortlos nach.
Amber betrachtete Christina, die verträumt aus dem Fenster schaute. Die großen, dunklen Augen und der volle, energische Mund gaben der kleinen Frau etwas Verwegenes. Dielockigen, braunschwarzen Haare hatte sie stramm zurückgebunden, so dass sie wie Lack glänzten.
Christina war eine ebenso exotische Schönheit wie Brandon. Welch ein furchterregendes Paar, sollte sie auch erst einmal unsterblich sein, dachte Amber und wandte ihren Blick ab. Doch Christina hatte ihre Neugier bemerkt. »Was ist?«
»Nichts.« Amber zögerte. Andererseits hatte die Dienerin ihr angeboten, alle Fragen zu beantworten. »Liebst du Brandon?«
Christina sah sie über den Rand ihrer Kaffeetasse hinweg an. »Warum willst du das wissen?«
Amber war sich selbst nicht ganz sicher und schob sich den letzten Bissen des Bagels in den Mund.
»Ja, ich liebe ihn.« Christinas Blick bekam etwas Träumerisches. »Wir haben uns an der California State University kennengelernt. Er hat Abendkurse über die First Nation People besucht, ich hatte Geschichte im Nebenfach.«
»Und dann?«, hakte Amber nach und griff noch einmal in den Brotkorb.
»Ich wusste, dass er mich beobachtete, und dennoch wich er mir aus. Er war der totale Einzelgänger. Schließlich habe ich ihn angesprochen.«
Christina grinste breit. »Das ist jetzt zehn Jahre her. Nach vieren habe ich Curtis und den Clan kennengelernt. Dann hat Brandon mir von den Siegeln erzählt und was es damit auf sich hat. Wir haben die Rituale in nur wenigen Tagen vollzogen. Als er mir vor zwei Jahren angeboten hat, die Ewigkeit mit ihm zu teilen, habe ich keinen Augenblick gezögert.«
Robert klopfte an den Türrahmen, um sich bemerkbar zu machen. Die Frauen zuckten zusammen und lachten dann über ihre Reaktion.
Robert lächelte. »Störe ich?«
Christina schüttelte den Kopf.
»Gut,denn Curtis hat eine Aufgabe für euch. Chris, du warst schon mal bei Tom. Ihr fahrt zusammen nach San Fernando Valley. Amber braucht eine Pistole.«
Sie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen.
»Es ist mit Julius abgesprochen.«
»Das ist mir egal. Ich will keine Pistole!«
»Du darfst dich nicht nur auf das Messer verlassen. In diesem Punkt kennt der Meister kein Nein. Und für heute Abend brauchst du etwas anderes zum Anziehen, Amber. Der Rat ist konservativ.«
Robert griff in seine Hosentasche und förderte eine Kreditkarte zutage. Als er sie auf den Tisch legte, sah Amber, dass sie Julius gehörte.
»Zu dir nach Hause kannst du leider nicht. Aber ihr dürft einkaufen gehen. Das machen Frauen doch gerne«, sagte Robert grinsend.
Amber und Christina sahen ihn zornig an, und seine Miene wurde sofort wieder nüchtern.
Kapitel32
Als Amber und Christina die Hintertür des Lafayette öffneten, schlug ihnen die Hitze wie eine Wand entgegen. Sofort bildete sich ein feiner Schweißfilm auf Ambers Haut.
Die Sonne brannte aus einem bleiernen Smoghimmel, und auf dem kleinen Parkplatz flirrte die Luft.
Amber folgte Christina die wenigen Stufen hinunter zu Brandons mattschwarzem Sportwagen. Aus den Türen schlug ihnen Backofenglut entgegen.
»Ichhasse den Sommer«, fluchte Christina und schob ihre große Sonnenbrille höher. Aus ihrem Hosenbund ragte eine 9-Millimeter. Sie ließ sich in den Sitz gleiten und drehte den Zündschlüssel. Die Klimaanlage begann ihren Kampf.
»Komm, steig ein, sonst verkoche ich noch.«
Amber ließ sich in den glühenden Sitz fallen und schlug die Tür zu.
Christina stieß rückwärts in die kleine Seitenstraße und raste dann mit röhrendem Motor los.
Genervt lehnte Amber ihren Hinterkopf gegen das Leder und schloss die Augen. Wenn Christina sie unbedingt zu Tode fahren wollte, dann musste sie dabei nicht auch noch zusehen.
»Erst Klamotten?«, fragte Christina und steuerte bereits auf den Parkplatz von Macy’s zu.
Amber war nicht nach Shoppen zumute, doch Robert hatte recht. Sie konnte nicht nach Hause, um sich frische Kleidung zu holen. Sie wollte ihre Mutter auf keinen Fall in Gefahr bringen.
Unschlüssig folgte sie Christina in das Kaufhaus und streifte mit den Händen über die Kleidung auf den Tischen.
Irritiert bemerkte sie einen Mann, der ihnen durch die Frauenabteilung zu folgen schien. Etwas an ihm war seltsam.
Als er bei den
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