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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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Tiere konnten keinen einzigen Schritt mehr tun. In einem alten Keller suchten wir uns ein Versteck, um den Tag zu verschlafen. Das Erwachen war bitter.
    Curtis und Maries Meister hatten ihre Diener nach uns ausgeschickt. Sie fanden uns, weil unsere Schöpfer uns fühlen konnten.
    Die Männer gruben uns aus, während wir schliefen, und fesselten uns. Als die Sonne unterging, waren wir wieder in Paris. Ich werde niemals Curtis’ Gesicht vergessen, als er mich, seinen ausgerissenen Erstgeborenen, in Empfang nahm.
    Weder schlug er mich noch nutzte er seine Magie, um mich für meine Untreue zu bestrafen.
    Marie und mich erwartete ein schlimmeres Schicksal: der Vampirrat von Paris. Er verurteilte mich zu Dunkelheit und Hunger.Vor Maries Augen prügelten sie mich in einen steinernen Sarg und mauerten ihn ein.
    Der Hunger war unerträglich, die Enge noch schlimmer, doch die Stille war es, die mich endgültig in den Wahnsinn trieb.
    Die ganze Zeit über kreisten meine Gedanken um Marie. Was war mit ihr, was hatten sie ihr angetan? Und dann kamen die Schuldgefühle. Ich hatte schrecklich unüberlegt gehandelt und bereute meinen Verrat an Curtis, bereute zutiefst.
    Anfangs zählte ich noch die Tage, dann wurden die Bedürfnisse meines Körpers so unerträglich, dass ich den Verstand verlor. Irgendwann gewöhnte ich mich an das Leid, mein Bewusstsein kehrte zurück, aber das Gefühl für Zeit blieb fort. Mein Körper verdorrte, mumifizierte. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, nicht einmal blinzeln, und mein Herz schlug schon seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr.
    Als ich eines Abends erwachte, spürte ich sofort, dass etwas anders war.
    Es waren Vampire in der Nähe. Nach all der Zeit des Eingemauertseins hörte ich plötzlich wieder Stimmen, fühlte Herzen schlagen.
    Mein Hunger erwachte brüllend zum Leben und mobilisierte meine letzten Kräfte. Mit allem, was ich noch hatte, stieß ich gegen den steinernen Sargdeckel. Er zersplitterte mit lautem Krachen, und ich fand mich in dem unterirdischen Verlies wieder.
    Die Herzen, die ich hatte schlagen hören, gehörten Marie und dem einzigen Vampir, den sie bislang geschaffen hatte. Beide hatten furchtbare Angst. Damals, im Wahn, erkannte ich sie nicht einmal. Meine Sicht war verschwommen, ein roterNebel, in dem die blutgefüllten Leiber gleich Pulsaren aufleuchteten und nach mir riefen.
    Ich stürzte mich auf sie. Hörte weder Schreie noch fühlte ich ihre Gegenwehr. Ich tötete beide auf bestialische Weise. Sog sie leer, und als die Adern nichts mehr hergaben, zerriss ich die Körper auf der Suche nach mehr Blut. Als ich endlich aus meinem Wahn erwachte, hielt ich noch Maries zitterndes Herz in der Hand und leckte die letzten Tropfen ab.
    Zwei Tage lang habe ich geklagt und geschrien und mich selbst verflucht.
    Irgendwann war es nicht mehr Maries Name, den ich wiederholte, sondern der meines Meisters. Curtis, immer nur Curtis. Meine Geliebte war nicht mehr. Mein Schöpfer sollte mich aus diesem Alptraum erlösen.
    Während des dritten Tages legte man mich in Ketten. Ich wurde wieder dem Rat vorgeführt. Sie erkannten erstaunt, dass mein Geist das halbe Jahr im Sarg überstanden hatte. Ich flehte um Vergebung, und erst dann brachten sie mich heim, heim zu Curtis.
    Mein Meister hatte nicht gewusst, wie meine Strafe ausfallen würde. Ich glaubte seinen erschütterten Worten, wonach er fast täglich um meine Freilassung ersucht hatte. Ich warf mich ihm zu Füßen, flehte und bettelte um seine Güte. Seitdem hatte er nie wieder ein Vergehen vor den Rat gebracht, und ich hatte nie wieder gewagt, gegen ihn aufzubegehren.
    Die Flut kam als schwarzes Rauschen.
    Als die Nacht am dunkelsten war, trug ich den kleinen Leichnam tief hinein ins Meer. Mit aller Kraft kämpfte ich gegen die Wogen an. Sie rissen mich wieder und wieder von den Beinen. Ich erhob mich immer aufs Neue, bis ich nicht mehr stehen konnte. Dann schwamm ich.
    Alsich den Hund schließlich nicht mehr halten konnte, war ich bereits weit draußen. Ich ließ mich mit dem toten Tier im Wasser treiben. Tauchte unter, kam wieder hoch – es war mir gleichgültig.
    Delfine zogen neugierig ihre Kreise, als mein Körper gegen die muschelübersäten Pfeiler der Pier schlug. Meine Haut hing in Fetzen, aber ich spürte nichts.
    Kurz vor Sonnenaufgang trieb ich endgültig zurück an den Strand. Ich grub mich im Schatten der Pier in den Schlick, um zwischen Muscheln, Würmern und Krebsen den Tag zu verschlafen.
    Schließlich fand

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