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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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meine Stimme entschlossen klang und keine Angst verriet.
    »Das ist lächerlich.«
    Er trat zu Amber und drehte ihren Kopf hin und her, als musterte er ein Stück Fleisch. »Sie trägt nur drei der fünf Siegel. Ihr Tod hat keinerlei Wirkung auf dich. Ich kann nichts Besonderes an ihr erkennen. Warum willst du das tun? Würdest du dein Leben für jeden Menschen geben? Sind dir die Sterblichen so kostbar?«
    Ich schwieg und wartete ab.
    »Du sollst deinen Willen haben, Julius Lawhead.«
    »Und du bekommst deine Rache.«
    Nate führte Amber im Bogen an mir vorbei zu Robert, und ich ging mit erhobenen Händen und leerem Blick hinüber. Alles in mir war tot, mein schlafendes Herz würde mich nicht verraten. Gordon musterte mich von der Seite. Er konnte sein Glück noch immer nicht fassen.
    »Die Hände auf den Rücken«, sagte er kalt.
    Das gefiel mir gar nicht. »Ich komme so mit. Du hast mein Ehrenwort, Gordon.«
    »Dein Wort interessiert mich nicht.«
    Amber war bei Robert angekommen. Gordons Diener wartete darauf, dass ich mich fesseln ließ. Noch waren sie nicht sicher, ob ich wirklich kooperierte.
    Aber ich hatte keine andere Wahl, wenn ich das Leben meiner Geliebten retten wollte. Seufzend tat ich, wie mir geheißen.
    Die Handschellen schlossen sich eng um meine Gelenke. Sofort spürte ich ein leises magisches Prickeln auf der Haut. Eswar Silber. Natürlich. Normale Handschellen hätte ich sprengen können, aber gegen Silber konnte ich nicht mehr ausrichten als ein Sterblicher gegen Stahl. Ich würde mich nicht befreien können.
    Sie hakten eine Kette in die Handschellen ein. Tristan legte sie Gordon in die Hand, und dieser zerrte mich zu sich wie einen ungezogenen Hund.
    Ich stolperte rückwärts und hatte doch nur Augen für Amber.
    Gordon trat mir in die Kniekehlen. Meine Beine gaben nach, dann kam der Schmerz.
    Ihre Freiheit, mein Leben für ihre Freiheit, wiederholte ich in Gedanken und starrte zu Amber hinüber. Ihr Haar glänzte rotgolden, selbst jetzt, in der Nacht, als alle Farben zu Grau verblassten.
    Robert versuchte mit ihr zu sprechen, doch anscheinend blieb ihm Amber die Antwort schuldig.
    »Was hast du ihr angetan?«, schrie ich und starrte zu Gordon hinauf.
    Er lächelte breit und boshaft. »Sie ist unverletzt, oder? Das war die Bedingung.«
    »Amber? Amber, sieh mich an!«
    Sie drehte ihren Kopf, aber sie sah nicht mich an, sondern Gordon.
    »Sag etwas«, flehte ich. »Irgendetwas!«
    Plötzlich schien sie zum Leben zu erwachen. »Es geht mir gut«, antwortete sie. Die Stimme war monoton, frei von Höhen und Tiefen. Waren das die Nachwirkungen des Betäubungsmittels? Hauptsache, sie war frei und in Sicherheit.
    »Sind die Bedingungen erfüllt?«, fragte Gordon lauernd.
    Robert legte schützend einen Arm um Ambers Schulter. »Ja, das sind sie.«
    »Dann habe ich keine Feindschaft mehr mit Curtis Leonhardtund seinem Clan«, verkündete Gordon, als sei er in der Position, Bedingungen für den Frieden zu stellen.
    Gordons Diener kehrte auf unsere Seite zurück.
    Meine Geliebte hielt sich mit letzter Kraft auf den Beinen.
    Ich richtete meinen Blick auf Gordon. In meiner demütigenden Haltung konnte ich nicht anders, als zu ihm aufzusehen, und ich hasste es.
    Der Meistervampir beobachtete Robert und Amber. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Ich habe dein Wort, dass du sie gehen lässt und ihr kein Leid antust?«, fragte ich.
    Sein Grinsen wurde breiter, bis ich einen guten Blick auf seine Reißzähne hatte. »Mein Wort, Julius Lawhead, mein Wort. Deine Kleine kann gehen, wohin sie will«, höhnte er, dann legte er mir seine Linke auf die Schulter und grub seine Finger in meine Muskeln.
    Der Schmerz kam so plötzlich, dass ich zusammensackte. Ich fing mich und versuchte jegliche Empfindung aus meiner Miene zu verbannen. Er sollte seinen Triumph nicht bekommen, noch nicht. Gordon riss an der Kette und ich musste mich vorbeugen, damit er mir nicht die Arme ausrenkte. Als mein Gesicht den Schotter berührte, drehte ich den Kopf zur Seite.
    »Fahr los, Robert! Fahr!«
    Er zögerte, wollte mich nach all den gemeinsamen Jahren nicht einfach so zurücklassen. Wie konnte er sein Gesicht vor Curtis wahren, wenn er mich einfach so hatte sterben lassen?
    »Verschwindet, bring sie nach Hause!«, rief ich noch einmal, und diesmal nickte er.
    »Verlass dich auf mich, Julius, ich bringe sie nach Hause.« Seine Stimme zitterte, und seinen Blick sollte ich nie vergessen. Er hatte mich aufgegeben. Mein

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