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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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keines Blickes. Hätte ich nur ein bisschen weniger Stolz besessen, hätte ich mich ihnen angeschlossen.
    In mir rumorte der Hunger. Mein Körper brauchte frische Lebensenergie, um mich zu heilen. Vielleicht würde es mir später gelingen, allein vor dem alten Kino Beute zu machen, wenngleich Curtis streng verboten hatte, so nahe an der Zuflucht zu jagen.
    Doch erst einmal führten mich meine Schritte zu Steven. Erwar aus seinem Sarg gehoben und in ein schlichtes Bett gelegt worden. Es war sein Schöpfer Manolo gewesen, der Geruch des Vampirs hing noch in der Luft. Mein Clanbruder hatte Steven bereits von sich trinken lassen.
    Ich setzte mich zu Steven und betrachtete sein regloses, wächsernes Gesicht. Um die Augen und an den Mundwinkeln gruben sich feine Falten in die Haut, die ich früher nicht bemerkt hatte.
    Er schlief tief und fest. Seine Gedanken wandelten auf Pfaden, die ich nicht erreichen konnte. Alles war nur geschehen, weil er bei mir geruht hatte.
    Plötzlich stand Brandon in der Tür.
    Ich wusste es, ohne mich umzusehen. Er war noch immer wütend und unterdrückte mühsam seinen Zorn.
    »Komm mit, Curtis will, dass wir zusammen jagen.« Er zog mich unsanft auf die Beine.
    Na großartig! Der Meister hätte sich keinen Besseren einfallen lassen können. Ich humpelte neben dem Halbindianer zur Tür, wo sein Wagen stand.
    Brandon hielt nicht viel von Unauffälligkeit. Er fuhr einen mattschwarzen 77er Pontiac Firebird mit einer riesigen Krähe auf der Motorhaube.
    Brandon startete den Motor und wartete, bis ich mich in den tiefen Sitz gequält hatte. Ich sah ihn ratlos an. Seine dunklen, fast schwarzen Augen gaben mir Rätsel auf.
    »Also, wohin willst du?«, fragte er seufzend.
    Ich hasste es, so hilflos zu sein, und zuckte mit den Schultern.
    »Ein Club ist wohl nichts, in deinem Zustand. Huren? Wie wäre es damit?«
    »Nicht nach meinem Geschmack, ist aber vielleicht besser«, erwiderte ich niedergeschlagen.
    Brandon trat aufs Gas. Er starrte auf die Straße und vermied den Blick in meine Richtung.
    Ichwar noch nie mit ihm gefahren. Im Leder des Beifahrersitzes nahm ich den schwachen Geruch Christinas wahr. Vom Spiegel baumelten eine Adlerfeder und ein zerrissenes indianisches Türkisarmband. Ob sich Brandon nach der Zugehörigkeit zu einem Stamm sehnte? Ich wusste, dass ihm sein Vater nie von seiner Herkunft erzählt hatte und der Vampir erst nach dem Tod seines alten Meisters auf die Suche nach seinen Ahnen und der Geschichte seiner Familie gegangen war.
    Wir hatten den Freeway schweigend hinter uns gebracht und fuhren jetzt durch Nebenstraßen.
    »Mann, der Kerl hat euch gestern aber richtig fertiggemacht«, sagte Brandon plötzlich, ohne mich anzusehen. »Ich habe euch schreien gehört und dachte, er bringt euch alle der Reihe nach um.«
    »Das dachte ich auch«, brummte ich.
    »Man sagt, es war ein Racheakt, du hast wieder eins von Gordons Kindern kaltgemacht.«
    »Eigentlich drei.«
    »Drei?« Brandon pfiff anerkennend durch die Zähne.
    Am Straßenrand tauchten die ersten Prostituierten auf, und wir drosselten das Tempo.
    Abgerissene Gestalten starrten uns an, fette Schenkel in viel zu kurzen Röcken reckten sich uns entgegen. Alte, Junge, Hässliche, jede versuchte uns zu locken.
    Brandon bleckte angewidert die Zähne und spuckte aus dem Fenster. »Du suchst aus.«
    Ich musterte das miserable Angebot. »Such du. Ich bin nicht so fit.«
    Brandons Augen verengten sich zu Schlitzen. Seine Wahl fiel auf zwei junge Prostituierte, halbe Kinder noch. Der Wagen hielt neben ihnen, und Brandon ließ den Charme einesUnsterblichen spielen. Die Magie hätte er sich hier eigentlich sparen können.
    Die Huren staksten heran. Unter ihren kurzen Röcken blitzte billige Unterwäsche hervor.
    Ich hatte selten in so unglückliche Augen gesehen. Die Mädchen stiegen ein und nannten uns eine billige Absteige. Brandon gab Gas. Wir wollten es beide so schnell wie möglich hinter uns bringen.
    Kapitel27
    Ich wischte mir über den Mund, obwohl längst kein Blut mehr daran klebte. Brandon rieb die Hände an der Hose, und es war nicht zu übersehen, dass er das Ekelgefühl mit mir teilte. Wir verließen die Absteige, zu der uns die Prostituierten begleitet hatten. Ich wäre das letzte Stück zum Wagen am liebsten gerannt, so sehr wünschte ich mich von diesem abstoßenden Ort fort.
    Brandon schwieg auch auf der Rückfahrt. Hin und wieder sah er mich aus dem Augenwinkel an. Blicke, die ich nicht recht zu deuten wusste.
    Die

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