Septemberblut
versuchte zu sprechen, doch es ging nicht.
»Julius! Kannst du mich hören?« Der Indianer rüttelte an meiner Schulter.
» Bring mich hier weg « , flehte ich wortlos.
Brandon zögerte nicht. Er hob mich auf, als wöge ich nichts, und hielt mich wie ein Kind in seinen Armen.
Wie letzte Nacht Christina, so trug er jetzt mich durch den Flur und hinunter in die tieferen Geschosse.
Der Vampir roch nach frischem, gutem Blut. Der Duft strömte aus seiner Haut und lag in seinem Atem.
Christina war auch da und strich mir liebevoll über den Kopf.
Brandon brachte mich in meine Kammer.
»Was hat er dir nur angetan?«, murmelte er und setzte sich mit mir hin. Vorsichtig löste er meine gekrümmten Finger aus seiner Kleidung.
»Lasstmich nicht allein, lasst mich nicht allein«, wimmerte ich, während Brandon mich langsam aus seinen Armen schob.
Als er mich schließlich auf das Bett legte, hatte sich meine Sicht so weit geklärt, dass ich wie ein Betrunkener durch einen Tunnel mit unscharfen Rändern sah. Mein Herz erwachte mit einem heftigen Schlag. Ich schrie und krümmte mich wieder zusammen.
Meine Hände krallten sich in die alte gestärkte Leinenbettwäsche.
Christina saß auf meinem Sarg und sah mich erschrocken an.
»Was können wir nur machen, Brandon?«, fragte sie unsicher. Dann stand sie auf und trat neben ihren Freund.
Er kniete noch immer neben dem Bett und musterte mich besorgt. »Curtis hat ihm alle Energie genommen. Mein alter Meister hat das auch gerne getan, wenn er wütend war.«
»Wir müssen ihm doch irgendwie helfen können!« Christinas Stimme klang, als schwebe sie langsam nach oben, oder war ich es, der fiel?
Ich presste die brennenden Augenlider zusammen und versank in Dunkelheit. Das Bett schien sich über mir zu schließen wie schwarzer Moorboden und saugte mich in die Tiefe. Ich sank in eine neue Ohnmacht. Doch plötzlich wurde mein Fall gestoppt.
»Julius, nicht. Bleib bei uns, hörst du?« Brandons Atem auf meiner Haut. Seine Hand strich über meinen Kopf und zog mich zurück ins Licht.
»Was hast du vor?« Christinas Stimme klang unsicher. Was ihr Partner tat, gefiel ihr anscheinend überhaupt nicht.
»Es gibt nur eines, was ihm wirklich helfen kann, Chris.«
Er hatte sich über mich gebeugt. Brandons Haut war noch warm von seinem letzten Mahl, und unter der dünnen Oberflächepulsierte das Leben in einer betörenden Melodie. Ich ahnte, erhoffte, was er mir anbieten würde.
Er stützte meinen Oberkörper und zog meinen Kopf näher. »Trink von mir, Julius! Du musst trinken.«
Mein Mund öffnete sich, die Zähne streiften seine Haut, aber zum Beißen fehlte mir die Kraft.
Brandon seufzte. Er suchte nach etwas an seinem Gürtel, dann hielt er plötzlich ein Taschenmesser in der Hand.
In meiner getrübten Wahrnehmung erschien die Klinge wie aus dem Nichts. Begierig sah ich zu, wie er nach der richtigen Stelle suchte und dann in einer flinken Bewegung zustach. Rubinrote Flüssigkeit quoll hervor und füllte die Luft mit köstlichem Duft.
Ich hörte Christina ein paar entrüstete Worte murmeln, doch Brandon hielt mir sein Handgelenk hin, und ich leckte die ersten Tropfen von der Wunde.
Die kostbare Flüssigkeit glühte wie brennendes Kupfer in meiner Kehle und gab mir das, was fehlte, um aus mir wieder einen funktionierenden Vampir zu machen. Ich biss zu.
»Verdammt!«, fluchte Brandon und schlug mit der Linken auf das Bett. Die Zähne tief in ihm verankert, trank ich mich wieder gesund.
Bald hatte ich wieder Kontrolle über meine Bewegungen. Trotz meines unerträglichen Hungers war ich mir meiner selbst bewusst genug, um rechtzeitig abzulassen.
Ich fiel zurück in die Laken und genoss einen Energierausch, wie ich ihn seit langem nicht mehr erlebt hatte.
Nach und nach kehrten meine Lebensgeister zurück.
Christina und Brandon saßen nebeneinander auf meinem Sarg und beobachteten mich. Ich drehte mich zu ihnen und fühlte mich uralt und müde.
»Danke, Brandon«, krächzte ich, »das war großzügig von dir.«
»Dubist mein Meister«, antwortete er scheu.
Wie ich sie so zusammen sah, kehrte die Sehnsucht nach meiner Freundin zurück, und je mehr ich Ambers Bild heraufbeschwor, desto klarer wurde mir, dass ich sie gesehen hatte. Für kurze Zeit hatte unsere Verbindung wieder bestanden. Oben im Versammlungsraum, als ich völlig geschwächt war.
Also lebte sie noch. Sie lebte und hatte nach meiner Hilfe gerufen.
»Vorhin habe ich Amber gefühlt. Sie lebt.«
Christinas
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