Septemberblut
routinierten Handgriffen.
»Es ist kein Zweikampf, es geht nicht um Ehre. Es wird dreckig«, sagte ich und sah ihn ernst an. »Gordons Leute sind in der Überzahl. Wir sind wenige, aber stärker. Es heißt also schnell rein, schnell raus und so viele mitnehmen, wie du kannst. Wir gehen zuerst, dann Amber und Christina. Christina kann gut schießen, das Messer wirkt nur aus großer Nähe. Ihr werdet euch gut ergänzen.«
Die Latina nickte Amber aufmunternd zu. »Das kriegen wir schon hin. Ihr ruft uns?«, fragte sie.
»Ja, sobald das Gröbste vorbei ist.« Ich schlug den Kofferraum zu und wandte mich wortlos an den Indianer. » Du schießt auf jeden Vampir, den du siehst. Erst dann näherst du dich und bringst es mit dem Schwert zu Ende. Es ist eine dünne Silberlegierung auf der Klinge, also vermeide, dir in den Finger zu schneiden. «
Brandon bleckte wie zur Bestätigung die Zähne, und dann war es so weit.
Liliana gab uns ein Zeichen und wir machten uns auf den Weg. Sobald die Gebäude keinen ausreichenden Sichtschutz mehr boten, blieben wir stehen. Jetzt hieß es erneut warten, um auf Curtis’ Zeichen loszuschlagen.
»Stehst du das durch?«, flüsterte ich Amber ins Ohr.
Sie nickte mit zusammengepressten Lippen.
»Benutz die Pistole, ja? Verlasse dich nicht auf das Messer.«
Ich wurde zunehmend nervös.
Die nächsten Minuten dehnten sich bis zur Unendlichkeit. Der menschliche Teil meines Ichs verlor mehr und mehr an Bedeutung. Das Monster in mir strich wütend an seinem Käfiggitter entlang und wartete darauf, dass sich das Tor in die Freiheit endlich öffnete. Obwohl ich mich mehr als satt getrunken hatte, verlangte mein Körper nach Blut. Heute Nacht stand etwas Besonderes auf dem Speiseplan:
Vampir und Tod.
Erst jetzt bemerkte ich, dass Amber mich anstarrte. Meine Augen. Ihr Blick sagte alles. Für einen Moment fürchtete sie mich, fürchtete das, was ich war.
Ich wollte sie beruhigen, doch dann ließ ich meine Hand auf halbem Weg sinken. Brandon schnellte herum. Auch in seinen Augen wartete das Monster.
Er hatte es gespürt, genau wie ich.
Es war so weit. Ein scharfer Impuls von Curtis. Kein Wort, nur ein Gefühl wie ein Stich.
Ich fauchte, konnte es nicht unterdrücken, dann liefen wir los. Liliana und ihre Vampire trennten sich von uns und verschwanden zwischen den Gebäuden.
Brandon und ich liefen weiter, immer geradeaus, gedeckt durcheine lange Lagerhalle. Unsere Herzen schlugen im wilden Gleichklang. Vermutlich teilten wir ein Gefühl, das auch Löwen und Wölfe kannten. Ich streckte meine Sinne aus wie Fühler, erspürte Tote unter dem Asphalt der Straße, aber noch keinen Vampir.
Gordon wusste, dass wir kommen würden, er wusste, wie die Entscheidung des Rates ausfallen musste. Mit Sicherheit hatte er Vorkehrungen getroffen.
Vor uns öffnete sich ein weiter Hof, auf der anderen Seite lag eine Fabrikhalle. Dort mussten wir hin.
»Bist du schnell?«, fragte ich Brandon. Ich kannte seine Fähigkeiten nicht. »Wenn nicht, gehe ich erst allein.«
»Sie werden mich nicht treffen, Julius.«
Auch er spürte die menschlichen Diener, die den Platz bewachten. Sie wären dumm, hätten sie keine Feuerwaffen. Noch ehe wir losliefen, zerrissen Schüsse die Stille. Irgendwo weiter rechts wurde ein Gewehr abgefeuert. Liliana oder Curtis hatten den Vorstoß gewagt.
Es ging los. Endlich! Ich rief meine Macht herauf und rannte. Schneller als ein Mensch zu träumen wagte. Kugeln schlugen Funken auf Beton, doch keine davon traf mich. Meine Beine bewegten sich wie ein Uhrwerk, die Umgebung verschwamm, nur der Weg vor mir behielt Schärfe. Ich überquerte den Hof und brach wie eine Naturgewalt durch die Tür der Halle.
Eine wilde, uralte Musik raste durch meinen Kopf.
Jagd. Blut. Tod.
Brandon war dicht hinter mir. In der Halle war es hell, grelle Lampen säumten die Decke. Wie ein scharfer Stich brannte das Licht in meinen Augen.
Für einen Moment war ich fast blind und ging in Deckung. Dann spürte ich den ersten Vampir. Er war ganz in meiner Nähe.
» Der gehört mir « , rief ich.
Brandon sprang eine Metalltreppe hinauf. Sie führte in den Raum, aus dessen Fenster die Schüsse gekommen waren. Die Tür wurde aufgestoßen. Drei Männer mit Pistolen und Gewehren stürmten hinaus und eröffneten sofort das Feuer.
Die Waffen halfen ihnen nicht. Zwei Schüsse trafen Brandon an der Brust, prallten aber an der Schutzweste ab. Er fauchte, stürzte sich wie eine Furie auf die Diener und tötete sie mit
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