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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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Stadt vorbei. Jedes Licht ein Leben. Einige, die sich mit Unsterblichen eingelassen hatten, würden heute Nacht durch meine Hand sterben. Der Krieger in mir war begierig, Leben zu zerstören und dem, was in den letzten Tagen geschehen war, eine blutige Krone aufzusetzen. Ich ging in mich und versuchte herauszufinden, ob ich Mitleid empfand.
    Vielleicht.
    Vielleicht auch nicht.
    Ich zwang mich im Hier und Jetzt zu verweilen und sah mich mit offenen Augen um. Meine neue kleine Familie war ruhig angesichts der drohenden Gefahr.
    Das Blutgeschenk an Brandon hatte ihn mir nähergebracht, ihn, den ich eigentlich kaum gekannt hatte und noch weniger leiden konnte. Unsichtbare Fäden verwoben unser Dasein nun miteinander. Von meinem alten Groll war nichts mehr geblieben.
    Ich empfand mit Brandon und las durch ihn auch Christina, badete in fremden Gefühlen. Die Dienerin des Vampirs war aufgeregt wegen der bevorstehenden Bewährungsprobe, die sie als wichtigen Schritt auf ihrem Weg in die Unsterblichkeit sah. Wie ein leuchtendes Band spannte sich die unverbrüchliche Treue zwischen ihr und Brandon, sie war stärker, als jedes Ehegelübde sein konnte.
    Fünf Siegel – gemeinsam in die Ewigkeit.
    Ein wenig beneidete ich die beiden darum.
    DasLicht der entgegenkommenden Fahrzeuge meißelte Brandons Züge in Stein. Seine Gefühle waren ein wildes Durcheinander. Da war neu erwachte Zuneigung zu mir, aber auch Angst. Der Blutbund bestimmte sein Handeln. Jetzt, noch frisch, dominierte er alles andere. Curtis hatte ihm in all den Jahren nicht mehr als den einen Tropfen Blut geschenkt, den es für den Treueschwur brauchte. Ich jedoch hatte ihm eine Ader geöffnet und war damit in seiner Achtung gestiegen.
    Ich spürte, dass er froh war, heute Nacht an meiner Seite zu kämpfen. Bei Gott, das konnte er auch sein! Curtis war vielleicht ein guter Kämpfer, nicht aber der Rest des Clans. Und selbst Curtis verstand sich eher auf Auseinandersetzungen durch Geist und Magie als auf das tatsächliche Handwerk.
    Der Meister fuhr direkt vor uns. Ich konnte seine Präsenz spüren, aber er sprach nicht mehr mit mir. Sein Geist war wie eine Mauer aus Beton. Das war seine erste Strafe für mich. Er hatte mich nie zuvor derart ausgesperrt.
    Ein Gefühl von Verlassenheit machte sich breit. Doch ich war nicht mehr jung und meine Abhängigkeit von ihm kannte Grenzen.
    Ich brauche ihn nicht mehr so sehr wie früher!, dachte ich wütend. Ich war jetzt selbst Meister und zog meine Kraft aus der Verbindung mit Brandon und Amber.
    »Wir sind bald da, Julius«, sagte der Indianer.
    Wir fuhren auf der Manchester Avenue. Sie führte direkt in das Herz von South Central. Gordons Zuflucht konnte nicht mehr weit sein. Unter Fabriken und Lagerhallen verborgen, ruhten die Gebeine einer kleinen Gemeinde von Missionaren. Es waren spanische Priester und bekehrte Indianer. Irgendwo dort verbarg sich Gordons Clan.
    Meine Jagdlust erwachte. Ich unterdrückte den Drang, die Zähne zu blecken. Es würde Blut fließen, heute Nacht! Jetzterst schien das Monster, das in mir ruhte, es wirklich zu verstehen.
    Meine Erregung flutete durch den Wagen. Ich sah, dass Brandons Nasenflügel bebten und seine Hände das Lenkrad kneteten, als wisse er nicht, wohin mit seiner Kraft.
    Curtis’ Limousine bog in eine Seitenstraße, wo er sich mit dem Rest des Clans treffen würde.
    »Wir folgen Liliana«, befahl ich.
    Ich spürte Curtis’ Zorn, aber wenn er mich aus seinen Gedanken aussperrte und mir nicht sagte, was ich tun sollte, musste er damit rechnen, dass ich eigene Entscheidungen traf.
    Liliana bog rechts ab und wir mit ihr.
    Christina wies auf eine Tüte, die bei mir im Fußraum lag. »Da sind die Schutzwesten drin, die wir besorgen sollten, Julius.«
    Ich reichte ihr und Amber eine. Dann streifte ich mein Hemd ab, zog meine Weste über und ließ sie wieder unter dem Stoff verschwinden. Es musste nicht jeder wissen, dass wir geschützt waren. Auf die Weise hatten wir die Überraschung auf unserer Seite. Die meisten Vampire verabscheuten Technik. Ich habe nie verstanden warum, aber jetzt würde es für uns von Vorteil sein.
    In einer kleinen Seitenstraße hielten wir an. Backsteinmauern erstreckten sich zu beiden Seiten, bedeckt von Graffiti. Eine Steinwüste, in der nicht einmal Ratten lebten.
    Zwei Vampire, ein Paar, stiegen aus einem Kleinwagen.
    Sie gehörten zu Lilianas Clan. Wir gingen zu ihnen hinüber. Liliana und ihre beiden Begleiter waren schon bei ihnen.
    »Das sind Carl

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