Septembermann: Lovestory (German Edition)

einem Jahrhunderthochwasser mit Millionenschäden, erfährt er über einen deutschen Nachrichtensender und er ist in Sorge.
     
    E-Mail from Sascha to Debbie
     
    Hello, Debbie,
     
    ich lenkte den Feuerstuhl durch gigantische Hochebenen mit mächtigen Tafelbergen, kargen Steppen, leuchtendem Präriegras und strahlendem blauen Himmel, bis nach  New Mexiko. Scharfes Essen, Westernflair und heiße Wüstenluft inklusive.
    Anschließend folgte ich dem faszinierenden Übergang von Hal bwüste in dichte Wälder der Sangre de Christo Montains, die Überreste des Indianerpueblos Pecos, in die malerische Künstlerwerkstadt Santa Fe, in der die Zeit stillzustehen schien.
     
    Debbie, ich war in Albuquerque und fuhr mit der längsten Seilbahn der Welt. Sensationell. Ich überquerte den Rio Grande, quer zu den Bahngleisen und mit lautem Tuck, Tuck zogen die Dieselloks durch die Landschaft wie aus einem Hollywood Western.
    Meile um Meile näherte ich mich deinem Homecountry. Der Reiseführer empfiehlt, Deinen Wüstenstaat Arizona mit einem Chevrolet zu erleben. Auf den Spuren der Pioni ere, die einst in Planwagen durch Dein Heimatland zogen. Ich tourte mit dem Motorrad durch bizarre Felsenlandschaft und spürte wie damals mit Dir in Tucson den Wilden Westen.
    In Oatman verbrachten die Filmlegenden Clark Gable und Carol Lombard ihre Hochzeit snacht in Vom Winde verweht . Der Liebesfilm, zwischen Glück und Tränen während des Sezessionskrieges, der seit neunzehnhundertneununddreißig die Fans bewegte. Ich schließe mein Logbuch für heute, Debbie.
     
    Gute Nacht
     
    In Saschas Brust sticht es, als er seine Mail an Debbie überfliegt. Jane mag dieses aufwühlende Südstaatenepos …
    *
     
    „ Hör sofort auf, sonst schreie ich!“ Stefanie stampft mit den Füßen im Sand.
    „Mon Chérie, ich muss meinem Herzen Luft machen. Warum reagierst du so hyst erisch?“
    „Stefan, seit ich in Saigon gelandet bin, scharwenzelst du vierundzwanzig Stunden um mich herum. Stefanie dies, Stef anie das. Was ist los mit dir, mein alternder Filou? Willst du deine Eskapaden vergangener Jahre in wenigen Tagen ausbügeln?“ Sie klopft ihrem Seitenspringer außer Dienst lässig aufs Knie.
    „Wieso, nimmst du mich nicht ernst?“
    „Weswegen? Hätte ich dies getan, säßen wir kaum einvernehmlich, abgesehen von deinem momentanen übertriebenen Fürsorgetick, am Meer zwischen Phan Thiet und Mui Ne, Vietnams Côte d` Azur.“
    „Es ist wichtig für mich, dass du weißt, es hat zwischen meinen abtrünnigen Kapri olen nur dich gegeben hat, Stefanie.“
    „Du stapelst hoch. Abtrünnig? Bleib auf dem Teppich. Dass Männer in ihrer Fantasie stets zu Übertreibungen ne igen.’’
    „Waaaas?“, reagiert Stefan gespreizt. „Grandpa, kühle dein erhitztes Gemüt in den Fl uten ab.“ Omi Stefanie springt wie in junges Reh hoch und in die schäumenden Wasserwogen.
     
    Stefan schaut seiner Frau melancholisch nach. Fast fünfzig ist sein Mädchen mittlerweile und immer noch ein erfrischender Anblick. Er liebt seine Frau, seit dem ersten Augenblick, als sie seine Abiturklasse betreten hat. Was ist mit mir los, überlegt er. Demnächst mache ich ein Testament, um meine Dinge zu regeln. Das ist abartig und überflüssig. Ich habe weder Kinder auf der freien Wildbahn noch rote Zahlen auf dem Bankkonto. Meine rechtmäßigen Erben sind die Erben meines Herzens: Stefanie, Doreen, Tino und Ben. Also, was soll diese Trübseligkeit, rügt er sich, winkt Stefanie und läuft ihr entgegen.
     
    *
     
    „Jane , Jane“, giftet Sascha mit einem Aufschrei, dass die Kakteenstacheln neben seiner Schlafstätte zittern, als er am Morgen erwacht. Missgelaunt bereitet er sich ein kleines Frühstück, bevor er den Spuren der 66 weiterfolgt. Es ist Mittag, als er eine Pause einlegt und sein Notebook aus dem Gepäck zerrt. Lässig setzt er sich an den Straßenrand und beginnt zu schreiben.
     
    E-Mail from Sascha to Debbie:
     
    Sanft und kurvig ging es durch das Farbwunder der Painted Desert, der angemalten Wüste. Diese Kolorierungen bis zum Firmament! Weißgrau. Schilfgrün. Rosa. Rot. Lila. Und die Brauntöne der über zweihundert Millionen Jahre alten, versteinerten Baumstämme Petrified Forest, waren ein einmaliger Naturgenuss.
    Nach dieser Wüstenglut ist die überraschende Kühle der dichten Kiefer- und Pinienwä lder unweit von Flagstaff und das zweitausend Meter hoch gelegene Plateau, in das der Colorado River in 1,7 Millionen Jahren den Grand Canyon grub, sehr