Septembermann: Lovestory (German Edition)
ist alles, was sie bisher aus ihm herauskitzeln konnte. Es hat den Anschein, als stochere sie in einer schmerzenden Wunde.
Die vergangenen Tage sind ihre Gedanken mehrfach zu Sascha gewandert, jedoch letzten Endes bei Peter Schne ider hängen geblieben.
Janes Gehirnkreise schlagen eine überschäumende Zeitschneise.
Es ist passiert.
Der Fremde im Fahrstuhl war wie ein überraschender Sommerregen. Weich. Erfrischend. Warm. Seine Berührungen perlten paradisisch auf ihrer Haut und stürzten sie in einen Zwiespalt ihrer Gefühle.
Jane ist bei Sascha und ihr Herz sehnt sich nach Peter? Sie will ihre Emotionen neutralisieren. Schwerstarbeit. In ihr geht eine Wandlung vor, das spürt sie wie die Ungeduld. Sie will immer alles. Sofort. Aber was? Sie tappt im Dunkeln. Peter sieht unverschämt gut aus. Er ist ein Charmeur. Jane lächelt vage, während sie ihren Schreibtisch aufräumt.
„Jane, ich wünsche Ihnen ein traumhaftes Wochenende.“
„Danke, Chef, Ihnen und Ihrer Familie ebenfalls“, verabschiedet sie sich und entschwindet aus den Geschäftsräumen.
Jane tritt hinaus in das Leben. Sie löst ihren lässigen Schlipsknoten, öffnet die Jacke ihres Nadelstreifenanz uges, geht zum Betriebsparkplatz, steigt in ihren Flitzer und kurvt froh gelaunt heim. Was hält der Samstag und Sonntag für sie bereit? De facto keine Fahrt mit dem Lift. Cora und sie treffen sich an ihrem obligatorischen Freitagabend bei Jane.
*
Die Blätter fallen und Dunstschleier wabern über den Bodensee. Jane radelt morgens ins Büro und fühlt sich allein trotz Betriebsamkeit auf den Straßen.
Herbststi mmung. Als furioses Finale des Spätsommers zeigt sich die Natur, nachdem sich die Schleierschwaden auflösen, in einem Farbenrausch. Die goldene Jahreszeit ist ein Aufflattern und gleichzeitig ein Versprechen, der nächste Frühling kommt.
Nach Feierabend widmet sie sich zu Hause dem Stau bfänger-Schnickschnack und zieht die Bettwäsche mit Herbstmotiven auf. Das macht Lust auf einen ausgedehnten Morgenschlaf. Sie freut sie sich auf ein kuscheliges Wochenende mit Sascha und Frühstück im Bett. Ein verführerischer Gedanke.
Rot, Gelb und Orange sind Janes Lieblingsfarben. Eine Woh ltat für Auge und Seele. Teppiche und rustikale Holzmöbel im Landhausstil zaubern eine behagliche Atmosphäre in ihr gemeinsames Zuhause.
Plötzlich ist sie unruhig. Ach, Frauen und ihre Intuition. Als ob sie ahnt, dass sie die Geister ihrer jüngsten Ve rgangenheit bald einholen werden.
Manchmal wünscht sie sich, dass eine imag inäre Person für sie entscheidet, denn wie derzeit geht es nicht weiter. Eine Treppe in ihrem Lebenshaus ist angeknackst.
Jane geht zum Schauke lstuhl, sie nimmt sich ein Stück Obst aus dem Weidenkorb und beißt hinein. Im nächsten Moment fällt ihr der Apfel aus der Hand. Sie ärgert sich über ihre wiederholte Fahrigkeit und ihre Gedankenpolizei betreibt Ursachenforschung.
Warum ist sie seit Wochen überreizt , weil sich permanent Gegenwart und Vergangenheit in diffusen Gebilden vermischen? Das ist wie ein zu langer Rocksaum, über den sie unaufhörlich stolpert.
*
Dingdong ! Janes Flurglocke läutet. Sie geht durch die Diele und öffnet.
„Hallo, Frau Lehrerin, wie war die Schuleinführung?“
„Für die Erstklässler ein großer Tag, ihre Kinderaugen strahlten.“
„Wie wir als Sechskäsehochs. Schade, dass diese Euph orie schnell verfliegt. Bitte nicht deinen Zöglingen petzen, Cora, sonst gibt’s einen Eintrag im Klassenbuch.“ Jane lacht.
„Magst du eine Tasse Sch okolade?”
„Klasse, heißer Kakao ist ein Bauc hwärmer.”
„Kommt sofort, Madame.”
„Dann bleibst du auf deinen vier Buchstaben sitzen. Du wolltest von dieser brisanten Liftbegegnung erzählen.”
„Versprochen, ist versprochen und wird nicht gebr ochen.”
Sie klammern ihre Hände an die originellen Henkeltassen und Jane beginnt, von ihrer rasanten Fahrstuhlfahrt zu berichten.
Cora traktiert vor Aufregung mit der Kuchengabel ihre saftige Zwetschgenschnitte.
„Jane, ein One-Night-Stand mit einem Fremden , ich bin empört. Wenn ich an deine Boyparade der letzten Jahre denke, alle Verehrer hast du schmoren lassen und Sascha ist fast nach Wochen verglüht. Jetzt steigst du mit dem erstbesten Schönling in die Kiste. Anormal, Hormonverwirrungen ist die einzige plausible Erklärung.“ Cora zieht eine Unmutsfalte zwischen den Augenbrauen.
„Hoppla, ich bin weder ein Herrenwanderpokal, noch besitze ich einen
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