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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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hinterher. »Frederik? Freddy, warte!«
    » Amber, nicht! Das ist zu gefährlich. «
    Aus meiner unglücklichen Lage heraus konnte ich sie nicht sehen. Sie lief die Stufen hinauf. Ihre Schritte auf dem Gras wurden leiser, dann hörte ich nichts mehr, nur die Abendgesänge der Vögel und das flüsternde Plätschern eines Brunnens. Ich war wieder allein, allein mit der Leiche meines jungen Freundes.
    Dann bahnten sich erneut Schritte den Weg in mein zerstörtes unterirdisches Reich.
    »Er ist fort, ich habe ihn verloren«, sagte Amber leise. Ihr Atem ging schnell, während sie sich zum ersten Mal wirklich umsah. Sie war von der Situation völlig überfordert.
    »Das war mein Bruder, das war wirklich Frederik. Aber das kann nicht … das darf nicht …«
    Sie rang nach Luft, drehte sich hilflos im Kreis und fuhr sich immer wieder durch das Haar.
    » Ich bin so froh, dass du hier bist .«
    »Das kann nicht sein«, wiederholte sie. »War das wirklich Frederik?«
    » Ja. Und er macht da weiter, wo er vor seinem Tod aufgehört hat. Er ist hier eingebrochen und hat Steven ermordet. «
    »Julius?«
    Ihr Blick zuckte von den Wänden der Gruft zu den Särgen, zu mir, dann wieder zur Treppe, wo Frederik verschwunden war.
    » Amber, bitte … «
    »Ich kann das alles nicht glauben. Du lebst hier, hier in diesem Loch, in diesem Sarg?« Ihre Stimme überschlug sich. »Bist du das wirklich, Julius?«
    » Ich habe dir doch gesagt, was ich bin, ich habe dir nichts verheimlicht. «
    »Es ist nur so …«
    Ich fürchtete, dass sie jeden Moment weglaufen würde. » Geh nicht, bitte. Ich brauche dich. «
    Amber ballte ihre Fäuste und focht ihre aufkeimende Angst hinunter. Schließlich trat sie mit zähen Schritten an meinen Sarg. Sie scheute meinen Anblick.
    Jetzt, da Curtis mich nicht mehr schützte, kehrten die Schmerzen in meiner Hand zurück. Es fühlte sich brennend an und nass, etwas fehlte. Meine starre Hand war außerhalb meines Blickwinkels. » Bitte lass mich sehen, was er getan hat, Amber. «
    »Was hast du vor?«
    » Ich möchte durch deine Augen schauen. Bitte! «
    Vorsichtig verschaffte ich mir Zugang in ihren Geist und sah. Der Boden, die Kissen im Sarg und meine Kleidung waren blutgetränkt. Meine Hand war zerschnitten, der kleine Finger fehlte. Er war einfach nicht mehr da. In meinem Oberschenkel stak der Pfeil und Steven, ja Steven war tot.
    Als sähe Amber erst jetzt den ganzen Schaden, fühlte ich, wie sich Entsetzen und Bestürzung in ihr breitmachten. Ich verließ eilends ihre Gedanken.
    »Oh Gott, Julius, war das Frederik? Was hat er dir nur angetan?«, fragte sie mit bebender Stimme. Amber sank nebenmeinem Sarg in die Knie und legte ihre warme, lebendige Hand auf meine Stirn. Das tat so unendlich gut.
    Plötzlich ging eine Veränderung mit ihr vor. Sie atmete tief durch, straffte ihre Schultern, und ihre Angst war wie weggeblasen. »Was soll ich tun?«
    » Bleib einfach bei mir « , bat ich. » Bald wird Hilfe kommen. Sie sind schon unterwegs. «
    Ambers Blick ging zu Steven, und ihre streichelnde Hand auf meiner Stirn erstarrte mitten in der Bewegung.
    »Was ist mit ihm?«
    » Tot .« Ich konnte es selber kaum fassen. Mir schwindelte. Der Schmerz kreiste um mein Bein, meine Hand. Ein verrückter roter Strudel. Die Energie floss ungebremst aus mir heraus.
    »Dann stimmt das mit dem Holzpflock durchs Herz?«
    » Ja, ja, wie du siehst. Kannst du doch etwas für mich tun? «
    »Was soll ich machen?«
    » Ich glaube, Frederik hat die Arterie in meinem Bein erwischt. Ich verliere zu viel Blut. «
    Amber stand auf, zerriss eines der herumliegenden Hemden, das der Untote nicht beschmutzt hatte, und kam zurück. Vorsichtig band sie mir das Bein ab, dann bandagierte sie meine Hand. »Er hat …«
    » Ja … « Ja, hatte er. Ich wagte nicht, den Satz zu Ende zu denken. Die letzten beiden Glieder meines kleinen Fingers waren fort.
    »Ich kann nicht glauben, dass Frederik so etwas tut. Das ist nicht er, Julius. Ich kenne ihn schon mein ganzes Leben. Er ist immer so lieb gewesen, er hat auf mich aufgepasst, er konnte keiner Fliege etwas zuleide tun.«
    » Vielleicht hat ihn das Messer so werden lassen. «
    »Ganz bestimmt sogar. Anders … anders geht es nicht.«
    Ich schwieg und genoss ihre Nähe.
    Wirwarteten.
    Bald würde die Sonne untergehen und mir mein Leben zurückgeben. Der Lichtstreifen auf der Treppe wurde immer blasser. Wir hatten nur die Kerzen, die Frederik hatte brennen lassen.
    Ich merkte, dass Amber mich

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