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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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besser so. Vielleicht war es Gordon irgendwie gelungen, die Wirkung der Siegel aufzuheben.
    Was er auch getan hatte, es hatte mich taub gemacht für sie und sie für mich.
    Als die Sonne im Meer versank, öffnete ich meine Augen. Wie durch die Fenster einer Ruine blickte ich aus meinem schlafenden Körper ins Freie.
    Das Licht in meinem Gefängnis brannte hell.
    Eine dicke Motte flatterte um die Lampe. Jedes Mal, wenn ihre Flügel die Birne streiften, löste sich glitzernder Staub. Und mit jeder Berührung verlor sie etwas mehr von ihrer Fähigkeit zu fliegen. Es war ein grausamer Anblick.
    Während mein Körper wieder zum Leben erwachte, wurde der Nachtfalter immer langsamer, verbrannte sich Fühler und Beine. Jedes Mal taumelte er weiter, verschwand kurz in der Dunkelheit und kehrte dann wieder zurück. Ein Tod aus Licht, nicht unbedingt der schlechteste.
    Wenn Gordon mir die Wahl ließe, würde ich ein Ende durch Feuer vorziehen?
    Irgendwo in einem der anderen Kellerräume erwachte der geschrumpfte Clan. Die Vampire unterhielten sich flüsternd.
    Vorsichtig zog ich meine Beine an, stützte mich gegen die Wand und erhob mich. Es tat weh, aber es war okay.
    In den Fesseln zu stehen, war wesentlich erträglicher.
    Der Falter taumelte endgültig zu Boden und blieb ermattet liegen.
    Plötzlichließ mich ein Geräusch aufhorchen. Ein Wagen kam die Einfahrt herauf.
    Ich erkannte ihn sofort. Es war der alte Ford, Frederiks Auto, das jetzt seiner Schwester gehörte. Mein Herz begann zu rasen. Was tat sie hier?
    Ich konzentrierte mich auf die Kraft der Siegel, die in meinem Inneren schlummerte. Eine Antwort blieb aus. Ich griff ins Leere, da war nichts.
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss und riss mich ins Hier und Jetzt zurück. Gestank breitete sich aus. Er war süß und beißend, der Geruch von Verwesung.
    Frederik. Er musste es gewesen sein, der gerade mit dem Auto gekommen war, tröstete ich mich.
    Die Tür schwang auf und da war er, in Begleitung von Nate und der dunkelhaarigen Vampirin.
    »Hallo, Julius«, begrüßte mich Gordons Diener mit einem bösartigen Grinsen auf den Lippen. »Tun die Beine noch weh?«
    »Sollten sie?«, gab ich zurück.
    Frederik blieb neben der Tür stehen. Sein Zustand hatte sich extrem verschlechtert, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Er hatte sich einige breite Stoffstreifen um die Mitte gebunden. Einstmals weiß, waren sie nun von einer bräunlichen Brühe durchtränkt. Außerdem trug der Untote dreckstarrende Jeans und ein offenes rotgrünes Karohemd, das seine fahle Gesichtsfarbe noch unwirklicher erscheinen ließ.
    Die dunkelhaarige Unsterbliche war schlicht gekleidet in Bluejeans und rotem Shirt. Sie stand unsicher an Nates Seite und hielt einige Karabinerhaken in der Hand. Ihre schlanken, blassen Finger spielten mit einem Verschluss, der mit metallischem Klicken auf und zu sprang.
    »Ich denke, du wirst keine Probleme machen«, sagte Nate undließ den Blick zu dem wartenden Untoten streifen. »Wir könnten sonst auch Frederik bitten, dich festzuhalten.«
    Der Untote streckte seine Arme in meine Richtung und bewegte seine Finger. Sie bestanden größtenteils aus Knochen und Sehnen, die Haut war an manchen Stellen offen.
    Ich schauderte. »Das wird nicht nötig sein.«
    Nate grinste zufrieden, bemerkte die Motte, die sich auf dem Lehmboden regte, und zertrat sie unter seinen schäbigen Cowboystiefeln.
    »Fangt an«, kommandierte Gordons Diener. Frederik trat einige Schritte vor, um dem Befehl etwas mehr Gewicht zu verleihen.
    Die Unsterbliche kam zu mir. Ihre grauen Augen wanderten unstet zu meinen. Der Geruch ihrer Angst sprach Bände.
    »Er beißt nicht, Ann!«, sagte Nate ungeduldig, nahm meinen linken Arm und zog ihn zu den Ringen, die in der Wand eingelassen waren. Ich ließ es mit mir geschehen.
    Ann klickte den Karabinerhaken ein und verband auf diese Weise die Metallfessel an meinem Handgelenk direkt mit dem Ring in der Wand. Wunderbar! Das Gleiche geschah mit dem anderen Arm, und ich hing an der Mauer wie Jesus. Dann schob Ann meine Beine fast zärtlich auseinander und verkürzte auch hier die Ketten.
    War das Mitleid in ihren Augen? Unschlüssig blickte sie auf den letzten Haken in der Hand.
    Wir wussten beide, wofür der war.
    »Na los. Mein Wort, dir passiert nichts«, sagte ich. Bei Gott, jetzt ermunterte ich sie sogar!
    Sie lächelte kläglich. Doch was hätte ich tun sollen? Wenn ich in ihre Hand biss oder ihren Arm, kam ich davon nicht frei. Wäre ihre

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