Septembermann: Lovestory (German Edition)
Hausmannskost?”, erkundigt sich Cora.
„Nee. Eher auf total Ve rrücktes.”
„Auf was denn?“
“Kuschelschäferstündchen.”
„Bisher war dein Intimleben relativ normal. Wie halt bei jedem, wenn die Alltagskralle zuzwackt.“ Cora bleibt verdutzt st ehen. Das Laub raschelt unter ihren Füßen.
„Ich leide außerdem an penetranter Müdigkeit.”
„Oh, là là.” Cora reckt ihren Hals und prustet durch die Lippen.
„Nix da. Du hörst keine schwangere Nachtigall trapsen. Ich habe weder Appetit auf Rollmöpse noch Sahnetör tchen und danach eine Senfgurke.”
„Sondern?”
„Ich träume von zärtlichen Liebesspielen mit Frauenvernascher Peter.”
„Er ist kein Womanizer! Hast du dich mit Haut und Haaren in diesen smarten Sunnyboy ve rliebt?”
„Mein Herz jubelt und mein Verstand bockt. PS hat längst während seines beruflichen Asienaufenthaltes, von dem er mir erzählt hat, eine Stran dschönheit aufgerissen und testet sich von der Vorspeise bis zum Dessert durch.”
„Warum reagierst du so aggressiv? Wie lange soll die Geschäftsreise da uern?”
„Er schätzte vierzehn Tage. Wieso hältst du ihm derart die Stange und bist überzeugt, dass seine Beziehungen länger halten als eine Büc hse Limo?”
„Meine Eingebung sagt mir, dass er kein Abenteuertyp ist. Basta.”
„Sein Abtauchen beweist das Gegenteil, mittlerweile wurde aus dem schnuckeligen Liftboy ein Luftboy. Ende der Debatte“, donnert Janes Stimme.
*
„ Stefan , unsere Verhandlungen mit den vietnamesischen Stadtvätern des Baudezernats nehmen Gestalt an und die Statiker bestechen durch Kompetenz.”
„Uns Europäern mit ihren Vorurteilen hat man hier empfindlich auf den arroga nten Zahn gefühlt. Mein Pioniergeist läuft zur Höchstform auf. Was hältst du von einer langfristigen Zusammenarbeit mit diesen Fachkollegen?”
„Es bahnt sich ein Megaauftrag an. Beim Bau der ersten Brücke über den Mekong River wäre ich gern dabei , das ist mehr, als eine Herausforderung.“
Circa achtzig Millionen Dollar legen die Bauträger bereit. Eintausendfünfhu ndert Meter lang soll diese erste Brücke werden, von einhundertdreißig Stahltrossen gehalten.
Das nächste Projekt: die imposante Hängebrücke über den Mekongarm Hau Giang mit zweihundert Millionen Dollar Ko stenvoranschlag, Bauzeit fünf Jahre, werden eindrucksvolle Symbole für die Aufbruchsstimmung der Bewohner im Mekong Delta.
Peters bester Gefährte gegen Liebeskummer ist die Arbeit. Er blendet alles Störende aus und idealisiert seine Möglichkeiten nach der absehbaren Rückkehr nach Deutschland. Stefans Freund setzt auf das Prinzip der Zufallsbegegnung mit seiner Sehnsuchtsfrau. Ist damit eine bittere Enttäuschung vorprogrammiert?
S tefan merkt, wie Peters Flucht vor der unvermeidlichen Realität in Germany dessen Laune beeinträchtigt. Je länger die Geschäftsverhandlungen dauern, umso mehr rebelliert sein Magen. Wie das Südchinesische Meer. Wild. Schäumend. Sechs Wochen hat sich ihr geplanter vierzehntägiger Aufenthalt inzwischen hingezogen.
Die Impressionen, neben den beruflichen Aspekten, müssen die engagierten Bauingenieure erst einmal vera rbeiten. Täglich laufen Szenen rückwärts ab.
Vom Gondoliere, dem der Venezianer vergleichbar, der auf dem Heck seines Holzkanus durch die Wassermärkte paddelte. Vorbei an schwimmenden Nähereien, Eisständen und Kaffeebars. Die Wiederentdeckung der Langsamkeit in der modernen Zeit. Lautstark zogen die Händler im Fluss mit ihrem Supermarktangebot auf Booten, die sie feilboten, an ihnen vorüber. Die größeren Schiffe fielen durch ihr Werbelogo auf: schwarz-weiße Augenpaare mit starkroten Pinselstrichen umrandet.
Die Freunde wunderten sich über die Bereitwilligkeit der freundlichen Flussbewo hner, die ihnen Einlass in die „Keller“ ihrer schwimmenden Häuser erlaubten, die auf leeren Ölfässern im Hau-Ging-River andoggten. Viele dieser Pfahlbausiedlungen im Mekong-Delta waren nur mit einer Barke über Holzstege oder Minihängebrücken erreichbar. Unter den Schiffsrümpfen hingen Netze und Drahtkörbe tief im Wasser, in denen züchteten die Einheimischen Fische und Süßwassergarnelen. Die Fischer widmeten sich am helllichten Tag einem riskanten Nebengeschäft. Sie schmuggelten in ihren Barkassen unverzollte Zigaretten und Alkohol aus dem naheliegenden Kambodscha.
„Ob sich Saigons ausgeprägtes Straßenleben im neuen Jahrta usend behaupten kann?“, unterbricht Stefan beim
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