Septemberblut
mit den jüngeren Vampiren auf und zwangen sie nieder. Die eindrucksvolle Gestalt des Indianers schirmte mich ab, und mit der Herausforderung gewann er langsam seine alte Stärke zurück.
Als Jäger war ich Abneigung gewohnt. Demonstrativ ruhte meine Hand auf dem Schwert, die andere lag um Ambers Hüfte. Ich konnte das Messer durch ihren Körper hindurch wahrnehmen. Es drohte mit roher Gewalt. Mit Sicherheit spürten es die anderen Vampire ebenfalls.
Wir wurden in das ehemalige Speisezimmer gerufen. Dort sollte die Versammlung stattfinden. Dreizehn Stühle verteilten sich um einen riesigen, länglichen Tisch. Nur die Clanherren und der rangnächste Vampir saßen, die anderen mussten stehen.
Ich nahm neben Curtis Platz, Amber blieb neben mir stehen, Brandon und Christina hinter mir.
Curtis hatte Kathryn neben sich, Dava und Manolo im Rücken.
Der Stuhl neben Liliana blieb frei. Er hätte Adrien gebührt.
Auf den anderen nahmen drei Meister und eine Meisterin und ihre Stellvertreter Platz, alle waren mir seit Jahrzehnten vertraut. Sie fällten die Todesurteile, deren Ausführung mir oblag.
Der Fürst betrat den Raum, und aller Augen richteten sich auf ihn.
Victor Andrassy hatte als ältester Vampir von Los Angeles seitüber hundert Jahren den Vorsitz des Rates inne. Breitschultrig und klein, trug er einen perfekt sitzenden schwarzen Anzug. Auf seiner Brust hing eine schwere Goldkette mit Abzeichen und Münzen, in deren Mitte ein goldener Widder baumelte. Der Ungar war Ordensritter vom Goldenen Vlies.
»Willkommen, meine Freunde, Brüder und Schwestern im Blute«, begann er mit der klassischen Formel.
Seine Stimme schmeichelte wie Fell auf nackter Haut und bettete jeden Anwesenden in Wohlgefühl. Wortmagie, Stimmenzauber. Andrassy beherrschte diese Technik bis zur Perfektion.
»Wir haben uns heute aus einem schrecklichen Anlass hier eingefunden. Unsterbliche aus unserer Mitte wurden gefoltert, ermordet. Das Haus Leonhardt und das Haus Mereley führen Klage gegen den Clan Gordon. Hören wir die Kläger.«
Curtis stand auf, begrüßte die anderen und berichtete in nüchternen Worten von dem Angriff auf mich und Amber durch die drei Vampire. Er ließ das Messer in seinem Bericht aus, dennoch ruhten die Blicke der Ratsmitglieder auf Amber. Sie, ein Mensch, hatte es geschafft, einen Unsterblichen zu töten.
Dann schilderte Curtis den Überfall auf meine Gruft und Stevens beinahe tödliche Verwundung. Bei der Erwähnung ihres Bruders Frederik schlug Ambers Herz schneller. Das Messer erwachte.
Einige jüngere Vampire bekamen heftige Angst und stärkten damit unbewusst die Magie der Waffe. Schweißperlen traten auf Ambers Stirn. Sie ballte die Hände zu Fäusten und versuchte, das Messer zur Ruhe zu rufen. Jetzt wurden auch die Meistervampire nervös.
» Brandon! « , befahl ich. » Bring sie raus, schnell. Christina bleibt hier. «
Brandonlegte bestimmend einen Arm um ihre Schulter. Ich sah kurz zu Amber auf. Sie zögerte, fürchtete sich vor Brandon.
» Geh « , sagte ich schärfer, als ich beabsichtigt hatte. Sie zuckte unter meinem Befehl zusammen und fügte sich. Der Indianer führte sie aus dem Raum. Christina nahm ohne Zögern Ambers Position an meiner Seite ein.
»Jäger Julius Lawhead.«
Ich erhob mich hastig und verneigte mich vor dem Fürsten. Dann berichtete ich alles, was ich über Frederiks Angriffe, seine rätselhafte Wiedergeburt und seine Verbindung zu Gordon wusste.
Ich berichtete auch von dem Messer, in das wir so große Hoffnungen gesetzt hatten und das wider Erwarten nicht einmal indirekt durch die Siegel von einem Vampir zu steuern war.
Curtis versicherte den Ratsmitgliedern jedoch, dass Amber die richtige Person war, um die Waffe zu führen. Sie würde sie zu unserem Schutz und Nutzen einsetzen.
Kapitel37
Brandon eskortierte Amber aus dem Speisesaal. Erst als sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten, ließ er sie los.
Das Messer rief nach ihr mit schriller Stimme. Ambers Rücken brannte an der Stelle, an der der Arm des Vampirs gelegen hatte. Es fehlte nicht viel, und sie hätte die Beherrschung verloren und den Indianer niedergestochen.
Jetzt gewann sie langsam wieder die Kontrolle zurück.
Brandonfolgte ihr durch den Salon zur Tür, lautlos wie ein Schatten.
»Musst du mir hinterherschleichen?«
Der Indianer beobachtete sie aus seinen unergründlich dunklen Augen, schwieg und folgte ihr weiter unbeirrt.
Amber blieb am Geländer der Freitreppe stehen und sah hinaus in
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