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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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wie einen alten Handschuh.
    Er stieß Steven achtlos von sich, und der junge Vampir rollte sich auf dem Boden zusammen wie ein Hund. Sein Mundwar blutverschmiert. Er leckte sich die Lippen, schenkte mir einen schuldbewussten Blick und blieb liegen.
    Plötzlich stand Curtis vor mir, und ich starrte ihn an, musterte die hauchdünnen Falten an seinen Augen und die schärferen, die seine Wangen wie feine Porzellanrisse zeichnen. Wie oft hatte ich in den vergangenen Jahrhunderten in dieses Gesicht gesehen.
    Ich wunderte mich, wie ein Antlitz, das so leer war, so viele unterschiedliche Gefühle in mir hervorrufen konnte, Hoffnung, Liebe, Angst.
    Er war mein Meister, mein Schöpfer. Seine Nähe glich einem Feuer in eisiger Winternacht. Ich wollte ihm nahe sein, ihn berühren, mich in seine Wärme betten und darin einwickeln wie in eine Decke. Nur in seinem Licht konnte ich die ewige Nacht überstehen. Das Bedürfnis, in seiner Nähe sein zu dürfen und sein Wohlwollen zu haben, wurde unendlich stark.
    Ich wusste, dass er meine Gefühle manipulierte oder zumindest die Blutsbande bemühte, die uns seit Jahrhunderten aneinanderketteten, doch ich konnte in diesem Moment nicht anders empfinden.
    »Julius«, sagte er mit seidenweicher Stimme, doch ich wusste um die unausgesprochene Drohung. Er hatte alle Bedeutung in nur ein Wort gelegt, in meinen Namen. Da waren Enttäuschung, Schmerz, Liebe und vor allem ein Versprechen: Strafe.
    Angst kroch mir das Rückgrat hinauf. Curtis würde mir weh tun. Ich hatte in den vergangenen zweihundert Jahren genügend Erfahrungen gesammelt, um Übles zu ahnen.
    »Meister«, entgegnete ich heiser und fürchtete ihn mit jeder Faser meines Körpers. Ich fürchtete und liebte ihn wie einen grausamen Vater. Wenn er mir doch nur verzeihen können würde!
    Washätte ich in diesem Moment nicht alles für ein einziges freundliches Wort gegeben. Verzweifelt harrte ich dessen, was da kommen mochte.
    Magie rauschte über meine Haut. Das anfangs noch angenehme Kribbeln wurde mit wachsender Intensität unangenehmer.
    Der Meister bündelte seine Macht mühelos, als sei es eine Nebensächlichkeit. Als eine Woge eiskalter Energie durch meinen Körper brandete, brach ich hilflos in die Knie. Ich versuchte es zu unterdrücken, aber ich wimmerte wie ein verletztes Kind.
    Meine Zähne knirschten gefährlich, als ich sie aufeinanderzwang, um nicht zu schreien.
    Ein weiterer Hieb traf mich und zerrte an meinem Herzen.
    Der neue Schmerz übertraf den vorherigen um ein Maß, wie ich es mir nicht hatte vorstellen können. Für einen Augenblick vergaß ich alles. Ich wand mich auf dem Boden. Tränen rannen über meine Wangen. Dann verließ Curtis’ Macht meinen Körper wieder und hinterließ eine Spur der Verwüstung.
    Meine Seele lag in Trümmern.
    Ich starrte auf Curtis’ polierte Lederschuhe. Sie waren das Zentrum meiner geschrumpften Welt. Die Maserung des Holzbodens drehte sich wie ein Strudel um diesen schwarzen Mittelpunkt.
    Ich glaubte, mich nie wieder bewegen zu können, doch dann, nach einer scheinbar endlosen Zeit, schrumpfte der Schmerz auf ein erträgliches Maß. Ich richtete mich auf und presste die Stirn gegen das Handgelenk meines Schöpfers. Seine Haut war kalt, und er bewegte sich nicht.
    Mein Meister sollte mich berühren und heilen, was er zerstört hatte, doch eine Antwort auf mein stummes Flehen blieb aus.
    Dannzuckte seine Hand, Curtis zögerte. Für einen Augenblick konnte ich seinen Schmerz und seine Enttäuschung lesen, dann waren seine Schilde wieder oben. Keine Gefühle mehr, perfekte Leere, abweisend wie eine Trennwand aus Glas.
    Curtis’ Finger krochen über mein Gesicht. Sie verschmierten meine Tränen, fuhren die Konturen meiner Züge nach. Er hob mein Kinn, und ich sah hoffnungsvoll zu ihm auf.
    Aus den Augen des Meisters war die Kälte gewichen und hatte Gleichgültigkeit Platz gemacht.
    Seine Finger strichen über die große Ader an meinem Hals. Ich drückte den Kopf gegen seinen Oberschenkel und schlang die Arme um seine Beine.
    Er durfte mich jetzt nicht von sich stoßen, ich brauchte ihn, er musste mir Halt geben!
    Curtis seufzte. Seine Energie prickelte wie ein warmer Wind über meinen Rücken.
    »Vergib mir«, hauchte ich, »ich brauche dich. Mach mit mir, was du willst, nur verstoße mich nicht!«
    Curtis zog mich auf die Füße. Ich schwankte, meine Beine gehorchten mir nicht, doch Curtis’ starke Arme hielten mich, während er mich forschend ansah. »Du bist noch immer der

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