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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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Tod war ihm Gewissheit, nur das Wann und Wie stand noch aus.
    DerAusdruck seiner Augen machte mir in diesem Moment mehr Angst als Gordon mit seinen Rachegelüsten.
    »Steh auf«, befahl dieser.
    Ich erhob mich in einer flüssigen Bewegung, die mich alle Konzentration kostete. So einfach konnte er mich nicht brechen.
    Robert wandte den Blick ab, als sie mich zum Auto zerrten und hineinstießen.
    Ich fiel mit dem Gesicht voran auf die Rückbank, setzte mich auf und sah Robert und Amber davonfahren. Meine Liebe war frei, jetzt konnte geschehen, was geschehen musste.
    Vor all den Jahren in Paris hatte ich Marie getötet, jetzt würde ich Abbitte leisten und einen Teil meiner Schuld tilgen.
    Die Messerscheiden an meinen Armen drückten in die Muskeln und mit den Handschellen konnte ich nur weit nach vorne gebeugt sitzen.
    Gordon stieg auf den Beifahrersitz. Sein Haar umfloss seine Schultern golden, als er sich lächelnd zu mir umdrehte.
    Ich wandte mich demonstrativ ab und starrte aus dem Fenster.
    Auf dem leeren Parkplatz war die Nacht schwarz und schwer.
    Der Wagen fuhr an, und ich wurde in den Sitz gedrückt. Die Kette klirrte leise, als ich versuchte, das Gleichgewicht zu halten.
    »Hast du es bequem, Lawhead?«
    Ich reagierte nicht, sondern starrte weiter aus dem Fenster. Sie hatten es nicht einmal für nötig gehalten, mir die Augen zu verbinden.
    Draußen raste die Welt vorbei.
    Ich las die Straßenschilder. Jeder Name wurde zu einer Kostbarkeit,denn im Licht des Todes bekam alles einen neuen Wert. Die Konturen wurden schärfer. Plakate und Bänke, Geschäfte, Menschen, selbst die hässlichsten Dinge waren auf einmal so schön, dass es weh tat.
    Sah ich all das zum letzten Mal?
    » Ja, nimm nur Abschied. «
    »Lass den Scheiß, Gordon«, fauchte ich und trieb ihn mit wenig Mühe aus meinen Gedanken. Es war leicht, zu leicht. Plötzlich krallte er seine Finger um mein Kinn. Ich hatte seine Hand nicht kommen sehen. Er drückte mir die Schlagadern ab und zwang mich dazu, ihn anzusehen.
    Ein Sog riss mich in seine Augen. Energie, gewachsen in Jahrhunderten, rauschte durch mein Fleisch und bahnte sich Wege, wo es keine gab.
    Ich schwitzte Blut und Wasser.
    Jemand stöhnte. War ich das?
    » Wenn ich dich lesen will, dann werde ich es tun, Lawhead, hast du verstanden? Du gehörst jetzt mir. Mir! «
    Gordon lächelte. Seine Stimme entsprang irgendwo in meinem Kopf, direkt hinter den Augäpfeln. Jedes seiner Worte brannte wie ein glühendes Messer. Ich fühlte, wie mir etwas die Wangen hinunterlief. Blut oder Tränen, oder beides.
    »Schrei ruhig, wenn es weh tut«, flüsterte er mit samtener Liebenswürdigkeit. »Vielleicht höre ich dann auf.«
    Ich wollte nicht, doch dann schrie ich. Mit dem ersten Schrei brach ein Damm, und ich konnte nicht mehr aufhören, bis meine Lunge brannte und das Feuer aus meinem Kopf verschwunden war.
    Ich fiel zur Seite und keuchte meine Verzweiflung in die Sitzpolster.
    Mit jedem Atemzug kehrte langsam ein wenig mehr von meiner Fassung zurück.
    Gordonhatte die ganze Zeit über entspannt gegen den Sitz gelehnt und nicht einmal geschwitzt, während ich mich in meiner Pein gewunden hatte.
    Er drehte eine seiner blonden Locken zwischen den Fingern, als sei ihm langweilig. »Ich kann mit dir machen was ich will, hast du das jetzt verstanden, Jäger?«
    Ich begegnete seinem Blick. »Ja. Ja, habe ich.«
    Alles verschwamm zu tanzenden Schemen. Mit plötzlicher Gewissheit wusste ich, dass ich sterben würde. Nicht hier und jetzt, vielleicht auch nicht heute Nacht, das wäre zu einfach gewesen, doch Gordon würde mich töten, aus Rache an mir, aus Rache an Curtis, den er hasste, solange ich denken konnte. Ich würde sterben.
    Das Einzige, was mir übrigblieb, war so viel Schaden anzurichten wie möglich, so viele seiner Vampire mit mir in den Tod zu nehmen, wie ich konnte. Vielleicht waren seine Tage dann ebenfalls gezählt.
    Ich wusste längst nicht mehr, wohin wir fuhren.
    In einer Kurve kippte ich zur Seite und blieb liegen. Mir war egal, wohin sie mich brachten. Mein Gesicht rieb über den rauen Sitzbezug. Dies und das Brummen des Motors hielten mich wach.
    Irgendwann erreichten wir unser Ziel, und die Autos kamen zum Stehen.
    Kapitel48
    Jemand öffnete die Wagentür.
    Ich reagierte nicht schnell genug, wurde an den Haaren hinausgerissen und schlug mit den Knien auf die gepflasterteEinfahrt. Der scharfe Schmerz vertrieb augenblicklich den Nebel, der mein Bewusstsein getrübt hatte.
    »Auf die

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