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Septimus Heap 01 - Magyk

Septimus Heap 01 - Magyk

Titel: Septimus Heap 01 - Magyk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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entziffern. Der Text lautete:

    Der Unsichtbarkeitszauber
ist ein wertvoller und hoch geschätzter Zauber
für alle, die (ausschließlich zum Schutz
der eigenen oder anderer Personen)
jenen zu entkommen wünschen,
die ihnen Schaden zufügen könnten.
    Jenna bekam beim Lesen ein mulmiges Gefühl, denn sie wollte lieber nicht daran denken, wer ihr Schaden zufügen könnte. Sie griff in die dicke Papiertasche mit den Charms. Die Gegenstände in der Tasche fühlten sich an wie glatte und flache Spielmarken. Ihre Finger umschlossen eine Spielmarke und zogen sie heraus. Es war ein kleines ovales Stück poliertes Ebenholz.
    »Sehr hübsch«, sagte Marcia beifällig. »Schwarz wie die Nacht. Genau richtig. Kannst du die Inschrift lesen?«
    Jenna kniff die Augen zusammen und versuchte zu entziffern, was auf dem Ebenholz stand. Die Wörter waren winzig und mit verblasster goldener Tinte in einer altmodischen Schrift geschrieben. Marcia zog ihre große Lupe aus dem Gürtel, klappte sie auf und reichte sie ihr.
    »Versuch’s mal damit«, sagte sie.
    Jenna führte die Lupe langsam über die goldenen Buchstaben und las laut vor:

    Lass in der Luft mich nun verschwinden,
Lass keinen, der mir Böses will, mich finden,
Lass den vorbeigehn, der mich hasst,
Mach, dass sein Aug mich nicht erfasst.
    »Hübsch und einfach«, sagte Marcia. »Fällt einem leicht wieder ein, wenn es brenzlig wird. Manche Zauber sind schön und gut, aber im Notfall kann man sich nur schwer an sie erinnern, jetzt musst du dir den Zauber einprägen.«
    »Wie einprägen?«, fragte Jenna.
    »Halte den Charm dicht vor dich hin und sage dabei den Spruch auf. Du musst dir den genauen Wortlaut merken. Und während du den Spruch aufsagst, musst du dir vorstellen, was der Zauber bewirkt, das ist ganz wichtig.«
    Es war gar nicht so leicht, wie Jenna gedacht hatte, besonders weil Nicko und Junge 412 zusahen. Wenn sie sich an die richtigen Worte erinnerte, vergaß sie, sich vorzustellen, wie sie sich in Luft auflöste, und wenn sie zu intensiv daran dachte, wie sie sich in Luft auflöste, vergaß sie wiederum die Worte.
    »Probier es noch einmal«, machte ihr Marcia Mut, nachdem sie ärgerlicherweise bis auf ein einziges kleines Wort alles richtig gemacht hatte. »Alle glauben, Zaubern seien leicht, aber das stimmt nicht. Aber du hast es gleich.«
    Jenna holte tief Luft. »Was glotzt ihr denn so!«, fuhr sie Nicko und Junge 412 an.
    Die beiden grinsten und blickten stattdessen demonstrativ zu Berta. Berta regte sich unbehaglich im Schlaf. Sie merkte immer, wenn sie angestarrt wurde.
    So kam es, dass Nicko und Junge 412 verpassten, wie Jenna zum ersten Mal verschwand.
    Marcia klatschte in die Hände. »Du hast es geschafft!«, rief sie.
    »Echt? Wirklich?«, meldete sich Jennas Stimme aus der Luft.
    »He, Jen, wo bist du?«, fragte Nicko lachend.
    Marcia sah auf ihre Uhr. »Denk daran, dass die Wirkung des Zaubers beim ersten Mal nicht lange anhält. In ungefähr einer Minute wirst du wieder sichtbar. Danach sollte die Wirkung so lange anhalten, wie du willst.«
    Junge 412 beobachtete, wie sich Jenna in den flackernden Schatten, die Tante Zeldas Kerzen warfen, langsam wieder materialisierte. Er glotzte sie mit offenem Mund an. Das würde er auch gern probieren.
    »Nicko«, sagte Marcia. »Du bist dran.«
    Junge 412 ärgerte sich über sich selbst. Wie kam er nur darauf, dass Marcia ihn fragen könnte? Sie würde ihn niemals fragen. Er gehörte nicht dazu. Er war nur ein Entbehrlicher von der Jungarmee.
    »Nein, danke«, sagte Nicko, »ich habe meinen eigenen Unsichtbarkeitszauber. Ich möchte sie nicht durcheinander bringen.«
    Nicko hatte eine praktische Einstellung zur Magie. Er hatte nicht die Absicht, Zauberer zu werden, obwohl er aus einer Zaubererfamilie stammte und die Grundlagen der Zauberei erlernt hatte. Er sah nicht ein, wozu er mehr als einen Zauber von jeder Sorte brauchte. Wozu sich mit dem ganzen Kram belasten? Er glaubte, dass er bereits alle Zaubersprüche im Kopf hatte, die er jemals brauchen würde. Er benutzte seinen Kopf lieber für nützliche Dinge wie Gezeitentafeln und die Takelagen von Segelbooten.
    »Schön«, sagte Marcia, die sich hütete, Nicko zu etwas zu zwingen, was ihn nicht interessierte, »aber vergiss nicht, dass nur diejenigen, die im selben Unsichtbaren sind, sich gegenseitig sehen können. Wenn du in einem anderen bist, wirst du für alle, die einen anderen Zauber verwendet haben, nicht zu sehen sein, auch wenn sie ebenfalls

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