Septembermann: Lovestory (German Edition)
Termin. Vor einer halben Stunde.“
„Sie stehen unter Schock. Steigen Sie bei mir ein. Welche Adresse?“
„Den Babys geht es gut , Ihnen weniger, Sie brauchen nach der Aufregung absolute Ruhe“, stellt die Gynäkologin fest.
Aufregung? Das ist untertrieben. Ihr Septembermann und ihre beste Freundin sind ein Liebespaar? Deshalb hat Cora das Thema Wohnungseinrichtung so inte nsiviert bei ihrem letzten Einkaufsbummel? Diesen beiden Menschen hat sie bedingungslos vertraut.
Kälte kriecht vor bitterer Enttäuschung über ihre Wirbelsäule. Warum macht ihr Schicksal diesen gewaltigen Schnitzer?
A ls Jane das Sprechzimmer ihrer Frauenärztin verlässt, springt ihr Retter in der Not im Warteraum vom Stuhl.
„Alles in Ordnung?“, erkundigt er sich besorgt.
„Ja, den Babys geht’s bestens.“
„Babys?“
„Ich erwarte Zwillinge.“
„Ich bringe Sie nach Hause.“ Er fährt sich durch sein braun gewelltes Haar.
„Das ist sehr freundlich, aber nicht nötig.“
„Ihr Auto steht am Straßenrand, vergessen?“
„Nein, es gibt Busse“, wirft Jane lapidar ein.
„Machen Sie mir die Freude, Sie und ihre Zwerge sicher d aheim zu wissen.“
Daheim. Was ist das? Alles ist aus den Fugen zu geraten. Diese Woche ist Peters Domizil ihr zu Hause. Nein! Jane will in ihre vertraute Höhle. Sie nennt ihrem aufmerks amen Begleiter Straße und Hausnummer. „Wenn Sie so viel von ihrer Freizeit opfern möchten?“, fragt sie bedenklich.
„Davon habe ich mehr als genug. Bitte steigen Sie ein. Ich habe vor Tagen meine Akte Deutschland abgew ickelt.“
„Für i mmer?“
„Für immer und ewig.“ Er erzählt von seinen Reisepl änen.
„Sorry, wir sind da“, unterbricht Jane. „Darf ich Sie zu einer Tasse Kaffee einladen?“
„Danke, nein. Ihr Mann erwartet Sie sicher sehnsüchtig.“
Er hat keine Ahnung, in welcher Bredouille sie sich b efindet. Ihre Männer! Der letzte ist von einem Tag zum anderen in die Staaten geflogen und der nächste entpuppt sich als Fremdgeher. „Ich möchte mich für ihre Hilfsbereitschaft bedanken, es macht mir keine Mühe und Zeit haben Sie doch im Überfluss?“
„Überredet, wer setzt das Kaffeewasser auf?“, fragt er und bringt Jane fast zum Lachen. „Darf ich mich vorste llen, mein Name ist Bernd Schmitz.“
„Angenehm, ich bin Jane.“
„Wo sind die Filtertüten?“, hört sie ihn nach dem Eintreten aus der Küche rufen. „Sie setzen sich, Kaffee kommt sofort“, sagt er und werkelt mit der Kanne am Wasserhahn. „Wie wär’s mit einem Powerdrink?“
„Einen was?“
„Darf ich in Ihren Schränken stibitzen?“
„Wozu?“
„Für die Zutaten.“
„Wenn Sie meinen“, antwortet Jane und plumpst in ihren Lieblingssessel. Der Herrgott hat ihr einen Engel g eschickt. Herr Schmitz ist ein ausgesprochen Netter. Jane kickt ihre vom Schnee besudelten Stiefel von den Füßen.
„Bitte sehr, Jane. Ein Glas Kaffee.“
„Oh.“ Ihre Nase schnüffelt. „Was ist drin?“
„Eine Handvoll Walnüsse, ein Teelöffel Haferflocken, zwei Tassen frisch gepresster Orange nsaft und zwei Esslöffel Joghurt. Das baut Sie nach dem Schrecken wieder auf.“
„Klingt Erfolg versprechend. Mm, schmeckt sogar.“
Er setzt sich auf die Couch ihr gegenüber. „Ihre Wohnung hat einen erlesenen Charme mit Wohlfühlcharakter und erinnert mich an mein Heim.“ Seine Stimme sinkt in wehmütige Akkorde.
Ops, jetzt wird Herr Sympathikus anzüglich. Achtung!
„Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Dieses mediterrane Flair, der Hauch von Landhausstil mit seinen warmen Kolorierungen erinnert mich an mein Haus, das meine Frau eingerichtet hat und das ich vor Wochen verkauft habe.“
„Das klingt nach Vergangenheit?“
„Wir waren über dreißig Jahre zusammen, meine Gattin ist vor Monaten an Krebs gestorben. Unser Plan war, als Ruheständler in unsere Finca auf Mallorca überzusiedeln. Jetzt musst du den Traum für uns beide leben. Tu es, waren ihre letzten Worte.“
Jane ist gerührt und Wärme steigt in ihr auf, als sie die Vorste llung abwehrt, dass Peter sie hintergeht. Cora ist mehr als eine Freundin und für Jane unvorstellbar, dass sie sie derart verletzen könnte.
„Sie sind ein bemerkenswerter Mensch. Von ihrem Schlag gibt es wenige.“
„Wissen Sie, mein Haus hat ein Paar gekauft. Ich bin sicher, bei ihnen ist unser Besitz in den besten Händen. Jetzt will ich Sie nicht länger belästigen. Jane, sollten Sie jemals auf der Lieblingsinsel der Deutschen sein, Sie und
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