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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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roten Leuchtziffern der Uhr im Armaturenbrett zogen meine Aufmerksamkeit auf sich.
    »Beeile dich, Amber ist gleich da«, sagte ich gedankenlos.
    Als ich Brandons Miene sah, bereute ich meine Worte sofort.
    Er trat schweigend aufs Gas. Die nächste Ampel flog mit orangenem Licht an uns vorbei. Brandons Finger umklammerten das Lenkrad, während er sich durch den dichter werdenden Verkehr schlängelte.
    Wennes so weiterging, würden wir das Lafayette mehr als rechtzeitig erreichen. Meine Vorfreude, Amber wiederzusehen, war groß. Unwillkürlich musste ich lächeln.
    »Hör auf, so idiotisch zu grinsen!« Brandon starrte mich an. Seine Wut war zurück. »Ich weiß genau, dass du letzte Nacht noch von ihr getrunken hast. Und warum ging das vorher nicht? Warum musstest du Christina entehren?«
    Die Knöchel seiner Hände traten weiß hervor. Seine Schultern waren so angespannt, dass es mir vom Zusehen weh tat.
    »So einfach ist das nicht.«
    »Was ist daran so kompliziert, dass du es mir nicht erklären kannst? Hältst du Indianer für so dumm?«
    Ich gab mir Mühe. »Nein, natürlich nicht. Aber Amber hat das erste Siegel nicht gewollt, sie war ohnmächtig, als sie es bekam …«
    »Was?!«, rief Brandon ungläubig. »Man gibt sein unsterbliches Blut nicht an jemanden, der es nicht will, das verbietet der Codex!«
    »Es war die einzige Möglichkeit, Brandon. Wir kannten uns ja noch nicht einmal!«
    Der Indianer starrte mich mit aufgerissenen Augen an, bis ich kurz davor war, ihn zu ermahnen, auf die Straße zu sehen.
    »Du kannst doch keine Wildfremde, die noch nicht einmal weiß, wer, geschweige denn was du bist, für die Ewigkeit an dich binden!«
    »Es war Curtis’ Befehl«, rechtfertigte ich mich. »Nachdem sie es herausgefunden hatte, habe ich ihr versprechen müssen, nie wieder von ihr zu trinken.«
    »Und wieso trug sie dann bitte heute Morgen das zweite Siegel? Du redest dich um Kopf und Kragen, Julius!«
    »Vielleicht hat sie es sich anders überlegt. Als sie später gesehen hat, wie schwach ich war, wollte sie mir helfen.«
    »Soeinfach ist das?«
    »Ja, so einfach!«
    Wir hielten vor dem Lafayette. Als wir ausgestiegen waren, rief Brandon wutentbrannt: »Weißt du was, Julius? Wenn das so einfach ist, dann will sie mich ja vielleicht auch!« Er stürmte an mir vorbei und verschwand im Gebäude.
    Ich war einen Augenblick sprachlos, dann lief ich hinterher, humpelte so schnell ich konnte. »Wage es nicht!«, schrie ich. »Wage es nicht, oder ich bringe dich um!«
    Mein Bein brannte. Ich presste meine Hand auf die Wunde. Brandon war verschwunden, dafür starrte mich Dava an, als sei ich der Teufel persönlich.
    »Es ist nichts«, wiegelte ich ab, zügelte meine Wut und betrat die kleine Kammer, in der die Truhe mit meinen Sachen stand. Ich suchte mir frische Kleidung heraus und ging duschen.
    Kapitel28
    »Wie geht es dir?«, fragte Amber.
    Sie hatte das Lafayette kurz nach acht erreicht. Menschen, die sie nicht kannte, hatten sie hereingelassen. Julius sei jagen, würde aber bald zurückkommen, hatten sie gesagt. Amber hatte darum gebeten, zu Steven geführt zu werden.
    Er lag in einem Bett in einem kleinen, unterirdischen Raum. Es gab zwar keine Fenster, aber Bilder an den Wänden, eine Kommode und Schränke. Auf dem Boden lag ein dicker cremefarbener Teppich.
    Der junge Mann hatte geschlafen, als sie eintrat. Sein Oberkörperwar nackt. Ein Verband bedeckte die Stelle, wo ihn der Pfeil getroffen hatte. In Stevens Brust, direkt neben dem Herzen, klaffte ein schwarzes Loch. Es blutete weder, noch hatte sich eine Kruste gebildet.
    Amber tat der Vampir leid, dem die Nähe zu Julius zum Verhängnis geworden war. Sie nahm Stevens Hand in ihre, wie sie es bei jedem Kranken getan hätte. Die Haut des schlafenden Vampirs war kalt, zäh und lederartig, die Finger seltsam starr.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie noch einmal, doch Steven bewegte nur kurz die Augenlider.
    Die Stille machte sie nachdenklich. Den ganzen Tag lang hatte Amber Julius’ Präsenz gespürt, und oft war es ihr sogar angenehm gewesen, dieses kleine Geheimnis in ihrem Herzen zu tragen.
    In anderen Momenten hatte sie es als quälend und beängstigend empfunden.
    Heute hatte sie es ihm erlaubt, aber sie musste es einschränken, wenn sie weiterhin ein Privatleben haben wollte, das diese Bezeichnung auch verdiente.
    Trotzdem, Amber fühlte sich dem Vampir näher als je zuvor.
    Ob es wohl daran lag, dass sie erneut Blut getauscht hatten? Waren sie jetzt

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