Septembermann: Lovestory (German Edition)
vom Officepool, die Gabel sprang vom Tellerrand und aus der Kaffeetasse flutschte der Löffel klirrend zu Boden.
Nach der Arbeit stolperte sie über die Eingangsstufen ihres Wohnhauses und der Absatz von ihren Pumps rollte die Treppen hinunter. Kurz darauf rastete ihr Ne rvenkasper völlig aus, als sie den Grund ihrer hektischen Gebärden erfuhr, den sie für sich behielt. Absichtlich.
Spätabends als sie Sascha wie gewöhnlich nach ihrem Friendsday in seine Wohnung begle itete, stand ihr das Grauen erst bevor, weiß sie heute.
Ihr Mister German war Tag und Nacht an ihrer Seite und er erzählte ihr von Jane. Aber zu guter Letzt schnappte keine Traumfrau De bbie Sascha vor der Nase weg – sondern die Natur: die Traumstraße 66. Er verließ Arizona nach ihrer Offenbarung. Der große Blonde hatte sich seine Sohlen in Phönix abgelaufen.
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E-Mail from Sascha to Debbie
Hey Debbie,
die letzten Tage war mein Gedächtnis mit diesem freitä glichen Tränenschocker überladen. Ich sah dich immer wieder vor mir liegen. Reglos. Verletzt. Und nachts fabrizierte mein Unterbewusstsein ein groteskes Movie. Ich saß mit meinen Eltern im Auto. Wir fuhren eine Chaussee entlang, kamen von der Fahrbahn ab und schleuderten zwischen die Bäume. Es knallte und jedes Mal wachte ich an dieser Stelle auf. Es war wie ein Strudel in der Dämmerung, der mich in die Tiefe zog und bis Oklahoma nicht mehr losließ.
Die Route führte mich an Zink- und Bleiminen vorbei in den Südostzipfel von Amerika: In den Sonnenblumenstaat Kansas, in dem jede einzelne Meile der 66 als Straßensignet auf Asphalt gepinselt wurde und bald erreichte ich Oklahoma. Das Land der roten Erde, der wilden Stürme und der Indianerromantik.
In Claremore besuchte ich das Will Roger Memorial und tierisch ging es auf dem größten Viehmarkt der Welt zu. In diesem Präriestaat sind die Urenkel der weißen Ei nwanderer stolz auf einen Teil Indianerblut in ihren Adern.
Verheerende Unwetter führten vor sechzig Jahren zum Massenexodus der Okies über die Route 66 nach Kalifornien, erzählten mir Einheimische, die mir zu John Steinbecks Roman Früchte des Zorns als Reiselektüre rieten und sie zeigten mir den blassrosa-farbenen neun Fuß breiten Betonbelag. Für sie der Beweis, der Originalmeile der Traumstraße, sozusagen die Serviceroad, die im Dornröschenschlaf lag zur neueren State 66, auf der ich weiterfuhr durch beschauliche Städtchen in die Cowboy-Metropole Yukon, in der die berühmte Bogenbrücke den South Canadian River überspannt.
Meist rollte ich nach Plan. Neuerdings gab ich meinem Bedürfnis nach Ei nsamkeit in der Prärie vorbehaltlos nach und baute mein Einmannzelt auf, brutzelte eine Mahlzeit und hörte meinen leisen Gedanken zu.
Debbie, warum hast Du mir deine neue Situation ve rschwiegen, bis zu diesem Unglück? Die handfesten Indizien waren offensichtlich.
Gute Nacht, Debbie!
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E-Mail from Sascha to Debbie
Good Morning, Arizonagirl,
ich drückte auf das Gaspedal, bis ich im Land der golden schimmernden Felder unter blauem Himmel und schier endlosen Weiten, die Rinderherden und Bohrtürme prägten, ankam. Texas.
Ich assoziierte meine Eindrücke mit dem Jahr neunzehnhunderteinundachtzig, als ich ein Teenager war.
Charles und Diana feierten ihre Prunkhochzeit, die Ära in der Raumfahrt wurde eing eleitet, als die Columbia ins All startete und in Deutschland brach das Dallas Fieber aus. Der Fiesling J.R., seine Frau Su Ellen, Bobby und seine schöne, verletzliche Pam waren das Gesprächsthema Nummer eins rund um das Fernsehen. Ich war am Drehort der Soap.
Nonstop wollte ich durch Texas reisen.
Die Schmuckstücke U Drop In n& Café im Artdecostil in Shamrock und Kuriositäten, wie der schiefe Wasserturm von Groom reizten mich, dass ich den Aufenthalt verlängerte.
Gestern schrieb ich unseren Friendsday mit dem spektakulären Ausgang in mein Roadbook. Detailgetreu aus meiner Sicht und Deine ergänzte ich.
Nachdem wir uns vor meiner Haustüre verabschiedeten, wollte ich ein Buch lesen und wunderte mich über meine Unkonzentriertheit, die mich nicht zur Ruhe kommen ließ, bis ich meinem ungewöhnlichen Drang Dich anzurufen nachgab. Als Du nach meinem dritten Versuch nicht reagiert hast, stürzte ich aus der Wohnung zu Deinem Haus. Die Eingangstür stand einen Spalt offen. Ich wollte sie aufdrücken und stieß auf einen Widerstand. Sorry, Debbie, an dieser Stelle breche ich ab. Ein
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