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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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bissen sie und zogen sich wieder zurück, sobald sie Bekanntschaft mit Christinas Silberklinge schlossen. Bald blutete sie aus unzähligen Wunden und wurde immer schwächer. Schließlich wurde sie von vier Vampiren gleichzeitig zu Boden gedrückt, und sie begannen zu trinken. Christinas letzter Blick galt Amber.
    Der alte Vampir Tristan hob meine Geliebte auf. Ein Mann, der anscheinend sein Diener war, trug das Messer davon. Auf Tristans Befehl ließen die Vampire von Christina ab und folgten ihm hinaus. Dann wurde die Latina ohnmächtig.
    Ich zog mich zurück und rieb mir die Augen. Christina sah mich mitfühlend an. Die Erinnerung hatte ihre Arme mit Gänsehaut überzogen. Sie berührte meine Hand. »Wir finden sie.«
    » Ich finde sie«, erwiderte ich. »Brandon geht jetzt mit dir hinaus und lehrt dich jagen. Ich muss nachdenken.«
    Ich lauschte ihren Schritten, bis sie verklangen.
    Es blieben einzig die Geräusche, die in den alten Gemäuern lebten. Unhörbar für sterbliche Ohren, ein geheimer Pulsschlag. Die Stille schwoll zu lautem Rauschen.
    Ich war allein, so schrecklich allein. Mein Blick wanderte rastlos durch den Raum. Der Abgrund, den ich so lange verschlossen geglaubt hatte, war zurück und drohte mich in die Tiefe zu ziehen.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht gewusst, wie viel von meinem Dasein von Curtis abhing, wie stark unsere Verbindung war. Erst jetzt, da er sie zerschnitten hatte, erkannte ich, was fehlte. Ich hatte meine Wurzeln verloren, meinen Halt.
    Alsschwebte ich in einem Raum aus Beton, kalt, leer, haltlos. Ich sehnte mich nach einer schützenden Mauer in meinem Rücken, nach festem Boden unter den Füßen, nach einem Weg, dem ich folgen konnte.
    Amber hätte mich retten können, doch sie war fort.
    Ich krallte meine Finger in den Stoff meines Hemdes, hörte die dünne rote Seide ächzen und löste meinen Griff, bevor sie riss.
    Wie in Trance kam ich auf die Beine.
    Ich wollte nicht alleine sein. Ich musste zu Curtis. Nur er konnte mir helfen, Amber zu finden. Gordon hatte sie verschleppt und nur ein Vampir, der ähnlich mächtig war, würde in der Lage sein, ihn aufzuspüren. Ich setzte meine ganze Hoffnung in meinen Meister und eilte die lange Treppe hinauf.
    Ich durchquerte das Entree mit blinden Augen und bemerkte kaum, dass Robert versuchte, mir den Weg zu versperren.
    Er legte mir eine Hand auf die Brust, doch ich stieß ihn mit reiner Willenskraft fort.
    »Nicht, Julius, du darfst nicht! Tu dir das nicht an.«
    Warum soll ich den Versammlungsraum nicht betreten dürfen?, dachte ich träge, stieß die schwere Flügeltür auf und blieb wie angewurzelt stehen.
    Curtis saß auf einem Stuhl. Steven kniete vor ihm und trank von der Hand des Meisters. Ich schloss fassungslos die Augen, doch auch im Geiste sah ich die Energie wie einen Lichtstrom fließen, von Curtis zu Steven.
    Der Junge hatte bereits so viel getrunken, dass es ihm trotz der schweren Verletzung, die Frederik ihm beigebracht hatte, wieder richtig gut ging.
    Der Meister hatte mich verstoßen.
    Vom Ersten nach ihm war ich zum Ausgestoßenen geworden,und anscheinend hatte Curtis schnell Ersatz für mich gefunden. Ausgerechnet in dem Jüngsten des Clans, ausgerechnet in Steven, den ich von allen am liebsten mochte. Was sollte dieses Theater?
    Was wollte er beweisen?
    Wenn Curtis beabsichtigte, mir weh zu tun, so hatte er sein Ziel erreicht.
    Ich wollte gehen, doch meine Beine waren auf einmal wie festgefroren. Mein Schöpfer hielt mich in seinem Bann, ohne mich auch nur anzusehen.
    Ich war verzweifelt, wagte aber nicht, mir gegen seinen Willen den Weg zu erkämpfen.
    Steven trank unerträglich laut. Die Brust des jungen Vampirs hob und senkte sich mit jedem Schluck. Es war ekelhaft!
    Curtis hob seinen Kopf und sah mich aus Eisaugen an. Wie ein blauer Sog zerrten sie an mir, rissen an mir, an meinem Herzen und meiner Seele.
    Ich wollte nicht, dass der Meister mich las. Wollte es nicht!
    Doch ich durfte mich nicht widersetzten. Nichts als ein Test, redete ich mir ein, ein Test meiner Loyalität.
    Curtis’ Macht traf mich explosionsartig und überrollte mich wie eine Lawine, während Steven unbesorgt weitertrank.
    Tausend Messer schälten meine Haut. Ich glaubte zu schreien und wusste nicht, ob überhaupt ein Laut meine Lippen verließ.
    Curtis stand auf. Sein Gesicht war zur Maske erstarrt. Die Haut leuchtete wie Alabaster. Er hatte nichts Menschliches mehr an sich. Ein Vampir, der sein sterbliches Dasein abgestreift hatte

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