Septimus Heap 01 - Magyk
seine Frau am Morgen zu ihm gesprochen hatte, als sie hörte, dass er einen Auftrag von einem Zauberer bekommen habe.
»Stanley«, hatte seine Frau Dawnie mit erhobenem Zeigefinger gesagt, »ich an deiner Stelle würde mich nicht mit diesen Zauberern einlassen. Denk an Ellis Mann, der von einem kleinen fetten Zauberer oben im Turm verhext wurde und im Kochtopf landete. Er kam erst nach zwei Wochen wieder und war in einem fürchterlichen Zustand. Geh nicht, Stanley. Bitte.«
Doch Stanley hatte sich insgeheim geschmeichelt gefühlt, als die Rattenzentrale ihn bat, einen auswärtigen Auftrag zu erledigen, noch dazu für einen Zauberer. Er hatte sich auf die Abwechslung gefreut. In den zwei Wochen davor war er nämlich ständig zwischen zwei Schwestern hin und her gependelt, die miteinander im Streit lagen. Die Botschaften, die er zu übermitteln hatte, waren immer kürzer und rüder geworden, bis am gestrigen Tag seine Aufgabe nur noch darin bestanden hatte, von einer Schwester zur anderen zu rennen und überhaupt nichts mehr zu sagen, weil eine der anderen zu verstehen geben wollte, dass sie nicht mehr mit ihr spreche. Ihm war ein Stein vom Herzen gefallen, als die Mutter, entsetzt über die hohe Rechnung, die sie plötzlich von der Rattenzentrale erhalten hatte, den Auftrag kündigte.
Und so hatte Stanley seiner Frau erleichtert erklärt, dass er gehen müsse, wenn er gebraucht werde. »Schließlich«, so hatte er gesagt, »bin ich eine der wenigen Langstreckenvertrauensratten in der Burg.«
»Und eine der dümmsten«, hatte seine Frau entgegnet.
Und so saß Stanley jetzt zwischen den Resten des merkwürdigsten Abendessens, das er jemals zu sich genommen hatte, und lauschte der überraschend mürrischen Außergewöhnlichen Zauberin, die dem Gewöhnlichen Zauberer sagte, was er zu tun hatte. Sie knallte ihr Buch auf den Tisch, dass die Teller klirrten.
»Ich habe Zeldas Wie man die dunklen Kräfte unschädlich macht durchgelesen. Wenn ich doch nur ein Exemplar im Zaubererturm gehabt hätte. Es ist von unschätzbarem Wert.« Sie klopfte anerkennend auf das Buch. Das Buch missverstand die Geste. Es flüchtete vom Tisch und flog zu Marcias Verdruss an seinen Platz in Tante Zeldas Bücherstapel zurück.
»Silas«, sagte Marcia, »ich möchte, dass du gehst und meinen Talisman von Sally zurückholst. Wir brauchen ihn hier.«
»In Ordnung«, sagte Silas.
»Es muss sein, Silas«, sagte Marcia. »Unsere Sicherheit hängt davon ab. Ohne ihn habe ich weniger Macht, als ich dachte.«
»Ja, ja, schon gut«, erwiderte Silas ungeduldig und mit seinen Gedanken bei Simon.
»In meiner Eigenschaft als Außergewöhnliche Zauberin befehle ich es dir«, fuhr Marcia unbeirrt fort.
»Ja doch!«, rief Silas aufgebracht. »Ich sagte Ja. Ich werde gehen. Das wollte ich sowieso. Simon ist verschwunden. Ich werde ihn suchen.«
»Gut«, sagte Marcia, die ihm wie immer nur mit halbem Ohr zuhörte. »Aber wo ist denn die Ratte?«
Stanley, der noch immer nicht sprechen konnte, hob die Pfote.
»Die Botschaft, die Sie zu überbringen haben, ist dieser Zauberer. Zurück an den Absender. Verstanden?«
Stanley nickte unsicher. Er hätte die Außergewöhnliche Zauberin gern darauf hingewiesen, dass dies gegen die Vorschriften der Rattenzentrale verstieß. Sie beförderten keine Fracht, weder menschliche noch sonst welche. Er seufzte. Seine Frau hatte ja so Recht gehabt.
»Sie werden diesen Zauberer mit geeigneten Mitteln sicher und wohlbehalten zum Absender bringen. Verstanden?«
Stanley nickte unglücklich. Mit geeigneten Mitteln? Was hatte das zu bedeuten? Vermutlich sollte Silas nicht durch den Fluss schwimmen. Oder per Anhalter im Gepäck eines vorbeikommenden Hausierers reisen. Na prima.
Silas kam Stanley zu Hilfe. »Danke, Marcia, aber ich brauche nicht aufgegeben zu werden wie ein Päckchen. Ich nehme ein Kanu. Die Ratte kann mitfahren und mir den Weg zeigen.«
»Ausgezeichnet«, sagte Marcia, »aber ich möchte eine Auftragsbestätigung. Sprich, Rattus Rattus.«
»Jawohl«, sagte Stanley mit dünner Stimme. »Auftrag bestätigt.«
Silas und die Botenratte brachen am Morgen kurz nach Sonnenaufgang mit der Muriel eins auf. Der Nebel hatte sich in der Nacht aufgelöst, und die Wintersonne warf im grauen Licht des Morgens lange Schatten über die Marschen.
Jenna, Nicko und Maxie mussten früh aufstehen, damit sie Silas zum Abschied winken und Grüße an Sarah und die Jungen auftragen konnten. Die Luft war kalt und frostig, und
Weitere Kostenlose Bücher