Septembermann: Lovestory (German Edition)
Cappuccino. Let’s go, meine Damen.“
*
Eine Woche danach verlassen Jane und Peter freudestrahlend mit ihren Schnullerbäckchen das Klinikum.
Die schlaflosen Nächte sind vergessen. Ihre zwei kleinen Engel sind das schönste Geschenk und das Familienqua rtett schmust sich aneinander, als Omi Ingrid die Autotür öffnet. Großvatertränen rollen und Glückswellen durchfluten Horst’ Körper, als er den Motor startet. Janes Vati hat bereits das Bild vor Augen, wie seine Enkel in denen von ihm selbst gebauten Wiegen schaukeln.
***
Drei Jahre später.
Die Patchworkfamilie leidet an epidemischer Telefonitis und ihre Gedanken schlagen Purze lbäume rückwärts. Das Wir-Gefühl seit sechsunddreißig Monaten ist Medizin in jeder Lebenslage.
„Horsti, wann fahren wir endlich zum Rübezahl?“, hört Ingrid ihren Feriengast rufen. Ben trampelt neben den Rosenbeeten vor der Berghütte, wie inzwischen die Patchworkler freun dschaftlich das gemütliche Elternhaus von Jane in Vogtlandgrün nennen.
Janes Mutti wedelt Staub im Dachzimmer, der ehemal igen Mädchenstube ihrer Tochter, in der alles an seinem angestammten Platz steht, bis auf den Schreibtisch ihres Mannes mit der Online-Station.
„Vorsichtig, nichts durcheinanderbringen, das Chaos hat System“, hat sie ihr Mann augenzwi nkernd, während ihrer Putzattacken, gemahnt.
Hoppla! Dieser dicke Ordner! Akribisch hat Janes Papa die E-Mails von Tino abgeheftet , eine prall gefüllte Kladde voller Leben. Das Leben der Patchworkfamilie, in der Horst’ Frau mehrmals gelesen hat. Der Aktenberg ist die Wiederbelebung verlorener, nie wiederkehrender, ereignisreicher, zurückliegender Jahre. Jetzt hätte sie Lust in diesem Packen Papier Storys zu versinken. Aber Stefanies Enkel wird gleich von seinen Kumpels, die er hier seit dem ersten Besuch im Sommer neunzehnhundertneunundneunzig gefunden hat, zurückkommen. Wozu gibt es das Zufallsprinzip? Sie schließt ihre Augen, klappt die Akte auf und wo ihr Daumen grapscht, diese E-Mail von Tino führt sie sich zu Gemüte.
Fingergriff! Wo ist ihre Lesebrille? In der Hosentasche. Auf die Seiten, fertig, los!
E-Mail from Tino to Grid und Horsti - 2. December 1999
Hallo Grid und Horsti,
im Telegrammstil die News aus Bodenseestetten.
Das erste Highlight: unser Au pair ist seit Oktober bei Jane und Peter als Zwillingshüter ang estellt. Beine bis zum Himmel, blond und Megakurven? Bei uns ist alles anders, Horsti. Erinnerst du dich? Da steigen im Frühjahr die Drachen, nicht im Herbst, und das Kindermädchen in unserer Flechtsippe ist ein Boy namens Sándor. Er logiert als Familienmitglied gegenüber von Coras Zweitwohnung im Wohlfühlhaus. Ein geiler Typ. Der hat Paprika in jeder Pore. Ein feuriger, temperamentvoller und gut aussehender Ungar.
Drei männliche Wesen Sándor, Ben und ich ziehen los mit Timm und Tom in den Park zum Kinderwage nschaukeln an der frischen Herbstluft?
Erst dachte ich, Sándor hat ja wohl ’ne Meise unterm lockigen Fassonschnitt. Ich doch nicht! Au pairs karrten mit ihren anvertrauten Schnullerb acken über die Wege.
„He, machst du das freiwillig mit diesem schreienden Mon ster, um dein Studentenbudget aufzubessern?“, erkundigte ich mich bei einem Wagenlenker.
„Was denkst du denn, Naseweis?“, ballerte der Jungpapa mit seinem Lendenprodukt im Schlep ptau stolz zurück und alberte mit seinem Nachwuchs. Plötzlich war ich auch stolz auf unsere zwei quäkenden Lockenköpfchen in der Kinderkutsche, die die Passanten häufig anquatschten. „Diese süßen Babys.“
Das nächste Highlight!
Ihr wisst, Onkel Peter und Omi Stefanie müssen im Deze mber nach China: Vertragsabschlüsse. Sie verlegten die Betriebsweihnachtsfeier des Architektenbüros auf den ersten Advent und engagierten mich als Fotograf.
So eine bussifreudige Gesellschaft. Ich nahm die Ladys der Nacht in Kamera augenschein. Die Hormone der Erwachsenen kochten über. Mitten im Winter!
Meine Grandma sah super aus in ihrem weißen Hosena nzug und der schwarzen Satinbluse. Da fielen nicht nur Hänsels Augen raus, auch die von Goody, wie die Mitarbeiter inzwischen Herrn Claus Gutmann, den Oldie-Newcomer in der Firma rufen. So ein Sympathikus. Kein Schleimi. Ein Gentleman. Das bemerkten ebenfalls Binchen, die Sekretärin und Mama Doreen.
Tja! Ein Single kommt selten allein. So wurde er zum begeh rten Tanzpartner aber er stand voll auf Omi und Doreen auf Cläuschen. Die Tochter wurde zur
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