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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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wird Jahrzehnte dauern, bis er einen neuen Krieg gegen die Clans wagt. «
    Amber fingerte nervös an ihren Fesseln. Ich fühlte, wie neuerliche Angst ihren Rücken hinaufkroch und sie erstarren ließ.
    » Was ist? «
    » Da kommt jemand. «
    » Ich liebe dich, Amber! «
    Ein Schlüssel klapperte im Schloss.
    Amber hielt den Atem an und starrte plötzlich in das Gesicht eines Engels. Goldene Locken fielen in perfekten Wellen über seine Schultern. Augen, so grün, dass sie jede Katze eifersüchtig gemacht hätten. Gordon war der schönste Vampir, den ich je gesehen hatte.
    Mitseinem Lächeln strömte eine tödliche Energie in den Raum und vertrieb mich mühelos aus Ambers Gedanken.
    Ich war wieder zurück in meiner Kammer im Lafayette.
    Gordon hatte Curtis sein Wort gegeben, Amber unverletzt gehen zu lassen. So schrecklich mir der Gedanke war, sie in seiner Nähe zu wissen, Amber war jetzt sicher.
    Die Sonne ging auf, und mit ihr kam die Angst. Mit schweren Gliedern setzte ich mich auf und überwand den kurzen Weg zum Sarg.
    Die rote Seide umschmeichelte mich. Die Decke war ein Zugeständnis an meine vergangene Menschlichkeit. Sie hatte keinen Sinn, wärmte mich nicht.
    Mit einem Seufzer flüchtete die letzte Luft aus meiner Lunge, dann war ich endgültig still und schloss die Augen.
    Als der Abend heraufdämmerte, kehrte mein Geist in den Körper zurück.
    Ich spürte Curtis’ Anwesenheit, lange bevor ich die Augen öffnen konnte. Sein Zorn lag tief vergraben.
    Er hatte den Sarg geöffnet und betrachtete mich, als sähe er mich zum letzten Mal. War er sich tatsächlich so sicher, dass ich die Begegnung mit Gordon nicht überleben konnte?
    Es gab keinen anderen Weg für mich. Wenn ich Amber im Stich ließ, würde ich des Lebens nicht mehr froh. Das kam einem Selbstmord gleich.
    Curtis’ Magie prasselte wie warmer Sommerregen über meine Brust. Mein Körper bäumte sich unter dem ersten Herzschlag, ich erwartete den Schmerz, doch er kam nicht. Mein Meister hatte ihn mir genommen.
    Ich schlug die Augen auf und lächelte ihn erleichtert an. Curtis lächelte zurück, doch es erreichte seine Augen nicht.
    Seine sehnigen Hände spielten mit einer kleinen Elfenbeinschatulle. Ich hatte sie in den vergangenen Jahrhundertenschon oft gesehen. Das Material war von einem warmen Gelb, dunkle Risse durchzogen die Schnitzereien wie Falten in alter Haut.
    Die Heilige Mutter Gottes war auf dem Deckel eingraviert, und an den Seiten reihten sich Märtyrerinnen unter kleinen Spitzbögen. Die Kreuze waren vorsichtig aus der Schnitzerei entfernt worden, ohne den Rest zu beschädigen.
    Curtis’ Blick war in die Ferne gerichtet. Vor seinem inneren Auge lief ein Film ab, der zu seinem längst vergangenen, menschlichen Leben gehörte.
    Ich blieb liegen und beobachtete seine Finger, die ruhelos um Marias Heiligenschein kreisten. Nach einer Weile blinzelte Curtis, und sein Blick kehrte zu mir zurück.
    In seinen Augen schwammen Erinnerungen.
    »Guten Abend, Meister«, sagte ich mit belegter Stimme.
    »Guten Abend, Julius.«
    Ich schüttelte die letzte Müdigkeit ab und stand auf. Noch immer konnte ich nicht ganz fassen, dass ich ohne Schmerzen aufgewacht war. Ich rieb mir über die Brust. »Danke.«
    »Gern geschehen.«
    Curtis stand auf und tat einige unschlüssige Schritte durch den Raum. »In einer Stunde bringt Robert dich zu Gordon. Es gibt einen Treffpunkt in Downtown. Hältst du noch immer an deinem Vorhaben fest?«
    Ich nickte. Ja, mein Beschluss hatte sich nicht geändert.
    Ich wusch mir Gesicht und Oberkörper mit eiskaltem Wasser und jagte den Schlaf auch aus der letzten Pore.
    Curtis half mir, mich vorzubereiten. Er legte mir die Messerscheiden an und schloss die Riemen an meinen Unterarmen.
    Als er fertig war, streifte ich mir ein dunkelrotes Hemd mit breitem Kragen über. Silberne Manschetten schlossen die Ärmel, die so weit waren, dass ich meine Messer problemlosziehen konnte. Eine weitere Silberklinge fand ihren Platz an meinem Unterschenkel, verborgen unter Stiefel und Hose.
    »Ich denke nicht, dass sie dich die Waffen behalten lassen.«
    Ich sah Curtis in seine grauen Augen. »Ich bringe die Sache zu Ende, so oder so.«
    »Gordon ist genauso alt wie ich, Julius. Du kannst nicht gegen ihn bestehen.«
    »Auch Meistervampire sterben mit einer Silberkugel im Herzen.«
    »Ich hoffe es für dich, Julius, ich hoffe, du bekommst die Chance dazu. Du hast Gordon noch nicht im Zorn erlebt, ich dagegen schon.«
    Er hielt mir plötzlich

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