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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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wenn ich log. »Ja, ich würde es versuchen«, sagte ich daher mit belegter Stimme und versuchte, seinem Blick standzuhalten.
    Christina trat unsicher einen Schritt vor. »Amber kann das nicht wollen, Julius, sie …«
    »Schweig, Christina!«, fuhr ich sie an, und ihr Mund schloss sich sofort.
    »Curtis, bitte. Du weißt, wo sie ist. Ich kenne deine Fähigkeiten, du kannst sie fühlen, auch wenn sie bewusstlos ist.«
    »Und wenn es so wäre, was soll ich deiner Meinung nach tun? Das Blatt hat sich gewendet, Gordon hat das Messer.«
    Curtis biss sich auf die Lippe. So unsicher hatte ich ihn selten gesehen. Er hatte wirklich Angst um mich.
    »Ich will nicht, dass du gehst, Julius. Ich will dich nicht verlieren«, sagte er plötzlich. »Deine Dienerin und das Messer sind schon verloren. Gordon hasst dich. Wenn er dich in die Hand bekommt, wird er …«
    Ich sah Curtis an. Natürlich war mir die ganze Zeit über klar gewesen, was es bedeutete, die Höhle des Löwen betreten zu wollen. Aber jetzt, da er es aussprach, wurde es mir mit aller Konsequenz bewusst. Gordon würde mich töten, mit Sicherheit. Ich schluckte meine Angst herunter.
    »Ich biete mich im Tausch gegen Amber an, sag ihm das.«
    Curtis blickte mich an wie ein waidwundes Tier, dann änderte sich die Farbe seiner Augen und wurde heller und kälter. Angriff war sein letzter Ausweg. Wenn er mich nicht überreden konnte, half vielleicht eine Drohung. Der Meister starrte mich an und wies dabei mit der Hand in eine Ecke des Raumes, der die Schatten zu pechschwarzer Tinte verdichtete.
    Ichwusste, was sich dort befand, und ich fürchtete auch nur den Gedanken daran. Angst ließ meine Knie weich werden.
    »Ich könnte dich dort einsperren, Julius. Du würdest nirgendwo hingehen.«
    »Nein, nicht das!«, sagte ich leise.
    »Ich bin nicht bereit, meinen restlichen Clan zu opfern, um einer sentimentalen Regung von dir nachzukommen! Herrgott, ich bin nicht bereit, dich irgendwelchen unsinnigen Gefühlen zu opfern!«, schrie er. »Sie ist ein Mensch, sterblich, ein Nichts! Staub und Schatten im Angesicht der Zeit! Und du willst deine Ewigkeit für sie hergeben? Dein unsterbliches Leben?!«
    »Geht, lasst uns allein.« Ich schickte Christina und Brandon hinaus.
    Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, streckte ich einen Arm nach meinem Meister aus und hielt ihn in seiner ruhelosen Wanderung auf. »Bitte, Curtis! Du weißt, wo sie sich verstecken. Du kannst Gordon fühlen. Ich hole dir auch das Messer zurück.«
    »Ich will das verdammte Messer nicht. Nicht zu diesem Preis. Und tu nicht so, als wüsstest du das nicht!«
    Ich sah in den dunklen Winkel, wo mein Alptraum lauerte.
    Der mattschwarze Sarg stand auf einem kleinen Podest. Sechs verzierte Silberriegel reihten sich am Deckel, die Ketten dazwischen hingen wie Blumengirlanden in symmetrischen Bögen herab. Er war der Alptraum jedes Unsterblichen und der Grund dafür, warum ich mich jeden einzelnen Morgen davor fürchtete, meinen Sarg zu schließen. »Du kannst mich einsperren, wenn ich wieder da bin«, sagte ich mit zitternder Stimme. »Nur hilf mir jetzt, verdammt!«
    »Wenn du das überlebst, zahlst du mit Dunkelheit und Hunger, das garantiere ich dir, Junge!«, fauchte Curtis.
    »Alsohilfst du mir?«
    Curtis drehte mir den Rücken zu und verschränkte die Arme. Hilflos wartete ich ab, wie seine Entscheidung ausfallen würde.
    Immer wieder wurde mein Blick von dem dunklen, schweren Sarg angezogen. Er konnte jeden noch so starken Vampir halten, war dieser erst einmal darin gefangen.
    Es war Jahre her, dass Curtis dieses drakonische Strafwerkzeug zum letzten Mal benutzt hatte. Dennoch hatten ihn die meisten Clanmitglieder bereits von innen gesehen. Tage- oder wochenlang. Ich glaube, ich war der Einzige von uns, der es je mehrere Monate in einem solchen Ungetüm hatte aushalten müssen. Paris war anderthalb Jahrhunderte her. Der Sarg damals war aus Stein gewesen. Selbst in tausend Jahren würde ich es nicht vergessen.
    Mich fröstelte, und ich zwang mich, woanders hinzuschauen.
    Curtis’ breite Schultern versprachen kaum Hoffnung. Er war so reglos wie eine Wachsfigur. Schließlich, als ich kurz davor stand nachzufragen, erwachte er aus seiner Starre.
    »Ich sage Gordon, dass ich dich morgen zu ihm schicke. Fertig werden müssen sie selbst mit dir.« Seine Stimme hörte sich seltsam an.
    Ich glaubte, er weinte. Ich hatte ihn noch nie weinen gehört.
    »Curtis, ich …«
    Der Meister sah mich mit

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