Septemberblut
Geschenk. Dann schlitzten seine Zähne ihre Pulsader.
Ich riss den Mund auf. Ein warmer Strahl ergoss sich in meine Kehle.
Brandonhielt Christinas Arm hoch über meinen Kopf. Viele Tropfen trafen meine Wangen anstelle meines Mundes. Die Möglichkeit, dass ich Christinas Haut berührte, bestand niemals.
Mit jedem Schluck fühlte ich mich besser, doch der Segen hatte schon bald ein Ende. Enttäuscht wischte ich mir mit dem Ärmel das Gesicht sauber.
Brandon funkelte mich noch immer wütend an, während er sich selbst eine kleine Wunde beibrachte und sein Blut in die Verletzung seiner Dienerin rieb. Die Haut schloss sich fast augenblicklich. Christina küsste Brandons Hand und stand auf.
In ihrem Blick stand tiefe Enttäuschung, und ohne sich noch einmal umzusehen, rannte sie hinaus.
Ich wusste, dass Brandon mir diese Sache noch lange nachtragen würde. Wenn es nach ihm ging, hätte ich ablehnen sollen. Brandon hätte es an meiner Stelle getan, da war ich mir sicher. Ich war da praktischer veranlagt.
Ausgerechnet jetzt, in dieser feindseligen Atmosphäre, kam Amber zurück.
Brandon hob wortlos meine Truhe auf, um sie zum Auto zu bringen. Im Vorbeigehen spuckte er Amber vor die Füße. Sie sah ihm fassungslos hinterher. Er trat gegen die schief in den Angeln hängende Tür. Sie zersplitterte wie Pappmaché.
»Brandon! Treib es nicht zu weit!«, rief Curtis warnend, doch der Indianer war schon fort.
»Lass ihn, bitte.«
»Er hat zu gehorchen, Julius.« Curtis seufzte, schluckte seinen Zorn herunter und strich Steven über die wächserne Stirn. »Bringen wir den Jungen hier weg«, sagte er leise.
Gemeinsam mit Robert, der kurz nach Amber zurückgekommen war, hob Curtis den ohnmächtigen Vampir hoch und trug ihn hinaus.
ChristinasBlut hatte mir gutgetan, und ich kam auf die Beine.
Amber starrte noch immer dorthin, wo Brandon gerade verschwunden war, und machte keine Anstalten mir beizuspringen.
»Was sollte das denn?«, flüsterte sie entrüstet.
»Hilf mir erst einmal, bitte«, sagte ich und streckte schwankend die Hand nach ihr aus. Amber stütze mich, und wir schafften es tatsächlich bis zur Treppe.
Ich erklärte ihr in hastigen Worten, was geschehen war.
»Aber was hat das denn mit mir zu tun?«
»Es ist Unrecht, Frevel. Brandon denkt, es sei deine Aufgabe gewesen.«
Wieder zwei Stufen, erneuter Schwindel und Ambers Sommersprossen tanzten Ringelreihen.
»Und deshalb hat mir dieser Vampir …«
»Brandon Flying Crow.«
»Wie auch immer. Deshalb hat er mir vor die Füße gespuckt?«
»Er ist schrecklich wütend. Seiner Meinung nach hätte ich ablehnen müssen.«
»Und warum hast du nicht?«
»Weil ich Blut brauchte.«
Robert hatte den umgebauten Dodge nah an mein Mausoleum gefahren.
Ich humpelte an Ambers Seite die wenigen Schritte zum Wagen.
Brandon und Christina hielten sich ein Stück entfernt und beobachteten uns. Ich konnte den Halbindianer zwar nicht genau erkennen, aber ich fühlte seine wütenden Blicke und Christinas Empörung. Noch war die Dienerin menschlich, doch schon bald würde sie zu einer von uns werden. Sie hatte bereits offiziell um die Verwandlung gebetenund Curtis hatte versprochen, sie in den Clan aufzunehmen.
Mein Meister öffnete die Tür und half mir hinein. Ich hätte mich keinen Moment länger auf den Beinen halten können und sank erschöpft auf die lederbezogene Rückbank. Amber setzte sich zu mir.
Während der Fahrt wurde ich immer wieder ohnmächtig. Aber Amber war da, um mich zu halten, und der Duft ihrer Haare und ihrer Haut ließ nicht zu, dass die Erinnerungen an Schmerz und Folter überhandnahmen. Niemand hielt es für nötig, ihr die Augen zu verbinden. Vielleicht hatten sie es auch einfach vergessen.
Als wir schließlich hinter dem alten Kino hielten, half mir Amber beim Aussteigen. Im Entree hatten sich sämtliche Bewohner der Zuflucht versammelt. Schweigend und misstrauisch beobachteten sie, wie ich mit Amber ein Sofa ansteuerte. Der Verband an meiner Hand war wieder blutgetränkt.
Curtis und Robert trugen Steven in den Versammlungsraum. Die anderen Vampire folgten ihnen in einer schweigenden Prozession. Ich wusste nicht, was ich machen sollte und blieb einfach sitzen.
Es war schrecklich leer in dem hohen Raum. Amber sah sich unsicher um. Ihr Blick huschte über die alten Bilderrahmen, in denen Filmplakate der Dreißiger vor sich hin bleichten, doch sie war zu nervös, um sie wirklich anzusehen.
Curtis kam noch einmal zurück. Er reichte Amber
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